Eigentlich ist die virtuelle Realität gar nichts Neues. So gibts die View-Master-Brillen schon seit 1939. Und sie werden im Sortiment von Mattel bis heute geführt. Allerdings ist das Original eine rein optische Umsetzung: Sogenannte stereoskopische Bilder erzeugen einen 3D-Effekt.
Die neue View-Master bringt nun aktuelle Technik ins Spiel. Die Brille für virtuelle Realität funktioniert mit einem Smartphone - egal ob iPhone oder einem neueren Android-Telefon. Man startet die App und steckt das Handy einfach vorne in die View-Master rein.
Das Prinzip ist dasselbe wie bei der Samsung Gear VR oder dem Google Cardboard: Das Handy-Display wird in zwei Bilder aufgeteilt - eines für jedes Auge. Dadurch entsteht ein 3D-Effekt. Zusätzlich hat man einen Rundum-Blick. Dank der Sensoren im Handy macht das Bild synchron jede Bewegung mit.
3D-Effekt für den Nachwuchs
Grundsätzlich funktioniert das auch bei der sehr stabil gebauten View-Master perfekt. Abstriche muss man wie bei den anderen Handy-Brillen bei der Auflösung machen - auch wenn man ein Smartphone mit Top-Bildschirm nutzt.
Sonst ist die Bedienung einfach, aber doch irgendwie kompliziert. In der 3D-Umgebung kann man deutlich markierte Punkte anschauen. Über den einzigen Schalter an der Brille startet man eine Erklärung oder eine andere Ansicht. Schaut man auf den Boden, findet man dort die wichtigsten Bedienungselemente, kann etwa ins Hauptmenü zurückkehren.
Bis man soweit ist, braucht es aber ganz schön viel. Vielleicht soll der Aufwand den spielerischen Effekt vergrössern. Jedenfalls gibts nicht einfach Apps, sondern ganze Inhaltspakete, die man kaufen kann. Darin enthalten sind drei Plastikscheiben und eine Schlüsselkarte.
Schlüsselkarte und Scheibe statt einfache App
App gratis herunterladen, mit der Schlüsselkarte freischalten, dann eine Plastikscheibe auf den Tisch legen. Danach die App starten, Smartphone in die Brille und die Scheibe anschauen, bis die Handykamera sie erkennt und virtuell in eine kleine Animation verwandelt hat. Erst dann geht das rund 90-minütige Multimediavergnügen mit 3D- und 360-Grad-Erlebnis los.
Die Mischung aus modernster VR-Technik und altertümlichem Freischalten führt dazu, dass man nicht einfach Apps herunterladen kann, sondern die Inhalte als Erweiterungspack kaufen muss. Fünf solcher Schachteln mit Scheiben drin sind erhältlich: spannende Orte, Weltraum, Dinosaurier, Unterwasserwelten und Wildtiere.
Nur 360-Grad-Foto statt VR-Video
Während das VR-Erlebnis durchaus auch Erwachsene begeistert, sind die Inhalte und die Aufmachung für Kinder gedacht. Hersteller Mattel empfiehlt die Brille ab sieben Jahren. Zehnjährige dürften sich dann aber bald etwas langweilen. Das liegt auch daran, dass nicht alle Möglichkeiten der Technik ausgeschöpft werden. So sieht man oft an einem Ort nur ein 360-Grad-Bild statt ein 360-Grad-Video, in dem etwas passiert.
Das Fazit: Die View-Master ist ein guter Einstieg in die virtuelle Realität. Allerdings bleibt die Brille weit unter den Möglichkeiten des neuen Mediums. Die Brille selber ist mit 39 Franken (etwa bei Galaxus.ch) ziemlich günstig. Jedes Erweiterungspaket kostet aber nochmals 13 bis 14 Franken, was das ganze Vergnügen verteuert.