Das freiwillige Medien-Login
Weshalb Cookies von gestern sind

Cookies speichern wichtige Informationen und geben Aufschluss über das Verhalten der Menschen im Netz. Doch dieses Zeitalter geht langsam aber sicher zu Ende. Deshalb reagieren nun Schweizer Medienhäuser.
Publiziert: 10.10.2019 um 17:14 Uhr
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Aktualisiert: 17.02.2022 um 09:32 Uhr
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Warum einloggen?Ihre Registrierung ist entscheidend – und kostenlos
Janosch Tröhler

Am 15. Oktober startet eine Kampagne der grössten Schweizer Medienunternehmen: das freiwillige Medien-Login. Ab diesem Zeitpunkt bitten die meisten News-Plattformen der Ringier AG, die BLICK herausgibt, Tamedia, CH Media und der NZZ ihre Nutzer, sich auf der Website einzuloggen. Die SRG wird voraussichtlich 2020 dazu stossen und ebenfalls ein freiwilliges Login anbieten.

Technologie-Konzerne treiben die Veränderung

Doch weshalb entsteht diese Allianz genau jetzt? Dafür muss man einen Blick auf die Entwicklung des Internets werfen. Lange waren sogenannte Cookies das Zaubermittel. Einfach erklärt: Cookies speichern Informationen über den Nutzer direkt auf dem jeweiligen Gerät. So können Website-Betreiber das Verhalten nachvollziehen, Login-Informationen speichern oder sich merken, welche Produkte man beim Online-Shopping bereits in den Warenkorb gelegt hat.

Cookies sind nicht grundsätzlich böse. Sie machen das Surfen für die Nutzer schneller und bequemer. Und Online-Shops, News-Plattformen und Werbetreibende können ihre Angebote personalisieren.

Doch das Zeitalter der Cookies geht zu Ende. Die neueste Version des Browsers Firefox blockiert Cookies von Dritten automatisch. Auch Safari, der Browser aus dem Hause Apple, löscht diese Cookies nach wenigen Tagen, um das Verfolgen der Nutzer zu unterbinden. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch Microsoft und Google nachziehen.

Wegweisendes Urteil

Privatsphäre im World Wide Web rückt immer stärker ins Bewusstsein. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der EU, die letztes Jahr in Kraft trat, sorgte bereits für mehr Transparenz. So ist es jetzt einfacher für die Nutzer, herauszufinden, wie und wofür die personenbezogenen Daten verwendet werden. Zudem erleichterte die DSGVO Löschanträge.

Auch wenn die Schweiz per se nicht direkt von der EU-Verordnung betroffen ist: Das Netz hält sich nicht unbedingt an Landesgrenzen. Deshalb hat auch BLICK viel punkto Datenschutz getan.

Ausserdem hat der Europäische Gerichtshof am 1. Oktober ein wegweisendes Urteil gefällt. Vorausgefüllte Einwilligungen – etwa schon gesetzte Häkchen – für die Nutzung von Cookies sind widerrechtlich. Dieses Urteil hat wiederum Auswirkungen auf die Betreiber der Websites.

Umsatzeinbruch wegen Firefox

Das wird Internet-Giganten wie Facebook oder Amazon kaum kümmern. Ihre Nutzer müssen sich registrieren, um Dienste in Anspruch nehmen zu können. Sie haben eine direkte Beziehung zu den Menschen und können deshalb eher auf Cookies verzichten.

Für die Medien bedeutet das Cookie-Sterben jedoch eine drastische Verschärfung der wirtschaftlichen Situation. Seit Firefox die Voraussetzungen verändert haben, ist der Umsatz bei einigen Unternehmen um bis zu 15 Prozent eingebrochen. Sollten weitere Browser dem Vorbild von Firefox folgen, werden die Einbussen wohl einiges grösser sein.

Login als Antwort

Die Schweizer Verlage stehen also vor der Frage: Wie geht man mit dem Bedeutungsverlust der Cookies um? Die Antwort heisst Medien-Login. Durch die Registrierung will man den Silicon-Valley-Konzernen die Stirn bieten. Diese haben sich immer stärker zwischen den Journalismus und die Nutzer sowie die Werbetreibenden geschoben. Ändern etwa Google oder Facebook die Spielregeln, schrauben an ihren Algorithmen, sind die Redaktionen dem ausgeliefert.

Durch das Medien-Login soll die Datenqualität verbessert werden. Ohne Registrierung werden einzelne Nutzer etwa mehrfach gezählt, nämlich mit jedem Gerät, das man benutzt. So passiert es beispielsweise, dass ein Nutzer eine Werbeanzeige dutzende Male sieht, obwohl dies nicht der Fall sein sollte.

Ein wichtiger Punkt der Schweizer Login-Allianz: Es gibt keinen gemeinsamen Datentopf über alle teilnehmenden Verlagshäuser hinweg. Jedes Medium behält seine Daten bei sich und zieht selbständig Erkenntnisse daraus. So kann das Angebot konstant verbessert werden.

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