Geschichten aus der RS
Die BLICK-Community erzählt aus ihrer Zeit beim Militär

Am Montag startete für Tausende junge Schweizer die Rekrutenschule und somit eine Zeit, an die sie noch ein Leben lang zurückdenken werden. Wir haben die wildesten Militär-Geschichten unserer Leser gesammelt.
Publiziert: 29.06.2020 um 11:20 Uhr
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Aktualisiert: 30.03.2021 um 10:27 Uhr
Community-Team

Nach dem Corona-Einsatz kehrt auch das Militär langsam wieder zurück zur Normalität. In der Sommer-RS gelten zwar strenge Schutzmassnahmen, grundsätzlich wird sie aber wie geplant durchgeführt. 12'500 Rekruten und Soldaten mussten am Montag einrücken.

Um die armen Kerle auf die kommenden 18 Wochen vorzubereiten, haben wir die BLICK-Leserschaft gebeten, uns ihre skurrilsten RS-Anekdoten zu erzählen. Unter den fast hundert Einsendungen fanden wir Geschichten über misslungene Übungen, gefährliche Post und ziemlich viel Alkohol. Die besten liest du hier:

Cornelius: Handgranate in der Post

«Ich machte die Rekrutenschule im Jahr 1970. Im Postbüro der Kaserne Luzern ertastete jemand in einem Wäschesack einen kleinen runden und einen länglichen Gegenstand. Der Absender, wir nannten ihn ‹Frosch›, musste antraben und sein Paket öffnen. Der Typ wollte tatsächlich eine Handgranate inklusive Stiel und Splittermantel als Andenken nach Hause schicken. Natürlich war seine RS dann nach ein paar Tagen Knast vorbei. Ich habe ihn nie wieder getroffen und weiss deshalb nicht, ob er den Rausschmiss damit provozieren wollte. Dafür gäbe es aber sicher weniger explosive Tricks.»

Reto: «Er hatte acht Flaschen Weisswein dabei»

«In unserem Zimmer hatten wir einen Walliser. Als wir einrückten, packten wir alle unsere Unterwäsche und Sportsachen aus. In seiner Tasche waren stattdessen acht Flaschen Weisswein, Salami, Speck und Brot. Somit war unser Zug schon bei den ersten Feldübernachtungen bestens versorgt. Alle anderen konnten Militärfrass essen.»

Symbolbild: Ein zum Küchendienst abkommandierter Rekrut der Panzergrenadierschule gibt seinen Kameraden ihr Essen. (KEYSTONE/Martin Ruetschi)

Fritz: Den Samichlaus bedroht

«Wir hatten eine Nachtübung im Dezember. Um 19 Uhr war es schon stockdunkel und ich musste die erste Wache übernehmen. Unsere Parallelklasse übernahm die Rolle der Gegner und wir mussten jederzeit mit einem Angriff rechnen.

Plötzlich hörten wir, wie sich jemand dem Haus mit schweren Schritten näherte. Als die Person um die Ecke bog, sprang ich sie von hinten an, legte ihr meinen Arm um den Hals und zischte: ‹Halt d'Schnure, susch tätschts!› Mein Gegner wurde stocksteif. Ich begann, ihn abzutasten: langer Bart, Kapuze und Jutesack. Er stammelte: ‹Ich bi de Samichlaus. Mached mer nüüt!› Er brauchte dann mindestens drei Schnäpse, bis er sich vom Schrecken erholt hatte und den Kindern des Bauern die Geschenke bringen konnte.»

Martin: «Ich habe kurzerhand den Kadi ‹erschossen›»

«Bei einer Bewachungsübung wurde unser Kadi als Geisel genommen. Der Feind wollte sich so Zutritt verschaffen. Damit er kein Druckmittel mehr hatte, ‹erschoss› ich kurzerhand den eigenen Kadi. Er war zwar stinksauer, aber was solls.»

Symbolbild: Infanterie-Rekruten beim Schiessen. (KEYSTONE/Christian Beutler)

Andy: «Ich dachte: Das war's jetzt!»

