Gesichtserkennung und Augmented Reality
Das neue iPhone sieht alles

Revolutionär ist beim neuen iPhone X nicht das randlose Display oder das kabellose Laden, sondern das komplexe Kamerasystem: Wir stehen ab sofort unter Beobachtung.
Publiziert: 18.09.2017 um 11:38 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:57 Uhr
Lorenz Keller

Apple hat aus der Not eine Tugend gemacht: Der Trend zu Handy-Bildschirmen fast ohne sichtbaren Rand auf der Vorderseite erfordert neue Bedienkonzepte. Und das führt zu Änderungen: Das neue iPhone X hat keinen Home Button mit integriertem Fingerabdruck-Sensor mehr.

Ein mutiger Schritt, denn bislang waren Ersatzsysteme wie Gesichtserkennung oder Iris-Scan unzuverlässig und ungenau. Und einen Pin eintippen will heute niemand mehr. Doch wie so oft bringt Apple neue Technik zwar nicht als erster Hersteller auf den Markt, verhilft ihr aber durch perfekte Verschmelzung von Hardware- und Software-Innovationen zum Durchbruch auf dem Massenmarkt.

Das Hollywood-Studio in der Hosentasche

Erste Tests mit dem iPhone X zeigen, dass dies auch beim neuen TrueDepth-Kamerasystem der Fall sein könnte. Dieses ist die eigentliche grosse Neuerung des iPhone X, auch wenn es weniger auffällig ist als der randlose Oled-Bildschirm oder die Glasrückseite mit drahtloser Ladefunktion.

Das iPhone X wird mit Gesichtserkennung entsperrt: und man kann auch Emojis damit animieren.
Foto: Reuters

Technisch ist das Kamerasystem äusserst komplex. So hat Apple etwa neben der Selfie-Cam noch Sensoren für Licht, Annäherung und Reflexionen. Dazu eine Infrarot-Kamera und einen Projektor, der 30'000 unsichtbare Infrarot-Punkte auf ein Gesicht abbildet, um dies im Detail zu vermessen.

Neben der normalen Kamera sind etliche Sensoren, eine Infrarotkamera und ein Punktprojektor zur 3D-Erfassung des Gesichts im iPhone untergebracht.
Foto: Apple

Wie gut das funktioniert, kann man beim iPhone X ganz spielerisch erleben. Die Snapchat-App etwa setzt einem virtuelle Masken auf. Diese schmiegen sich digital perfekt ans Gesicht, auch wenn man den Kopf hin- und herbewegt. Faszinierend sind auch die neuen Emojis, die sich mit den eigenen Gesichtsbewegungen synchronisieren lassen. Gefühlsregungen wie Lachen und Stirnrunzeln sowie die Mundbewegungen beim Sprechen erkennt das iPhone X in Echtzeit und synchronisiert sie mit den Comic-Gesichtern. Was bislang Hollywood-Studios für Animationsfilme genutzt haben, hat man plötzlich in der Hosentasche.

Das iPhone X und das iPhone 8 Plus haben je eine Doppelkamera auf der Rückseite.
Foto: Apple

Die Technik setzt Apple auch für FaceID ein, also für die Gesichtserkennung. Das genaue Abbild wird hier zur sicheren Identifizierung genutzt, auch wenn der User das Smartphone nicht genau vor die Nase hält. Zudem soll das System weder mit Fotos noch mit Masken getäuscht werden können. Das iPhone X lässt sich nur entsperren, wenn der hinterlegte Besitzer draufschaut. Mit geschlossenen Augen beispielsweise geht es nicht.

Augmented Reality funktioniert erstaunlich präzis: zum Beispiel Roboter virtuell auf dem Tisch platzieren und damit gamen.
Foto: Ap

Das Kamerasystem lernt übrigens laufend dazu, auch das ist sehr wichtig für den Alltagsgebrauch. So werden Gesichter auch mit Brillen oder Hüten erkannt. Sogar langsame Veränderungen, etwa wenn Mann sich einen Bart wachsen lässt, rechnet die künstliche Intelligenz mit.

Überwacht vom eigenen Smartphone

Zwei weitere Features basieren auf dem Zusammenspiel von Kameras, Sensoren und Software: die neuen Augmented Reality Apps, die virtuelle Objekte in die reale Umgebung platzieren können. Und der Licht- Effekt für Porträt-Fotos. Hier kann man verschiedene Beleuchtungs- situationen wie bei einem Profi- Shooting simulieren, ohne wirklich Leuchten aufstellen zu müssen. Beide Anwendungen basieren auf der genauen Analyse und Vermessung der Umgebung.

Die neue Technik ist faszinierend, weckt aber auch Befürchtungen. Denn ein Smartphone, das einen jederzeit «beobachtet», findet bestimmt nicht bei allen Anklang.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?