In der Nacht von Freitag auf Samstag wurde auf der Alp Nurdagn am Schamserberg im Kanton Graubünden eine Mutterkuh von Wölfen gerissen. Der Fundort des toten Nutztieres liegt im Streifgebiet des sogenannten Beverin-Rudels.
Für den Besitzer der Mutterkuh, der nicht namentlich genannt werden will, ist die ganze Sache sehr emotional. «Das ist für mich natürlich ein sehr grosser Verlust. Besonders schmerzhaft ist, dass die Kuh bis zu ihrem Tod so lange gelitten hat», sagt er zu Blick.
«Jetzt braucht es den Abschuss!»
Der Tierbesitzer, der insgesamt neun Mutterkühe auf der Alp Nurdagn hat, habe nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet eine seiner Kühe Opfer einer solch brutalen Wolfsattacke werden würde. Für ihn gebe es aktuell nur eine Möglichkeit, wie weitere Wolfsrisse verhindert werden können. «Jetzt braucht es den Abschuss!».
Dieser Angriff sei eine «absolut neue Dimension», sagte der Amtsleiter für Jagd und Fischerei, Adrian Arquint, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage. Bei diesem Riss handelt es sich um den ersten Fall im Kanton Graubünden, bei dem ein ausgewachsenes Nutztier aus der Rinderfamilie von einem oder mehreren Wölfen getötet wurde, wie es in einer Medienmitteilung des Kantons heisst.
«War kein schöner Anblick»
Alppersonal habe die Mutterhkuh am Samstag tot aufgefunden, sagte Arquint weiter. Die siebenjährige Kuh befand sich nach Angaben der Behörden zusammen mit weiteren Artgenossen innerhalb eines eingezäunten Areals. In den sozialen Medien kursieren nun Aufnahmen, die ein totes Tier zeigen.
Auch der Tierbesitzer hat sich vor Ort bereits ein Bild der Lage gemacht. Zusammen mit der Jagdbehörde des Kanton Graubünden ist er am Samstag zu Berg gegangen. «Ich habe die tote Mutterkuh mit eigenen Augen gesehen». Kein schöner Anblick sei das gewesen. Seine restlichen Kühe lässt er aber auf der Alp. Einzig das Kälbchen der toten Mutterkuh müsse nun eventuell runter ins Tal gebracht werden.
Vertreibungsversuch
Die Wildhüter wollen nun die Tiere vertreiben. Die kantonale Wildhut wird nun umgehend versuchen, am Rissort einen Wolf des Beverin-Rudels zu narkotisieren und mit einem GPS-Sender auszurüsten. Mit dieser Massnahme soll eine «Vergrämungswirkung» erreicht werden. Eine Besenderung schafft ausserdem die Möglichkeit, mehr Informationen über das Raumverhalten der Tiere zu sammeln.
Dies kann unter anderem auch dem Vollzug von Regulationsabschüssen gemäss geltendem Bundesrecht dienlich sein. Solche Abschüsse sind aber derzeit erst möglich, wenn Nachwuchs im Rudel bestätigt werden kann.
Kanton besorgt über Wölfe des Beverin-Rudels
«Die zuständigen Behörden des Kantons stellen besorgt fest», heisst es in der Mitteilung, «dass sich Wölfe des Beverin-Rudels bereits mehrere Jahre sehr problematisch verhalten. Die Tötung einer ausgewachsenen Mutterkuh entspricht im Vergleich zur Gefährdungs- und Schadensentwicklung bei Schafen und Ziegen einer weiteren, neuen und schwerer wiegenden Eingriffstiefe.» (kes/ced/SDA)