Auf einen Blick
- Euro-Razzia sprengt grösstes TV-Piraten-Netz der Geschichte
- Gangster kassierten 250 Millionen pro Monat mit geklauten Streams
- Milliarden-Schaden: 22 Millionen zahlten für illegales Netflix und Co.
Sie arbeiteten zwei Jahre auf diesen Tag hin. Dann startete die italienische Polizia Postale e delle Comunicazioni die Operation Taken Down. 270 Beamte schlugen zu.
Es war ein orchestrierter Schlag gegen Online-Piraterie, wie die Behörden am 27. November mitteilten: 89 Durchsuchungen in acht Ländern. Italien, China, Niederlande, Rumänien, England, Kroatien, Schweden und Schweiz. Beteiligt waren auch Eurojust und Europol.
Razzia in der Schweiz
In den Niederlanden und England klickten die Handschellen bei insgesamt drei Hauptverdächtigen. Elf weitere Personen wurden in Kroatien festgenommen. Insgesamt werden über 100 Personen verdächtig, darunter auch eine in der Schweiz.
Die Vorwürfe gegen die Internetgangster sind gravierend. Sie sollen ein digitales TV-Imperium aufgebaut haben. Über ihre Plattformen boten sie 2500 TV-Kanäle an, aber auch Streamingdienste von Netflix, Disney+ und Sky. 22 Millionen User sollen die kostenpflichtigen Dienste genutzt haben. Laut den Behörden erzielten sie einen Umsatz von 250 Millionen Euro – pro Monat, 3 Milliarden Euro pro Jahr.
Server in Hongkong
Die Inhalte wurden über ein Netz von Servern verteilt. Die digitale Spur führte die Ermittler nach Rumänien und Hongkong. Dort wurden neun Hauptserver identifiziert. Insgesamt wurden 29 Server beschlagnahmt.
Die Drahtzieher operierten aus dem Verborgenen und versuchten, ihre Spuren zu verschleiern. Sie nutzten Kryptowährung, gefälschte Identitäten, und auch verschlüsselte Messenger – vergeblich. Bei den Razzien wurden neben 80 Kontrollpanels für illegale IPTV-Streams auch Kryptowährungen im Wert von 1,65 Millionen Euro, Drogen, Waffen und 40'000 Euro Bargeld beschlagnahmt.
Schaden in Milliardenhöhe
Die Dimension ist historisch. Es ist «die grösste Operation gegen audiovisuelle Piraterie, die je in Italien und international durchgeführt wurde», verkündeten die Behörden. Der Schaden für die betroffenen Streamingfirmen wird auf über zehn Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.
Wie die illegalen Plattformen hiessen, die nun offline sind, verriet die Polizei nicht. Laut Europol sind über 100 Domains betroffen. Die Verdächtigen müssen sich jetzt wegen gewerbsmässiger Piraterie, Computerbetrug und Geldwäsche verantworten.