Die grösste Überraschung war der Preis: Am 12. September hat Apple gleich vier neue Handys vorgestellt. Das iPhone 15, das grössere iPhone 15 Plus, das iPhone 15 Pro und das iPhone 15 Pro Max. Ab dem 22. September werden sie verkauft – und zwar für 80 bis 160 Franken weniger als die Vorgänger. Blick hat die neuen Apple-Geräte getestet.
Design
Das rosafarbene iPhone ist der Knaller. Die Farbe eher gedämpft, aber genug stark. Sonst hat sich beim regulären iPhone rein äusserlich nicht viel verändert. Rahmen aus Alu, Rückseite aus Glas. Neu ist die Pille auf dem Bildschirm. Apple nennt sie Dynamic Island. Vererbt vom letztjährigen Pro, bietet der interaktive Sensorbalken eine praktische Anzeige im Alltag.
Grosse Veränderungen gibt es beim Pro: Die neuen Geräte sind deutlich leichter als die Vorgänger. Beim iPhone 15 Pro sind es 188 statt 207 Gramm. Das fällt auf – und tut auch weniger weh, wenn einem das iPhone am Abend aus lauter Müdigkeit im Bett ins Gesicht knallt. Dazu gibt es einen dünneren Rahmen um den Bildschirm und Titan statt Edelstahl rundherum.
Blöd: Die Dimensionen sind geringfügig anders, weshalb die neuen Geräte nicht in alte Hüllen und neue Hüllen nicht auf alte Geräte passen. Das ist bitter, weil Apple aus ökologischen Gründen keine Lederhüllen mehr anbietet. Natürlich löblich, doch das Ersatzmaterial, der Hersteller nennt es Finewoven (Feingewoben) muss schon jetzt viel Kritik einstecken. Es gibt Zweifel daran, ob die neuen Hüllen schön altern. Auch fühlen sie sich leicht fettig an, zerkratzen schnell, quietschen und kosten 59 Franken.
Anschluss
Mit dem iPhone 15 hat Apple den Anschluss gefunden: USB-C. Der Steckertyp ist in der Tech-Branche seit Jahren der Standard und nun auch beim Hersteller aus Cupertino. Zu danken gilt es der EU, deren Gesetzgebung die Umstellung ausgelöst hat. Im Alltag ist das praktisch, da dasselbe Kabel an alles Mögliche passt. Was kann man dank USB-C jetzt alles direkt am iPhone einstecken? Blick macht den Test:
- Bildschirm: Spiegelt den Inhalt vom iPhone, geht auch im Querformat.
- Externe SSD-Festplatte: iPhone kann Dateien lesen und speichern. Pro kann auf die externe Festplatte direkt im 4K-Format Prores (60 fps) aufzeichnen. Unser 7 Sekunden langer Clip war 1,5 Gigabyte gross.
- Anderes iPhone: Ältere Modelle werden vom 15er immer aufgeladen. Schliesst man zwei 15er aneinander, lädt das Handy mit mehr Strom dasjenige mit weniger Strom.
- Android-Handy: In unserem Test mit einem Uralt-Gerät von Huawei wurde dieses vom iPhone geladen.
- Apple Watch: Lädt die Apple Watch direkt per USB-C mit entsprechendem Kabel.
- Nintendo Switch: Lädt die Spielkonsole, hat sonst keine weitere Funktionalität.
- Xbox-Controller: Lädt, keine weitere Funktionalität, kann jedoch per Bluetooth gekoppelt werden.
- USB-Hub und mehrere Geräte: Xbox-Controller wird geladen, mit der SSD ist dann aber Schluss. Das iPhone 15 Pro motzt, dass die Geräte zu viel Strom verbrauchen, und blockt ab.
- Obskures Netzteil mit Non-Apple-Kabel: Ja, auch das geht und macht, was es soll: Es lädt das iPhone.
- Computer: iPhone wird geladen, Übertragung von Daten. Achtung: Die Pro-Modelle unterstützen zwar USB 3 (bis zu 10 Gbit/s), das geht aber nicht mit dem mitgelieferten Kabel. Man benötigt ein separates. Das 15 und 15 Plus sind auf USB 2 limitiert. Das ist gleich schnell wie Lightning. Die meisten dürften aber ohnehin nur noch selten ein Kabel einstecken, um Daten zu übertragen.
