Warum brauchts ein neues Netz?
Das Internet der Dinge ist ein Boom-Business. Schon jetzt sind weltweit 6,4 Milliarden Geräte vernetzt. Bis 2020 sollen es 50 Milliarden sein. Das Problem: Ein Sensor braucht heute eine SIM-Karte bzw. ein eingebautes Handy, um ans Internet angeschlossen zu werden. Das ist teuer und braucht viel Strom. Eine Alternative ist ein so genanntes Low Power Network (LPN). Die Vernetzung braucht nur wenig Strom. Dinge können mit einer Knopfbatterie zwei bis drei Jahre Daten ohne Nachladen senden und empfangen. Bis Ende Jahr hat Swisscom den Grundausbau bereits abgeschlossen. 80 Prozent der Nutzer in der Schweiz sollen abgedeckt werden sein.
Kann ich damit telefonieren und hält meine Handybatterie länger?
Nein, das ist der Nachteil von LPN. Es können nur wenige Daten übermittelt werden, teilweise mit Zeitverzögerung. Für einen Livestream einer Überwachungskamera oder Sprachtelefonie ist das neue Netz nicht gemacht.
Was für Anwendungen sind sonst denkbar?
Swisscom stellt nur das Netz bereit, externe Firmen und Start-ups können Anwendungen und Geräte dafür bereitstellen. Einiges wurde in der einjährigen Testphase in Zürich, Genf und Lenzburg bereits ausprobiert. Parkplätze melden ans Parkleitsystem, ob sie belegt sind. Sensoren messen, wie stark Container gefüllt sind, die Gemeinde passt die Abfalltour laufend an. Der Briefkasten meldet sich, wenn ein Paket oder ein Brief eingeworfen wird. Heizungszähler melden die Bezüge automatisch dem Vermieter und müssen nicht mehr abgelesen werden. Maschinen melden Ausfälle. Sensoren im Boden informieren den Bauern über Temperatur und Zustand.
Brauche ich eine SIM-Karte?
Nein. Microchips, die den Standard «Lora» (Long Range, also grosse Reichweite) unterstützen, werden direkt ins vernetzte Ding eingebaut. Die Reichweite beträgt dann je nach Verbindung fünf bis fünfzehn Kilometer.
Was kostet die neue Technik?
Sie ist sehr günstig und damit geeignet, in grossen Mengen Geräte zu vernetzen. Swisscom kann die eigene Infrastruktur nutzen, 300 neue Antennen bauen und mit einer Investition von einem tiefen, einstelligen Millionenbetrag die Grundversorgung der Schweiz sicherstellen. Es ist rund zehn Mal günstiger, ein Ding mit Low Power Network zu vernetzen als mit klassischem Mobilfunk.
Wie schliesse ich meine Wohnung an?
Das ist noch offen. Swisscom selber wird da keine Lösungen anbieten, sondern sie anderen Firmen überlassen. Die werden das Signal fürs Gebäudeinnere einerseits verstärken müssen, andererseits braucht es zentrale Standards für die Vernetzung des Smarthome. Das wird am Anfang das grosse Problem sein, dass es unzählige Anwendungen mit eigenen Apps gibt, die aber untereinander nicht kompatibel sind.
Baut Swisscom nun das einzige Internet der Dinge für die Schweiz?
«Auf keinen Fall», heiss es heute an der Pressekonferenz in Zürich. Einerseits gibts gerade für die Vernetzung von Gebäuden unzählige andere Möglichkeiten und Standards, etwa über WLAN-Verbindungen oder ein lokales Funknetz. Andererseits kann ein Low Power Network grundsätzlich von jeder Firma aufgebaut werden. Es ist nicht einmal meldepflichtig oder konzessioniert wie beim Mobilfunk. Die Post etwa hat vor zwei Wochen bereits bekannt gegeben, ein eigenes Lora-Netzwerk auszutesten. Für die eigene Logistik, aber auch um dem Kunden etwa genaues Päckli-Tracking anzubieten.