«Das war im Jahr 1995. Nach tagelangem Regen sollten wir in der Innenschweiz bis zur Mitte eines Berges aufsteigen und dann um den Berg herum. Wegen des Regens war dieser Weg aber gesperrt. Statt abzubrechen, befahlen uns die Kommandanten, über den Gipfel zu laufen – ein grosser Fehler. Als wir oben waren, dunkelte es bereits ein. Das Gebiet war matschig, links und rechts ging es steil runter und wir hatten nur eine Taschenlampe pro 20 Mann. Ich verlor den Boden unter den Füssen und dachte schon: ‹Das war's jetzt.› Meine Kameraden konnten mir aber gerade noch rechtzeitig helfen.

Die Letzten kamen erst um sechs Uhr zurück zur Kaserne, zwei wurden vermisst und erst später wieder gefunden. Ich wollte die Geschichte damals dem BLICK melden, doch die verantwortlichen Kommandanten wurden sowieso entlassen. Immerhin hatten wir danach den ganzen nächsten Tag frei.»

Willy: «Der alte Veteran holte seinen Karabiner»

«Wir machten bei einer Übung fünf Gefangene der Genie-Truppe und wollten sie in einer privaten Garage festhalten. Da bot uns ein alter Veteran an, auf sie aufzupassen, damit wir in der Zwischenzeit eins trinken gehen können. Schlussendlich willigten wir ein. Der ältere Herr holte seinen geladenen Karabiner und setzte sich damit vor die Garage. Als sich die Gefangenen bewegten, hat der Veteran einfach mal durchgeladen. Wir hörten aus der Ferne nur noch Hilfeschreie.»

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Mario: Der Jeep wird zum Helikopter

«Während meiner RS im Jahr 1979 hatten wir ein Manöver in den Bündner Bergen und sollten mit dem Jeep das Essen zur Truppe fahren. An einer Brücke wurden wir von der Wache angehalten. Er sagte uns, die Brücke sei ‹gesprengt› worden und wir könnten nicht durch. Also kehrten wir um und kamen fünf Minuten später zurück zur Brücke. Als die Wache uns nochmals darauf hinwies, dass wir nicht weiterfahren können, stieg ich aus dem Jeep und sagte, er solle mal lesen, was auf der Motorhaube steht: ‹Ich bin ein Helikopter!› Er hatte keine Antwort und liess uns gehen.»

Fritz: «Alle bestanden – ausser der Zugführer»

«Wir machten einen Schutzmasken-Test und mussten alle in einen luftdichten Raum. Befehl: ‹Maske auf!› Dann wurde Tränengas verbreitet. Alle bestanden den Test – ausser unserem Zugführer. Wegen seines üppigen Vollbartes, auf den er stolz war, litt er noch eine Weile unter diese Übung. Dafür stand der ganze Zug für den Rest der RS ohne Wenn und Aber hinter ihm. Er war jetzt einer von uns.»

Symbolbild: Rekruten der Infanterie stehen auf der grünen Wiese in Reih und Glied. (KEYSTONE/Christian Beutler)

Anonym: Mit Alkohol gegen die Beförderung

«Sie wollten mich zum Weitermachen zwingen. Also nahm ich einen Jeep, betrank mich in einer Bar und ging mit einer Frau weiter, bis ich in die Kontrolle kam. Zack, kein Militärdienst mehr für mich. Ich war in Losone im Tessin stationiert, erwischt wurde ich dann aber erst in Baden.»

Pascal: «Der Zugführer fackelte beinahe seinen Bart ab»

«Ich war im Winter 2015 in Bure als Motorfahrer stationiert und sollte die Verpflegung aufs Feld bringen. Als ich dort ankam, befahl mir der Stabsadjutant, ein Feuer in einer Metalltonne zu machen. Ich tat mein Bestes, das schneebedeckte Holz zu entzünden, aber es gelang mir nicht. Als der Zug dann ankam, fackelte der Zugführer nicht lange und goss einfach einen halben Kanister Benzin über das Holz. Er warf dann das Zündholz hinein, entfernte sich aber zu wenig schnell. Die Stichflamme brannte beinahe seinen Bart, für den er bekannt war, ab. Der ganze Zug kugelte sich vor lachen, und ich hatte meinen Kameraden etwas zu erzählen.»

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Hast du noch weitere absurde Storys aus deiner Zeit beim Militär? Erzähl sie uns in den Kommentaren!

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