Meinungen zum Wolfsschutz
«Warum soll der Wolf mehr Existenzrecht haben als eine Kuh?»

Der böse Wolf – Märchen oder Realität? Der Fall eines Wolfsrudels, das am Wochenende eine Mutterkuh riss, lässt die Debatte über den Wolf und seinen Schutzstatus in der Schweiz wieder aufkochen.
Publiziert: 11.07.2022 um 16:32 Uhr
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Aktualisiert: 11.07.2022 um 18:10 Uhr
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Eine Mutterkuh wurde im Kanton Graubünden Opfer eines Wolfsrisses.
Foto: Leserreporter
Community-Team

Wölfe wandern seit 1995 regelmässig aus den italienisch-französischen Alpen in die Schweiz zu und reissen nicht selten Nutztiere. Dabei erleiden nicht nur die betroffenen Tiere grosse Schäden, sondern auch deren Halter. Momentan treibt ein Wolfsrudel im Kanton Graubünden sein Unwesen.

Vor Kurzem hat das Rudel auf der Alp Nurdagn im Kanton Graubünden eine Mutterkuh angegriffen und getötet – das sei laut den Behörden der erste Fall im Kanton dieser Art. Gefunden wurde das tote Nutztier im Streifgebiet des Beverin-Rudels. Der Besitzer sieht rot, in der Leserschaft spalten sich die Meinungen zum Fall.

«Ich habe mit dem Bauern kein Mitleid»

Leser Daniel Brücker sieht die Schuld beim Halter der Kuh: «Und wieder ist der böse Wolf schuldig. Wenn der Bauer nicht imstande ist, seine frei laufenden Tiere zu schützen, habe ich mit ihm kein Mitleid.» Auch Andreas Michel nimmt den Wolf in Schutz. Er relativiert das Verhalten des Wolfes folgendermassen: «Der Wolf handelt aus Notwendigkeit, der Mensch aus Egoismus.» Dem doppelt er nach: «Man stelle sich mal vor, wie viele Kühe dem Menschen täglich zum Opfer fallen.»

Auch Andrea Tauber Bernhard nimmt den Wolf in Schutz. «Das ist die Natur, der Wolf braucht auch etwas zu fressen. Es gibt genug Kühe, lasst den Wolf in Ruhe.» Diesen Kommentar kann Thomas Rindlisbacher so nicht stehen lassen und entgegnet: «Bezahlen Sie die Kuh? Und was ist, wenn der Wolf denkt, es gebe genug Menschen und auf Sie losgeht?»

Leser suchen einen Kompromiss

Hans Maag sieht eine Zwischenlösung vor. Das ausschlaggebende Kriterium für einen Schuss gegen einen Wolf soll die Gegend sein, in der dieser sich aufhält. «Ausserhalb von Schutzgebieten sollten Wölfe geschossen werden dürfen.» Auf diese Weise würden die intelligenten und scheueren Tieren überleben. Dem fügt er an: «So könnte eine reduzierte Wolfspopulation überleben und die Bergbevölkerung wäre weniger gestresst.»

Ein Blick ins Ausland kann inspirieren – auf jeden Fall sieht Pat Kuett in den nordischen Ländern ein Vorreitermodell für die Schweiz. In den skandinavischen Ländern würden Wölfe seit über 30 Jahren nachhaltig gejagt. «Mit dem Resultat, dass die Wölfe Angst vor den Menschen haben.» Auch in Kanada habe man eine elegante Lösung für das Problem gefunden: «In den kanadischen Wolfgebieten werden die Wölfe zur Abschreckung hauptsächlich bei den Kuhherden abgeschossen.»

«Der Tierschutz scheint hier nur für den Wolf zu gelten»

Daniel Hitz stört besonders ein Punkt in der ganzen Debatte: «Man redet hier von Tierschutz. Der gilt hier aber wohl nur für den Wolf – für die elendig leidenden, angerissenen Tiere, die sich stundenlang in den Tod quälen, spricht niemand.» Für ihn stellt sich da die Frage: «Wo bleibt hier der Tierschutz? Gilt der nicht auch für Schafe und Kühe? Warum soll der Wolf mehr Existenzrecht haben als die Schafe?»


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