«Dreist, dreister, Apple»
Radikaler Umbau beim iPhone – und es hagelt Kritik

Apple ändert im März den Vertrieb von Apps auf dem iPhone, um einem neuen EU-Gesetz zu entsprechen. Das sollte ein Triumph sein, doch viele beschweren sich. Die Schweiz ist allerdings nicht betroffen.
Publiziert: 29.01.2024 um 15:36 Uhr
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Aktualisiert: 30.01.2024 um 19:21 Uhr
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Der App Store von Apple erhält bald schon Konkurrenz.
Foto: Tobias Bolzern
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Tobias BolzernRedaktor Digital

Was ist passiert?

Apple wird in der Europäischen Union (EU) zukünftig die Installation von Apps aus anderen Marktplätzen auf dem iPhone erlauben. Bisher war es nur möglich, Apps von Apples eigener Download-Plattform herunterzuladen. Diese Änderung stellt eine radikale Abkehr von Apples bisheriger Strategie dar und ist eine Reaktion auf das neue EU-Gesetz, den Digital Markets Act (DMA). Mit dem DMA will die EU die grossen Tech-Unternehmen wie Apple, Alphabet, Amazon, Meta, Microsoft und Bytedance dazu bringen, digitale Märkte wettbewerbsfreundlicher zu gestalten.

Kann ich nun Apps von überall installieren?

Allerdings bedeutet dies nicht, dass man Apps von überall installieren kann, wie es bei Android möglich ist. Stattdessen müssen weiterhin von Apple beglaubigte Marktplätze verwendet werden. Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur verwies Apple-Manager Phil Schiller auf Risiken, die mit einer direkten Installation verbunden seien. «Wenn jede Webseite Apps auf das Gerät herunterladen kann, stellt dies eine grosse Gefahr für die Sicherheit und den Datenschutz der Nutzer dar», sagte Schiller. Durch den Beglaubigungsprozess erfüllt Apple die Anforderungen des EU-Gesetzes. Die Änderungen beim iPhone werden im März umgesetzt. Für Nutzer in der Schweiz und alle anderen ausserhalb der EU ändert sich nichts. Für Nutzer in der EU könnte die Änderung mehr Freiheit bedeuten. In den zusätzlichen Marktplätzen könnten nämlich auch Apps angeboten werden, die von Apple bisher blockiert wurden.

Wer übt Kritik – und wieso?

Ein Streitpunkt in der Vergangenheit war der Anteil, den Apple von App-Verkäufen oder Abos, die über die App abgeschlossen wurden, einbehielt. Dieser lag bei rund 30 Prozent bzw. 15 Prozent für Abos. Bei Dritt-Stores soll dieser Anteil zwar auf 17 Prozent bzw. 10 Prozent gesenkt werden, jedoch wird zusätzlich eine neue Gebühr für häufig installierte Apps eingeführt. Pro Installation sollen dann 50 Eurocent fällig werden, wenn man den neuen AGB als Entwickler zustimmt. Viele Entwickler kritisieren diese Änderungen. Daniel Ek, CEO von Spotify, bezeichnete Apples Reaktion auf den DMA als «Meisterleistung der Verzerrung». Das neue Modell sei zwar auf den ersten Blick attraktiv, aber verworren. «Unsere Kosten könnten sich damit sogar verzehnfachen», so Ek. Auch Tim Sweeney, CEO von Epic Games, der bereits seit Jahren mit Apple streitet, bezeichnete die Änderungen als «Schrott». Das Tech-Magazin golem.de erklärte Apples Ankündigung gar zu einer Bankrotterklärung an die versuchte Regulierung unter dem Titel «dreist, dreister, Apple».

Was sagt Apple?

Apple konterte in einer Reaktion auf die Kritik von Spotify damit, dass weniger als ein Prozent der Entwickler diese neue Gebühr für ihre EU-Apps bezahlen müssen. Entwickler können sich auch an die bisherigen App-Store-Konditionen halten. Die Änderungen gäben ihnen also mehr Wahlmöglichkeiten, so der Hersteller.

Was sagt die EU?

Zu Apples Ankündigung befragt, sagte EU-Industriechef Thierry Breton zu der Nachrichtenagentur Reuters: «Ab dem 7. März werden wir die Vorschläge der Unternehmen mit dem Feedback von Dritten bewerten. Wenn die vorgeschlagenen Lösungen nicht gut genug sind, werden wir nicht zögern, harte Massnahmen zu ergreifen.»

Mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

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