LiFi statt Wifi
Basler Firma bringt Internet übers Licht

LiFi heisst eine neue Technik, die normale LED-Leuchten zur Datenübertragung nutzt. Die Schweizer Firma Regent Lighting startete bereits mit ersten Pilotprojekten.
Publiziert: 10.10.2017 um 16:38 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2018 um 09:02 Uhr

Leuchten können so viel mehr, als nur einen Raum erhellen. Das Spektrum des sichtbaren Lichts ist riesig, beispielsweise 10’000-mal grösser als jenes der gesamten Radiofrequenz. Diese Bandbreite des Lichtes wird momentan nicht genutzt. Doch das könnte sich in den nächsten Jahren ändern, auch dank der Firma Regent Lighting aus Basel. Mit 600 Angestellten ist die über hundertjährige Traditionsfirma einer der führenden Leuchtenhersteller in Europa.

Eigentlich ist LiFi (Light Fidelity) keine neue Erfindung. Schon 2011 hat ein deutscher Forscher demonstriert, wie man Daten über Licht übertragen kann. Dazu wird eine LED schnell ein- und ausgeschaltet – fürs menschliche Auge nicht wahrnehmbar. Um eine Leuchte LiFi-fähig zu machen, benötigt die Leuchte ein Modem, welches via Ethernetkabel mit dem Internet verbunden ist. Für den Empfang von Internet via Licht brauchts eine Fotozelle. Um Daten zurückzusenden wird Infrarot genutzt.

Aus dem Forschungslabor heraus hat es LiFi bislang nicht geschafft, derzeit wird überall auf der Welt an Prototypen gearbeitet. Microsoft etwa hat LiFi in einem Forschungszentrum in Frankreich eingebaut. Die Nasa will einen Einsatz in Raumsonden prüfen.

Regent Lighting integriert LiFi in normale Leuchten

Regent Lighting ist in Start-up-Manier bei der Entwicklung ganz vorne dabei. An der Ineltec, der Schweizer Messe für intelligente Gebäudetechnik, zeigte das Unternehmen aus Basel im September erstmals LiFi, integriert in eine Leuchte aus dem normalen Sortiment. «Nun planen wir erste Pilotprojekte, in denen wir die Kunden mit einem gesamten LiFi-Leuchtensystem bedienen», sagt Fabian Gerschwiler (30), Product Manager Connected Lighting.

Mit dem System erreicht man momentan bei industrialisierten Lösungen eine Download-Rate von 20 Mbit/s und einen Upstream von 5 Mbit/s. Das reicht, um Youtube-Filme zu streamen, liegt aber noch deutlich hinter konventioneller WLAN-Technik. Zwar kann man normale LED-Leuchten nutzen, diese müssen aber mindestens 1000 Lumen hell sein und nicht höher als drei bis fünf Meter hängen.

«Aber wir stehen erst am Anfang. Unter Laborbedingungen wurden bereits Geschwindigkeiten von 224 Gbit/s erreicht», sagt Fabian Gerschwiler. Und LiFi wird eine grosse Zukunft vorausgesagt: Die Marktforschungsstudie von «Markets and Markets» glaubt bis 2020 an einen Marktwert von 8,5 Milliarden US-Dollar.

«Internet übers Licht wird WLAN nicht ablösen, aber überall dort ergänzen, wo es Sinn macht», erklärt der Spezialist von Regent Lighting. Denn LiFi hat ganz spezifische Vorteile. So ist die Datensicherheit höher, da man das Licht und damit die Datenübertragung genau begrenzen kann. Ausserhalb des Lichtkegels lässt sich nichts abfangen.

LiFi bringt mehr Menschen gleichzeitig ins Internet

Ein Vorteil ist auch die hohe Datendichte, ideal etwa für Messen, Kongresse, Bahnhöfe und überall dort, wo viele Menschen gleichzeitig ins Internet wollen. Zudem basiert LiFi nicht auf der Radiofrequenz, strahlt also keinen Elektrosmog aus und kann auch in heiklen Umgebungen wie Spitälern eingesetzt werden. Sogar Internet aus Strassenlampen ist denkbar.

Natürlich gibts auch Nachteile. So braucht es beispielsweise eine Sichtverbindung zwischen Gerät und Leuchte, um optimal Daten zu übertragen. Andere Lichtquellen können das Signal ebenfalls stören. Und natürlich müssen Endgeräte wie Laptops, Tablets oder Smartphones mit Fotozellen und Infrarot ausgerüstet werden.

Bei Regent übernimmt das momentan ein kleines Empfangmodem, das via USB angeschlossen wird. Doch schon die nächste oder übernächste Generation von mobilen Geräten könnte die Technik standardmässig integriert haben.

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