Auf einen Blick
- 85 Milliarden Franken mehr BIP: So viel könnte die Schweiz mit KI gewinnen
- Erfolgsmodell Google Zürich: Von 2 auf 5000 Mitarbeiter in 20 Jahren
- Hunderte neue Start-ups als Bonus obendrauf
- Zwischen Innovation und Regulierung: Welchen Weg geht die Schweiz?
Künstliche Intelligenz (KI) betrifft uns alle – und hat ein enormes Potenzial. Der Einsatz von generativer KI könnte das Schweizer Bruttoinlandprodukt in den nächsten zehn Jahren um bis zu 85 Milliarden Franken steigern. Das zeigt eine Studie von Google und Economiesuisse, die im August veröffentlicht wurde.
Ausgerechnet zum 20-Jahr-Jubiläum von Google Schweiz warnen die Experten jedoch: Unser Land darf den Anschluss nicht verpassen. «Der KI-Zug wartet nicht ewig auf die Schweiz», mahnt Monika Rühl, Direktorin von Economiesuisse. Die Schweiz müsse ihre Chancen jetzt nutzen, statt sich Zeit zu lassen.
ETH als Kraftwerk
Dabei stehen die Weichen eigentlich auf Erfolg: Spitzenforschung, innovative Firmen und ein einzigartiges Ausbildungssystem. Diese Stärken zeigen sich besonders bei den Hochschulen. ETH-Präsident Joël Mesot unterstreicht die Pole-Position der Schweizer KI-Forschung: «Als einzige Universität weltweit haben wir Zugriff auf 10'000 GPUs der neuesten Generation.» Diese speziellen Chips sind das Herzstück moderner KI-Systeme. Von den 550 ETH-Professuren sind mittlerweile 110 am hauseigenen KI-Zentrum aktiv.
Die ETH Zürich war einer der wichtigsten Gründe, warum Google vor 20 Jahren den Entwicklungsstandort Schweiz gewählt hat. Heute trägt die enge Verzahnung von Forschung und Wirtschaft Früchte. «Ehemalige Google-Mitarbeiter haben in der Schweiz bereits 110 Start-ups gegründet und 1700 Arbeitsplätze geschaffen», berichtet die Schweiz-Chefin des IT-Giganten, Christine Antlanger-Winter.
Google-Pionier Urs Hölzle, Mitarbeiter Nummer 8 des Tech-Giganten, bestärkt diesen Erfolg: «Die Schweiz sollte selbstbewusster und mit mehr Optimismus an die Sache herangehen. Sie hat eine lange Geschichte der Innovation.»
Der Schweizer Weg
Bei der Regulierung von KI gehen die Meinungen auseinander. Während die USA und andere Länder KI als Chance begreifen, droht Europa, sie einzuschränken. «Mit dem AI-Act hat die EU eine umfassende Regulierung gemacht und droht damit, die KI im Ansatz zu ersticken», sagt Rühl, überspitzt formuliert. Die Schweiz sollte auf eine «sehr gezielte Regulierung» setzen, um ihren Standortvorteil weiter auszubauen.
Diesen Schweizer Weg will nun auch der Bundesrat konkretisieren. UVEK und EDA sollen bis Ende 2024 eine Auslegeordnung zu KI vorlegen. Bundesrat Albert Rösti (SVP) deutete allerdings bereits an, dass es Anfang 2025 werden dürfte.
Einen augenzwinkernden Wunsch haben die Experten noch: Die Entwicklung eines KI-Systems, das Schweizerdeutsch versteht. ETH-Präsident Mesot sagt mit einem Lachen: «Das würde mein Leben deutlich erleichtern.»