Die Schweizer sind nicht bereit für die E-Mobilität? Denkste! Laut aktueller Umfrage des Meinungsforschungsinstituts GFS Bern würden sich 49 Prozent der Schweizer sehr oder eher wahrscheinlich für ein Elektroauto entscheiden, wenn sie in den nächsten drei Jahren ein neues Auto kaufen müssten.
Bei den Gründen gaben zwei von drei Befragten den CO2-Ausstoss an (67 Prozent), je ein Drittel die Zukunftsfähigkeit (34 Prozent) und weniger Lärm (31 Prozent). Gegen den Kauf sprachen für Umfrageteilnehmer die hohen Preise (50 Prozent), die zu geringe Ladeinfrastruktur (44 Prozent) und die zu geringe Reichweite (42 Prozent).
Ladeangebot untersucht
Dass die Preise stetig sinken und Reichweiten steigen, ist Fakt. Wie aber steht es um öffentliche Ladepunkte? Dem geht der 2017 gegründete E-Auto-Abo-Anbieter Juicar nach – eine Tochter des Schweizer Energie-Providers Alpiq. Bei Juicar, wo man E-Mobilität für alle bieten will, bastelt im Oyster-Lab auf dem Zürcher Hürlimann-Areal ein 20-köpfiges Team rund um den ehemaligen Zalando-Innovator Bastian Gerhard an Mobilitätslösungen der Zukunft.
Viele Anbieter unterwegs
Die Gegenwart ist unübersichtlich: Auf vielen Plattformen finden E-Autofahrer Ladesäulen. Daten der fünf bekanntesten Schweizer Plattformen (Chargemap, Goingelectric, Lemnet, Schweizer Eidgenossenschaft, Plugsurfing) hat Juicar nun analysiert und ins Verhältnis zur jeweiligen Bevölkerungsdichte gesetzt.
Die Ergebnisse überraschen: Unter den 20 grössten Städten haben nicht etwa die Wirtschaftsmetropolen Zürich (0,43 Ladepunkte pro 1000 Einwohner) oder Basel (0,38) im Verhältnis zur Bevölkerung die meisten Ladepunkte, sondern Sion (1,23), Schaffhausen (1,07) und Lugano (1,04)! Auch weitere grosse Städte wie Genf (0,58), Luzern (0,58) und Bern (0,57) rangieren nur im Mittelfeld. Das Schlusslicht der Juicar-Statistik: das bernische Köniz (0,19).
Grösse ist nicht alles
Ähnlich das Kantons-Ranking: Platz 1 belegt das Tessin (1,74 Ladepunkte pro 1000 Einwohner), gefolgt von Appenzell Innerrhoden (1,55) und Graubünden (1,21). Bevölkerungsreiche Kantone wie Zürich (0,26) oder Bern (0,29) liegen klar dahinter. Die Schlusslichter sind Ob- und Nidwalden (0,08 und 0,05).
Zuhause laden
Doch die unterschiedliche Dichte von Ladesäulen ist nicht der Grund für die noch zögerliche Verbreitung der Elektromobilität: E-Autos werden vor allem zuhause über Nacht geladen. Autoimporteure, Energieversorger oder E-Auto-Abo-Anbieter wie Juicar bieten Wallboxen für die heimische Garage. Eigenheim-Besitzer können sie leicht montieren lassen.
Doch Mieter mit Einstellplatz im Wohnblock müssen sich vor der Wallbox-Installation mit ihren Vermietern einigen. Aber Laternenparker? Gerade sie würden von einem überall gut ausgebauten öffentlichen Ladenetz profitieren.