Kameras
24 statt 12 Megapixel: Was nach wenig tönt, macht im Alltag einen grossen Unterschied. Die Hauptkamera der neuen Apple-Handys fängt jetzt mehr Details ein und liefert auch bei schlechtem Licht bessere Ergebnisse.
Am meisten Optionen für motivierte Knipser bietet das iPhone 15 Pro Max. Es ist das erste iPhone mit fünffachem Zoom. Dabei wird das Licht durch ein Prisma geleitet, was eine Brennweite von 120 Millimetern ergibt. Ist man genügend weit von einem Objekt entfernt, liefert das Gerät bemerkenswerte Bilder und bei Porträts sogar eine Unschärfe im Hintergrund. Allerdings hat das ganze einen Haken: Alles zwischen 2-fach- und 5-fach-Zoom wird digital errechnet. Sprich, die Bilder vom 15 Pro mit 3-fach-Zoom sind besser als diejenigen vom 15 Pro Max mit 3-fach-Zoom (siehe Bildstrecke oben).
Einen tollen Trick, den die neuen Modelle draufhaben, ist der neue Porträtmodus. Bei jedem Bild, auf dem eine Person erkannt wird, ist der Porträtmodus nun direkt aktiviert. So kann man im Nachhinein bestimmen, ob man den Hintergrund unscharf haben will. Das funktioniert auch mit der Selfiekamera.
Akku
Die folgenden Zeilen beschränken sich auf die Erfahrungen mit dem 15 Pro, da wir das im Testzeitraum als Hauptgerät genutzt haben. Wir starteten den Tag um 6 Uhr mit 100 Prozent. Das Gerät war über Nacht am Strom, hing am Wlan und kopierte Daten ab der Cloud. Dann folgte ein Tag mit intensiver Nutzung, auch wegen dieses Tests: Anrufe, viele Fotos, Videos, Social Media, Nachrichten, Musikhören, noch mehr Fotos. Das iPhone hat auch rund zehn Minuten andere Geräte geladen. Um 18 Uhr hatte es 40 Prozent. Es folgte weitere intensive Nutzung am Abend. Als am anderen Morgen um 6 Uhr der Wecker klingelte, hatte das iPhone noch 14 Prozent. Dieser Wert ist jedoch mit Vorsicht zu betrachten: Denn im Hintergrund laufen nach dem Einrichten viele Prozesse, die den Akku in Anspruch nehmen.
Und wie sieht es mit Laden aus? Schnelles Aufladen heisst bei Apple: 20 Watt. Das ist genügend, aber nicht berauschend. Der Hersteller verspricht mit dem passenden Netzteil (20 Watt) 50 Prozent in 30 Minuten. Das kommt hin. Im Test war das iPhone 15 Pro in einer halben Stunde von 0 auf 48 Prozent geladen. Spannend: Erstmals legt Apple direkt im System Angaben zur Batterie offen. So erfährt man Produktionsdatum, die erste Verwendung und die Anzahl der Ladezyklen des Akkus. Bisher war das nur mit speziellen Tools möglich. Neu befindet sich die Information unter Einstellungen > Allgemein > Info – dann runterscrollen. Es ist gut, dass Apple auf mehr Transparenz setzt. Der Haken: Bei ältere Geräte ist dies nicht sichtbar.
Fazit
Insgesamt bringt Apple mit der neuen Serie solide Verbesserungen, aber keine wirklich bahnbrechende Neuerung. Für wen aber lohnt sich welches Gerät? Die vernünftige Wahl ist dieses Jahr eindeutig das iPhone 15. Mit neuen Kameras und der Dynamic Island bietet es grosse Upgrades für am wenigsten Geld. Wenig Geld heisst in diesem Fall und bei Apple ab 849 Franken. Wer sich mehr Akku wünscht und einen grösseren Bildschirm, greift zum Plus, das beides bietet.
Doch wer ist schon vernünftig? Laut dem Marktforschungsunternehmen Omida war bisher Apples grösstes und teuerstes Modell, das iPhone 14 Pro Max, Apples gefragtestes Gerät. Foto-Enthusiasten und Leute, die schon bei der Ankündigung von Prores 4K mit 60 FPS innerlich einen Rückwärtssalto machten, sollten zu einem Pro-Modell greifen. Auch hier gilt: Das Modell mit dem grösseren Bildschirm hat den grösseren Akku und hält länger durch. Hier wird es aber vierstellig: Die Pro-Modelle verkauft Apple ab 1079 Franken.