Schlaf-Mythos widerlegt
Wer am Morgen schlummert, hat einen Vorteil

Nur noch ein paar Minuten: Wer mit solchen Gedanken in den Tag startet, ist gegenüber den Schnellaufstehern gar nicht schlechter dran, besagt eine neue Studie.
Publiziert: 25.10.2023 um 18:26 Uhr
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Schwedische Forscherinnen und Forscher haben die Schlafgewohnheiten von über 1700 Personen untersucht.
Foto: istock
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Tobias BolzernRedaktor Digital

Es ist ein tägliches Ritual: Der Wecker klingelt und statt direkt aus dem Bett zu hüpfen, drücken viele lieber auf die Snooze-Taste und schlummern noch ein paar Minuten weiter – meist gerne auch mehrmals hintereinander. Kein Wunder: Jedes Smartphone hat diese Funktion. Lange Zeit galt dies als schädlich für den Schlaf.

Forscherinnen und Forscher des Psychologie-Fachbereichs an der Universität Stockholm haben nun jedoch herausgefunden, dass das Schlummern nicht so negativ ist, wie bisher angenommen. Tatsächlich kann es den Aufwachprozess bei regelmässigen Snooze-Nutzern sogar unterstützen.

Der Grund fürs Schlummern

In einer aktuellen Studie, die diesen Monat im Fachmagazin «Journal of Sleep» veröffentlicht wurde, befragten Tina Sundelin und ihr Team 1732 Personen zu ihren Schlaf- und Morgenroutinen. Dabei wurde auch erfasst, wie oft sie die Snooze-Taste drücken. 69 Prozent gaben an, dies zumindest gelegentlich zu tun.

Die experimentelle Studie stellt fest: «Snoozen ist ein Verhalten, das besonders bei jungen Erwachsenen und Abendmenschen verbreitet ist.» Der häufigste Grund für das Schlummern ist das Gefühl, zu müde zu sein, um das Bett zu verlassen, wenn der Wecker klingelt. Etwa ein Viertel der Befragten gab dies an.

Schlummern im Schlaflabor

In einem zweiten Schritt wurden 31 Personen, die regelmässig am Morgen die Schlummertaste drückten, drei Nächte lang in einem Schlaflabor überwacht. Am ersten Tag gewöhnten sie sich ein. Am zweiten Tag durften sie insgesamt 30 Minuten lang schlummern, und am dritten Tag mussten sie sofort aufstehen, nachdem der Wecker geklingelt hatte, und noch vor einem Kaffee Rechenaufgaben lösen.

Snoozen: Wer hat es erfunden?

Die Schlummertaste wurde übrigens vor 110 Jahren erfunden – und zwar in der Schweiz. Im Jahr 1913 hat Robert Türck in Zürich das Patent für die Taste an Weckern angemeldet. Damals ahnte er wohl nicht, dass seine Erfindung zu einem so grossen Erfolg werden würde.

Die Schlummertaste wurde übrigens vor 110 Jahren erfunden – und zwar in der Schweiz. Im Jahr 1913 hat Robert Türck in Zürich das Patent für die Taste an Weckern angemeldet. Damals ahnte er wohl nicht, dass seine Erfindung zu einem so grossen Erfolg werden würde.

Das Ergebnis: Während der 30-minütigen Schlummerphase schliefen die meisten Personen etwa 20 Minuten davon. Ein Vorteil dabei war, dass sie nach dem Snoozen nicht direkt aus einer Tiefschlafphase aufwachten. Bei den kognitiven Tests unmittelbar nach dem Aufstehen schnitten die Schlummernden sogar genauso gut oder sogar besser ab, als am Tag, als sie sofort aufstehen mussten.

«Wir haben auch am Tag die Auswirkungen auf die kognitiven Fähigkeiten, die Schläfrigkeit und die Stimmung gemessen. Obwohl die Teilnehmer berichteten, dass sie sich um die Mittagszeit an dem Tag, an dem sie schlummerten, etwas schläfriger fühlten, hatten sie am Nachmittag etwas schnellere Reaktionszeiten», sagt Sundelin zu Blick. Die Ergebnisse waren jedoch nicht eindeutig.

Schlummern: nicht für alle

Sundelin hat sich mit diesem Thema beschäftigt, da sie immer wieder gehört hat, dass das Schlummern schlecht sei, aber wenig Studien dazu finden konnte. Die Studie von ihr und ihrem Team habe nun gezeigt, dass das Schlummern am Morgen nicht so negativ ist, wie oft angenommen wird. «Davon werden wohl die meisten Personen überrascht sein», sagt sie.

Eine kurze Snooze-Phase könne sogar dazu beitragen, die Schlafträgheit bei Abendmenschen und Personen mit morgendlicher Schläfrigkeit zu verringern, ohne den Schlaf wesentlich zu stören. Es sei jedoch wichtig zu erwähnen, dass an der Studie nur Personen teilgenommen haben, die regelmässig die Snooze-Taste drücken und denen es leichter fällt, nach dem Drücken ebendieser schnell wieder einzuschlafen. Bei Schlafstörungen sei das Schlummern keine gute Lösung.

Andere Ansichten

Ausserdem sollte beachtet werden, dass nur eine kleine Gruppe im Schlaflabor der schwedischen Studie war. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer lag bei 27 Jahren. Daher ist es schwierig, allgemeine Schlussfolgerungen daraus zu ziehen.

Im Allgemeinen gibt es keine überzeugenden Beweise dafür, ob das Schlummern eine gute oder schlechte Idee ist, da es nur wenige Forschungsarbeiten zu diesem Thema gibt. Auch sind die Studien teils widersprüchlich. Eine Studie aus den USA mit 450 Teilnehmern im Jahr 2022 ergab, dass diejenigen, die Snoozen, nicht weniger Schlaf bekommen. Eine andere Studie aus Japan mit 300 Teilnehmern zeigte jedoch, dass Personen, die am Morgen schlummerten, länger schläfrig waren, gereizt waren und ein Gefühl von Betrunkenheit äusserten.

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