In einem kleinen Sitzungsraum empfängt Google-Chefentwickler Behshad Behzadi BLICK. Gleich nebenan arbeitet sein Team an der Weiterentwicklung von «Now on Tap».
Die deutsche Version des Features wurde gestern aufgeschaltet, schon basteln die Programmierer an neuen Funktionen. 1600 Mitarbeiter hat Google inzwischen in der Schweiz – und baut laufend aus. Zürich ist inzwischen das grösste Entwicklungszentrum des Internetriesen ausserhalb der USA, nach dem Hauptsitz Mountain View (in Kalifornien) und New York die Nummer drei weltweit. Die mobile Suche ist neben Youtube und den Kartendiensten ein Schwerpunkt des hiesigen Standorts.
«Unser Ziel ist es, die Suche in einen digitalen Assistenten zu transformieren», sagt Behshad Behzadi. Auf dem Handy sollen die User möglichst wenig tippen müssen. Stattdessen kommen smarte Technologie und die Sprachsteuerung zum Einsatz.
«Now on Tap», fast ganz in Zürich programmiert, ist ein erster Schritt in diese Richtung. «Ein grosser und wichtiger Schritt», wie der Chefentwickler betont.
Er zückt sein Nexus-Smartphone und demonstriert selber, wie «Now on Tap» funktioniert. In einem Chat wird etwa ein Restaurant erwähnt. Ein langer Klick auf den Startbutton, und sofort läuft die Suche. Sie analysiert den Text auf dem Bildschirm, erkennt den Restaurant-Namen und zeigt verschiedene Optionen an – alles in Sekundenschnelle.
Man kann sich das Lokal auf der Karte anzeigen lassen, kommt mit einem Klick direkt auf die Webseite oder findet eine Anruf-Funktion. Auch Restaurantkritiken von «Yelp» oder ähnlichen Diensten sind direkt verlinkt sowie passende Infos von anderen Apps, die man installiert hat.
Die Suchresultate werden unten auf dem Smartphone-Display eingeblendet. Man muss also die gerade genutzte App nicht verlassen und kommt auch schnell wieder dorthin zurück, wo man die Suche gestartet hat.
Wird ein bestimmter Termin im Chat erwähnt, erkennt dies das «Now on Tap» ebenfalls und schlägt vor, direkt einen Kalendereintrag zu erstellen. «Das alles, ohne dass ich eine andere App aufstarten oder etwas eintippen muss», sagt Behzadi.
«Now on Tap» funktioniert auch mit der Sprachsuche. Auf Facebook wird etwa über einen Film diskutiert. Die Frage «Wer sind die Schauspieler?» beantwortet die Google-Suche mit einer Auflistung der Darsteller. Das System erkennt automatisch, dass sich die Frage auf den im Text erwähnten Film bezieht. Den Filmtitel muss man nicht mehr extra erwähnen – wie in einem normalen Gespräch.
«Now on Tap» funktioniert mit der neusten Android-Version (Android 6.0 Marshmallow) auf Smartphones und einigen Tablets. Auf Englisch ist der Dienst bereits länger erhältlich, verschiedene europäische Sprachen, darunter Deutsch, sind seit gestern online.
Installieren muss man nichts Spezielles, einfach die normalen Updates machen. Drückt man lange auf den Startbutton, kann man beim ersten Mal die Funktion aktivieren, danach lässt sie sich aus jeder App nutzen.