An vielen Flughäfen herrscht momentan ein grosses Wirrwarr– Grund dafür ist ein weitgehender Personalmangel, nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie. Die Folgen der massenhaften Entlassungen machen sich nun besonders stark bemerkbar und machen den Ferien- oder Geschäftsreisenden einen Strich durch die Rechnung. So auch bei Key-Account-Manager und Blick-Leser Guido Flury (59).
«So etwas habe ich noch nie gesehen»
Flury reist oft geschäftlich – so auch am 23. Mai mit Reiseziel Dublin. Das Check-in am Flughafen Zürich habe noch einwandfrei funktioniert. So weit, so gut. Der Schock folgte erst, als er und sein Arbeitskollege auf der grünen Insel ankamen. «Die Gepäckhalle war das reinste Chaos. Überall lag Gepäck herum und es sah aus, als hätte sich ein riesiger Stau gebildet.» Von Ordnung nicht die geringste Spur. «Es sah sehr komisch aus, als wäre alles vorübergehend deponiert worden. So etwas habe ich in all meinen Reisen noch nie gesehen.»
«Mein Kollege sagte zu mir ‹Lueg emal das riese Ghetto›. Anfangs lachten wir noch.» Das Lachen verging den beiden aber schnell. Obwohl Flury heil in der Hauptstadt angekommen war, fehlte von seinem Koffer jegliche Spur. Das verlorene Gepäckstück deckte dann einige Schwachstellen des Betriebs auf. «Beim Schalter musste ich meinen Namen buchstabieren. Als der nette Herr am Schalter den Namen auch beim x-ten Mal immer noch nicht richtig geschrieben hatte, gab ich auf.»
«Richtige Antworten bekommt man erst am Telefon»
Daraufhin meldete sich der Geschäftsmann bei der Fluggesellschaft und schilderte dort den Vorfall. «Nach sieben Tagen hat sie sich erstmals mit einem standardisierten E-Mail gemeldet, dass der Fall registriert sei. Ich habe aber bis heute kein Feedback erhalten, was mit meinem Koffer passiert ist.» Der Leser liess aber nicht locker und versuchte sein Glück in der Schweiz: «Ich habe beim Fundbüro in Bern angerufen. Wenn man die Leute am Telefon hat und sie direkt fragen kann, bekommt man Antworten.» Der Weg dahin war aber das Resultat eines zähen Kampfes durch eine Unmenge an standardisierter, computergenerierter Auskünfte.
Auch der Rückflug war ein Desaster
Ohne Koffer trat Flury schliesslich drei Tage später die Rückreise in die Schweiz an. Geplant war ein Transferhalt am Flughafen Schiphol in Amsterdam. Der Rückflug hatte mehr als zweieinhalb Stunden Verspätung. In der Wartezeit wurden die Passagiere bezüglich der aktuellen Situation aber komplett im Dunkeln gelassen – und diese fehlende Kommunikationsleistung war es, die Flury so gestört hat. «Eine Flugverspätung an sich ist nicht schlimm und kann durchaus vorkommen. Aber es wäre schön, wenn man uns zumindest informiert hätte.» Während der gesamten Wartezeit sei lediglich eine einzige Ansage von der Crew gekommen. Vor der Landung kam dann endlich die Information, dass alle Anschlüsse weg seien.
Dementsprechend gefrustet fielen die Reaktionen der Passagiere am niederländischen Schalter aus. «Mit einer abschätzigen Handgeste wollte uns die Angestellte wegwinken.» Schliesslich habe die Frau den Schalter einfach dichtgemacht und die Menschen dort stehen gelassen. «Wir waren auf uns alleine gestellt. Ich bin mir nicht sicher, ob die Schicht der Dame bereits fertig war oder ob sie schlichtweg die Nase voll hatte.» Trotzdem nahm Flury die Situation eher gelassen – nicht aber sein Kollege. «Der fing an, rot anzulaufen. Schliesslich musste ich ihm aber einfach sagen, dass es nichts bringt sauer zu sein. Wir waren gestrandet.»
«Die Abfertigung nach Schema X stört mich»
Von den Strapazen der Reise geprägt, suchten die Arbeitskollegen den Flughafen Schiphol am nächsten Morgen besonders früh auf – und der war schon im Morgengrauen zum Platzen voll. «Es hatte extrem viele Leute, lange Schlangen und vor allem herrschte eine miese Stimmung.» Auffällig war die sehr hohe, bewaffnete Polizeipräsenz in Schiphol. «Dass das Gepäck verloren geht, kann passieren, das ist hier nicht das Problem. Aber der Kundenservice und die Abfertigung nach Schema X stört mich. Wenn es nicht unbedingt sein muss, meide ich das Reisen für die nächste Zeit.»