Staus nehmen auf dem Schweizer Strassennetz stark zu. Der Bundesrat will die Autobahn A1 auf den Streckenabschnitten Bern–Zürich und Lausanne–Genf nun sogar auf mindestens sechs Spuren ausbauen. Die Autobahn gehöre zu den chronisch überlasteten Strecken des Landes. Vincent Kaufmann (54), Professor für Stadtsoziologie und Mobilitätsanalyse an der EPFL, ist jedoch gegen diesen Lösungsvorschlag. Für die Zukunft der Mobilität fordert er Tempo 60 auf Autobahnen, um den Verkehr zu vermindern.
Was meint die Community dazu?
Unsere Blick-Umfrage (Stand 19. Mai 2023), mit 15'584 abgegebenen Stimmen, zeigt: Nur 5 Prozent der Leserinnen und Leser befürworten Tempo 60. 64 Prozent fordern sogar Tempo 130 auf der Autobahn, während 11 Prozent für Tempo 100 und 20 Prozent für Tempo 120 stimmen.
Auch in den Kommentaren sorgt die Forderung für einige Diskussionen. Viele Leserinnen und Leser scherzen über den Vorschlag. «Komm schon, wieso nicht gleich zurück zur Kutsche?», witzelt zum Beispiel Leser Seber Yimer.
Leser Hans Ulrich Hofstetter kann die Forderung ebenfalls nicht verstehen: «Gemäss anderen Studien erreicht man auf Autobahnen bei 80 Km/h die höchste Kapazität. Dem kann ich zustimmen, wenn man die Stosszeiten als Massstab nimmt. Warum nun gerade bei 60 Km/h weniger Menschen das Auto benützen sollten, entzieht sich meiner Logik. Es gibt viele Gründe, warum man lieber das Auto nimmt und für die meisten dürften diese auch bei 60 Km/h bestehen bleiben.»
Auch für Userin Tina Baumann geht nicht alles auf: «Der einzige Sinn in Tempo 60 auf der Autobahn besteht darin, dass auf demselben Netz mehr Autos Platz haben, weil es durch die Temporeduktion weniger Abstand gibt. Hat Herr Kaufmann auch nachgerechnet, ob überhaupt noch eine nützliche Reduktion von CO₂ übrig bleibt? Ein Auto fährt zwar langsamer, stösst somit weniger CO₂ aus, bleibt dafür aber auch länger unterwegs!»
Diese Leser befürworten Tempo 60
Neben den vielen Kritikerinnen und Kritikern gibt es auch ein paar wenige Stimmen, die Tempo 60 auf der Autobahn begrüssen würden. Wilhelm Hauser ist einer der Befürworter: «Das hat fast nur Vorteile: Extrem weniger Unfälle. Bei Auffahrunfällen ein Minimum an Schaden, da der Bremsweg extrem kürzer ist. Und der Verkehr ist berechenbar.»
Werner Stutz sieht dies ähnlich. Er fordert jedoch noch mehr: «Wir müssen nicht nur Tempo 60 auf Autobahnen zwingend einführen, sondern auch alle anderen Tempi reduzieren: ausserorts Tempo 40 und innerorts auf 20 gehen. Dadurch wird der ÖV attraktiver! Wie wäre es, wenn man auch Einzelpersonen im Auto verbieten würde? Effizient wäre mindestens vier Personen pro Fahrzeug. Ich hoffe sehr, dass es im Oktober zu einem Linksrutsch kommt!»