Leser zur Viertagewoche
«Die ältere Generation hatte nie so banale Forderungen gestellt»

Immer mehr Firmen setzen auf das Arbeitszeitmodell der Viertagewoche. Doch wie kommt das bei den Leserinnen und Lesern an?
Publiziert: 12.02.2024 um 10:56 Uhr
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Aktualisiert: 12.02.2024 um 11:33 Uhr
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Die Viertagewoche kann ganz unterschiedlich aussehen: Im Büro A+O in Aarau wird von Montag bis Donnerstag 34 Stunden gearbeitet.
Foto: Rachel Buehlmann

Die Viertagewoche gewinnt an Beliebtheit – auch in der Schweiz. Bei diesem Geschäftsmodell wird die wöchentliche Arbeit auf vier statt fünf Tage verteilt. Auf vier intensive Arbeitstage folgen drei Erholungstage – bei 100 Prozent Lohn. So soll die Effizienz im Unternehmen steigen.

Eine Studie der University of Cambridge und der Boston University mit 61 britischen Unternehmen zeigt: Die Effizienz hat sich durch die Viertagewoche tatsächlich verbessert. Im Durchschnitt sind die Umsätze selbst um 1,4 Prozent gestiegen. Zudem sind die Angestellten ausgeruhter und motivierter – und haben 65 Prozent weniger gefehlt. 56 der 61 untersuchten Firmen hielten nach Ablauf der sechsmonatigen Studie deshalb am neuen Arbeitszeitmodell fest.

Was meint die Community?

Eine Viertagewoche kann aber auch negative Folgen für die Gesundheit haben, gerade wenn 40 Stunden oder mehr in vier Tagen gearbeitet wird. Dieses Problem hat auch die Leserschaft erkannt. «Wenn ich alle Tage 10 Stunden arbeite, dann brauche ich einen Tag Erholung. Also bringt mir der zusätzliche freie Tag nichts», kommentiert Leser Markus Christen. 

Ähnlich sieht dies Leser Marko Kramalj: «Die ältere Generation hatte nie so banale Forderungen gestellt, deswegen werde ich als 23-jähriger Mann aus Prinzip die 13. AHV wählen, obwohl ich wahrscheinlich nicht davon profitieren werde. Einfach aus Prinzip und Fairness.»

Auch Julius Master äussert sich kritisch: «Bei einem Dienstleistungssektor wie Versicherungen, Banken, Verwaltungen geht dies wahrscheinlich schon. Aber versucht das mal auf der Baustelle, bei Mechanikern, in Krankenhäusern, Einkaufsläden, Altersheimen. Oder wie wäre es mit einer Viertagewoche bei der Polizei? Bei der SBB?»

«Im Ausland funktioniert dies bestens»

Neben den vielen Kritikerinnen und Kritikern gibt es auch ein paar wenige Befürworter der Viertagewoche. User Martin Schmidt ist einer davon: «Würde ich gerne machen, aber der Gesetzgeber und die Gewerkschaft haben was dagegen. Unser Arbeitsgesetz ist einfach schlichtweg veraltet – und stammt noch aus einer Zeit, in der 5 Tage die Woche 9 Stunden fix von 7 bis 17 Uhr gearbeitet wurde.»

Auch Leser Jan Meyer begrüsst das Geschäftsmodell. «Vielleicht das Modell der Zukunft – es ist kreativ, innovativ und flexibel. Ehrlich gesagt, glaube ich daran, dass es besser ist. Sagt einer, der eine 6-Tage-Woche und über 50 Arbeitsstunden kannte. Heute gelten andere Faktoren», schreibt er. 

Leserin Eva Betschart findet klare Worte: «Wenn ich diese Kommentare lese, muss ich sagen, der grösste Teil hat nichts begriffen. Das heisst nicht, dass ab Freitag alles stillsteht. Jeder Betrieb muss sein eigenes Arbeitsmodell erarbeiten. Es gibt mehr Vorteile, weniger Krankmeldungen, Arztbesuche und sonstige Termine belasten nicht mehr die Arbeitszeit. Die Angestellten sind viel motivierter bei der Arbeit. Im Ausland funktioniert dies in vielen Firmen bestens.»

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