Diskriminierung aufgrund der Sexualität – für viele Menschen der tägliche Albtraum.
Hass, Hetze, Beleidigungen, Schläge – Vincenzo kennt alles. Er wird regelmässig auf der Strasse oder in den sozialen Medien angepöbelt. Und das nur, weil er homosexuell ist, sich die Nägel lackiert und enge bauchfreie Tops anzieht.
Wie tolerant ist die Schweiz? Die Blick-Community ist gespalten. Manche argumentieren, wer so stark aus der Menge heraussteche, müsse mit Kritik leben. Andere dementieren diese Aussage: «Es ist traurig, in einer Gesellschaft zu leben, in der Menschen diskriminiert werden», schreibt Leserin Barbara Basler. Manuela Meier doppelt dieser Einstellung gleich nach: «Es ist unakzeptabel und primitiv, dass man aus purer Lust das Gegenüber schlägt.»
Betroffene aus der Blick-Community erzählen
Wie schwer es für die LGBTQ-Community wirklich ist, einen sicheren Platz im Alltag zu finden, zeigen die Geschichten von Chantal H. und Roman B.
Bei unserer Leserin Chantal H. begann das Mobbing bereits in der Mittelstufe. Sie wurde als Junge geboren, lebt heute aber glücklich als Frau. In der Unterstufe hatte sie noch viele Freunde, dann wurde sie ausgegrenzt: «Mit der Zeit wurde ich immer unbeliebter, weil ich nicht ein typisches männliches Verhalten zeigte.»
Auch in der Sekundarschule wurde es nicht besser. «Ich sah halt wie ein Junge aus, verhielt mich aber eher wie ein Mädchen, auch wenn ich versuchte, mich wie ein Junge zu benehmen.»
Vor allem die Jungs in ihrer Klasse waren das Problem. Schläge, Beleidigungen – für Chantal H. Alltag. Jahrelang sah sie sich Hass und Gewalt ausgesetzt. «Ich bekam täglich mindestens eine Faust oder wurde gekickt.»
Outing mit 18
«Das kann man sich gar nicht vorstellen, was das für ein grausames Gefühl ist, wenn einen niemand aus der Klasse mag», erzählt Chantal.
Mit 16 Jahren merkte sie dann, dass sie lieber eine Frau sein wollte. Mithilfe vom Internet entdeckte sie, dass sie Transgender ist. Vor ihrem männlichen Körper ekelte sie sich.
Ganze zwei Jahre behielt sie dieses Geheimnis für sich, konnte mit niemandem darüber reden. Mit 18 Jahren erzählte sie es ihrer Mutter. Heute ist sie 22, lebt als Frau und hat ein gutes Verhältnis zu ihrer Mama. Trotzdem sagt sie: «Zum Glück sehe ich genug weiblich aus, sodass ich meine Trans-Identität verstecken kann. Das ist zwar traurig, aber leider wahr.»
Damit sie mit weniger Hass konfrontiert wird, erzählt sie nur den wenigsten Menschen, dass sie transsexuell ist. Seit sie als Frau lebt, erfährt sie gar keine körperliche oder verbale Gewalt mehr.
Heute ist Chantal glücklich. «Es ist ein unglaubliches Gefühl, von Mitstudenten akzeptiert zu werden und Smalltalk führen zu können. Das mag für manche Leute total selbstverständlich sein, aber das ist es nicht.»
Angewiderte Blicke und dumme Sprüche
Erfahrungen, von denen auch Roman B. viel erzählen kann.
Er ist homosexuell und sagt: «Ich konnte noch kein einziges Mal in meinem Alltag öffentliche Zuneigung mit einem Partner ausleben, ohne negative Reaktionen hervorzurufen. Die meisten Reaktionen sind angewiderte Blicke oder dumme Sprüche hinter vorgehaltener Hand.»
Besonders fragwürdig findet er dies, weil die Schweiz weltweit eigentlich als fortgeschrittenes, vorbildliches und tolerantes Land gilt. Doch für ihn ist der Weg noch lang. «Der Fakt, dass die LGBTQ-Community es als Erfolg erachtet, dass wir ‹nur› Blicke und Sprüche erdulden müssen, ist doch sehr ernüchternd.»
Das englische Akronym wird mittlerweile oft verwendet. Es steht für: Lesbian (lesbisch), Gay (schwul), Bisexual (bisexuell), Transgender (trans). Manchmal wird auch von LGBTIQ gesprochen, dort stehen die letzten beiden Buchstaben für Intersex (intergeschlechtliche, nicht eindeutig einem der beiden Geschlechter zuzuordnen) und Queer (von der Norm abweichend).
Das englische Akronym wird mittlerweile oft verwendet. Es steht für: Lesbian (lesbisch), Gay (schwul), Bisexual (bisexuell), Transgender (trans). Manchmal wird auch von LGBTIQ gesprochen, dort stehen die letzten beiden Buchstaben für Intersex (intergeschlechtliche, nicht eindeutig einem der beiden Geschlechter zuzuordnen) und Queer (von der Norm abweichend).
Die Dargebotene Hand:
Anonyme Beratung unter Einhaltung der Schweigepflicht.
Per Telefon 143 und Online www.143.ch.
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