«Kingdom Come – Deliverance» im Test
Wilder Ritt durch die Technik-Hölle

Wäre «Kingdom Come – Deliverance» so herausgekommen wie geplant, wäre es ein durchaus solides Rollenspiel. Leider waren die Entwickler der Herausforderung überhaupt nicht gewachsten. So geht der Spieler während des Games durch die technische Hölle.
Publiziert: 27.02.2018 um 18:06 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 20:35 Uhr
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Wichtigste Infos
PlattformenPC, PS4 und Xbox One
Release13.02.2018 (Schweiz)
Preis56 Franken (PC) bei Steam, 59.90 Franken (PS4) bei PSN, 59 Franken (Xbox One) bei Xbox live
Alterab 18 Jahren
Wertung4 von 10 Abstürzen ohne aktuellen Speicherstand

Übersicht: Darum gehts in «Kingdom Come – Deliverance»

Böhmen im 15. Jahrhundert: König Karl IV. stirbt und sein Sohn Wenzel besteigt den Thron. Doch dieser ist so desinteressiert, dass er sogar seine eigene Krönung verpasst. Stattdessen gibt er sich lieber einem frivolen Lebensstil hin. Das bringt seinen Halbbruder und ungarischen König Sigismund auf die Palme, der mit einer riesigen Gruppe von Kumanen-Barbaren beginnt, das Land zu plündern. Leidtragender ist unter anderem Protagonist Heinrich, der bei einem Überfall seine komplette Familie verliert. So stellt er sich in den Dienst des Adligen Herrn Radzig, der mit seiner eigenen Armee Widerstand leistet.

Trailer zu «Kingdom Come – Deliverance»

Trailer zu «Kingdom Come – Deliverance»
2:00
Ab ins Mittelalter:Trailer zu «Kingdom Come – Deliverance»

Das hat uns gefallen

Tolles Missionsdesign

An den Inhalten scheitert «Kingdom Come – Deliverance» definitiv nicht. Die relativ grosse Welt ist mit vielen tollen Missionen gefüllt, in denen es nicht nur ums Kämpfen sondern auch um die grosse Politik oder um die Freundschaft zwischen Heinrich und einem zunächst eingebildet scheinenden Noblen geht. Oder unser Held erhält den Auftrag, den Flüchtlingen seines eigenen Dorfs neue Jobs in ihrer aktuellen Heimat zuzuweisen.

Vielseitige Charakterentwicklung

Zwar ist Heinrich als fester Charakter gegeben. Seine Entwicklung liegt aber in der Hand des Spielers. Egal ob es ums Reiten, Lesen, den Kampf mit verschiedenen Waffen oder speziellere Fähigkeiten wie Kräutersammeln und Alchemie geht: Je mehr Heinrich eine gewisse Fertigkeit nutzt, desto besser wird er darin. Das hat die angenehme Folge, dass einerseits die Charakterentwicklung nebenher geschieht, man andererseits aber falls nötig alle Fähigkeiten gezielt vorantreiben kann.

Das hat uns genervt

Schwaches Kampfsystem

Die Nahkämpfe erinnern an Ubisofts «For Honor»: So kann man sich für eine von fünf verschiedenen Richtungen entscheiden und dann dort seinen Schlag platzieren. In der Praxis ist es aber herzlich egal, wohin man zielt: Je nach eigener Fertigkeit mit der Waffe, wehrt die künstliche Intelligenz des Gegners einfach eine gewisse Prozentzahl der eigenen Attacken ab. Das macht die Kämpfe nicht schwer – besonders wenn man den Skill in vielen Übungskämpfen gesteigert hat – aber nervig. Im Fernkampf verzichten die Entwickler auf ein Fadenkreuz, um das Benutzen von Pfeil und Bogen schwieriger zu machen. Relativ witzlos, da man sich locker eine eigene Markierung auf den Monitor kleben kann.

Unsägliches Speichersystem

Das Spiel besitzt kein freies Speichersystem. Stattdessen gibt es nur einen neuen Spielstand, wenn man eine gewisse Zeit in einem Bett schläft, eine Mission annimmt oder abgibt oder sich einen speziellen Schnapps zu Gemüte führt, der eine Unmenge an Geld kostet. Da man nicht aus jedem Auftrag einfach abhauen kann, um ein Bett aufzusuchen, kommt es zwangsweise zu längeren Sequenzen ohne gesicherten Spielstand. Das wäre halb so schlimm, wenn nicht der folgende Punkt noch wäre.

Bugs, Bugs, Bugs, Bugs, Bugs, Bugs

Eine Liste aller Fehler im Spiel für die PS4 aufzuführen, würde den Umfang dieses Tests um geschätzte 15 Bildschirmkilometer sprengen. Los gehts mit übereinanderclippende Figuren im Spiel oder falschen Kameraperspektiven in Gesprächsszenen. Etwas schwerer wiegen dann Figuren, die Aufgrund von Script-Fehlern nicht an der für die aktuelle Mission nötigen Stelle auftauchen oder sich anderweitig irrational verhalten. Endgültig genug vom Spiel hatten wir, als Heinrich nach rund 90 Minuten ohne Speichern durch keine offene Tür mehr gehen konnte und so quasi mit dem rettenden Bett in Sichtweite in einem Nebenraum der Gaststätte gefangen war. Während in einem anderen Spiel ein einfaches Speichern und Neuladen die Situation oft rettet, wäre uns hier nichts anderes übriggeblieben, als den weit zurückliegenden Speicherstand neu zu laden.

Wertung

Unzählige Bugs, die Fortschritt in der Story verhindern, kombiniert mit einem Speichersystem aus der Hölle, brechen dem Spiel das Genick. Während unser rund 20-stündigen Testzeit verbrachten wir geschätzt die Hälfte damit, bereits gespielte Abschnitte nochmals zu spielen, weil uns das Game auf der PS4 abgeschmiert ist oder weil wir nicht mehr weiter kamen und wir keinen Schnapps im Inventar hatten. Ohne das technische Debakel hatte das Spiel locker eine 8 abgeräumt. Aber in diesem Zustand ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich grosse Teile des Games wie eine reine Zeitverschwendung anfühlen. Schade, denn Missionsdesign, Spielwelt und Charakterentwicklung hätten vieles hergegeben und auch stark motiviert.

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