Dünner sein wollte Morena Diaz (28) schon immer. Doch so richtig begann das Unheil für sie im Frühjahr 2013. Sie verfing sich im Universum der Fitness-Influencerinnen auf Instagram. Deren Motto: mit Wille und Disziplin zum Traumkörper. Wer scheisse aussieht, ist selbst schuld. Unter dem Hashtag #TransformationTuesday präsentieren sie dienstags Vorher-Nachher-Bilder ihrer schrumpfenden Bäuche. Diaz war begeistert.
Sie entdeckte eine Amerikanerin, die für ein DVD-Programm warb, mit dem sie selber stark abgenommen hatte. Morena bestellte die DVD, rackerte sich 45 Minuten pro Tag ab, ging zusätzlich joggen. Und sie stellte die Ernährung um: zuerst gesünder, dann weniger. Nach zwei Monaten kaufte sie sich die erste XXS-Jeans. Endlich sah sie so aus wie ihre Vorbilder auf Instagram.
Ganz müde vom Abnehmen und Zunehmen
In den darauffolgenden Monaten plagten Morena Diaz Fressattacken. Sie versuchte krampfhaft, diese wieder wegzutrainieren. Sie befolgte jegliche Ratschläge von Instagram, zum Beispiel: Lege dich mit Sportkleidern schlafen, damit du um fünf Uhr morgens, wenn der Wecker klingelt, keine Ausrede hast! Es war ein Auf und Ab.
Im Sommer 2014 machte sie eine Diätkur, 500 Kalorien pro Tag, empfohlen von einer Fitness-Bloggerin auf Instagram, die durch die Werbung ihr Geld verdiente. Diaz hielt sich die Nase zu, damit sie die Eiweiss-Shakes trinken konnte. Danach war sie völlig entkräftet, psychisch wie körperlich. «Ich war müde von dem ganzen Abnehmen und Zunehmen», erinnert sie sich.
Instagram nutzt sie heute als freundlichen Ort
Sie entfolgte alle Fitness-Accounts auf Instagram. Der Weg aus ihrer Essstörung war schwierig, doch sie schaffte es. Und entschied sich, die Regeln auf Social Media zu ändern. Sie begann Vorher-Nachher-Bilder zu posten. Links ein dünnes Mädchen, rechts eine strahlende, normalgewichtige Frau, die sich durch das lockige Haar fährt.
Mehrere Jahre sind seither vergangen, und der Influencerin, die kürzlich Mami geworden ist, folgen mittlerweile über 64'000 Menschen. Ihre Reichweite versucht sie heute dafür zu nutzen, Instagram zu einem freundlicheren Ort zu machen.