Wirre Nachrichten von Elon Musk: Der Besitzer von X (ehemals Twitter) hat auf seiner Plattform angekündigt, eine Verleumdungsklage gegen die Anti-Defamation League (ADL) zu prüfen. Die US-Organisation setzt sich für die Bekämpfung von Antisemitismus und Extremismus ein.
Er sagt, die ADL habe ihn und X fälschlicherweise als antisemitisch bezeichnet. «Um den Namen unserer Plattform im Hinblick auf Antisemitismus reinzuwaschen, bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als eine Klage gegen die ADL einzureichen. Welche Ironie!», schreibt Musk.
«Sie wollen X zerstören»
Dabei will er die ADL zur Kasse bitten: «In unserem Fall würden sie womöglich für die Zerstörung der Hälfte des Unternehmenswertes, also etwa 22 Milliarden Dollar, aufkommen müssen», so Musk. Der Techmilliardär macht die jüdische Organisation verantwortlich dafür, dass die Werbeeinnahmen zurückgingen. «In den USA sind diese um 60 Prozent gesunken, vorrangig aufgrund des Drucks, den die ADL auf die Werbekunden ausübt», behauptet er.
Vor der Tirade hatte Musk einer Hashtag-Kampagne auf X Sichtbarkeit verschafft, mit der ein Verbot der Bürgerrechtsorganisation gefordert wurde. Später ergänzte Musk: «Um es ganz klar zu sagen: Ich bin für Meinungsfreiheit, aber gegen jede Art von Antisemitismus.»
Gegenüber Medien in den USA sagte die ADL, dass sie sich grundsätzlich nicht zu rechtlichen Drohungen äussert. Ein Sprecher verwies auf ein Statement, dass die ADL im Bezug auf die Hashtag-Kampagne abgegeben hatte. «Solch hinterhältige Bemühungen schrecken uns nicht ab», heisst es darin. «Sie treiben uns dazu an, unbeirrt gegen Hass in allen Formen vorzugehen und die Sicherheit jüdischer Gemeinden und anderer Randgruppen zu gewährleisten.»
Doppelt so viel Antisemitismus
Im Frühling 2023 zeigte eine Studie, dass die Übernahme von Twitter durch Elon Musk eine Welle Hass nach sich zog. Die durchschnittliche Menge antisemitischer Tweets schoss nach der Übernahme am 27. Oktober um 106 Prozent in die Höhe, heisst es in der Untersuchung des Institute for Strategic Dialogue (ISD) und der Firma CASM Technology, wie die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» damals berichtete.