Der VW-Konzern durchlebt derzeit die schlimmste Krise seiner Geschichte. Die Schlagzeilen über manipulierte Abgaswerte reissen nicht ab. Fast die komplette Führungsriege um den ehemaligen Cheflenker Martin Winterkorn musste wegen des Skandals bereits den Stuhl räumen. Dabei hatte das Jahr für VW so gut begonnen: Erst schnappte sich der letzten Herbst frisch aufgelegte Passat den Titel «Schweizer Auto des Jahres 2015». Nur wenige Monate später wurde er am Genfer Autosalon auch noch zum europäischen «Car of the Year» gewählt.
Viel AdBlue nötig
Für SonntagsBlick zwei gute Gründe, den Passat als Kombi Variant zum einjährigen Dauertest zu bitten. Und eines sei schon zu Beginn dieses Zwischenberichts erwähnt: Der von uns gefahrene Zweiliter-Turbodiesel ist von den Manipulationen nicht betroffen. Im Gegensatz zu den in den Fokus der Ermittler gerückten älteren Aggregate erfüllt er bereits die Euro-6-Norm. Doch Sauberkeit hat ihren Preis: Wie bei allen neuen VW-Dieseln ist zur Neutralisierung der giftigen Stickoxide auch bei unserem Passat die Harnstofflösung AdBlue nötig. Davon gönnte sich unser Testwagen bislang bereits zwei Mal neun Liter. Ziemlich viel für den kleinen Tank, wie wir finden. Und auch der bisherige Testverbrauch liegt mit 7,6 Litern auf 100 Kilometer immer noch knapp zwei Liter über dem angegebenen Normverbrauch (nach 10'000 km warens gar 7,9 l/100 km). Doch wir fahren schliesslich einen mehr als 1,8 Tonnen schweren 4x4-Familienkombi – und das nicht nur auf verbrauchsgünstigen Landstrassen, sondern auch im dichten Stadtverkehr oder auf offenen deutschen Autobahnen.
Und der Passat beherrscht jedes Terrain. Während der ersten Test-Monate im Winter lernten wir die Vorzüge des Allradantriebs schätzen. Egal wie glitschig die Strassen waren – ins Rutschen kamen wir nie. Auf der deutschen Autobahn entpuppte sich der Passat als Reisekönig. Dank Adaptivfahrwerk reicht das Spektrum des Wolfsburgers von komfortablem Gleiten bis zackigem Überholen. Letzteres meistert der Passat mit seinen 240 PS und 500 Nm äusserst leichtfüssig. Doch auch wenn uns der dichte Verkehr ab und an ausbremst, bleiben wir gelassen. Das optionale Fahrassistenz-Paket (+ 1890 Fr.), das unter anderem Spurhalteassistent und Abstandstempomat beinhaltet, macht sogar teilautonomes Fahren im Stau möglich (bremsen/beschleunigen/lenken).
Passat bleibt praktisch
So viel Hightech an Bord müssen wir aber auch Tribut zollen: Trotz bereits zwei Software-Updates (u.a. für die Fahrassistenten), die wir jeweils beim Umrüsten auf Winter- und Sommerbereifung erledigen lassen konnten, kommt es weiterhin vor, dass der Kollisionswarner ohne erkennbaren Grund und völlig unverhofft Alarm schlägt. So sehr man in solchen Situationen auch erschrecken mag, konnten wir dafür umso gelassener bevorstehenden Zügelterminen und Möbelhaus-Besuchen entgegenblicken. 650 bis 1780 Liter passen hinter die elektrische Heckklappe. Der VW Passat hat also auch seine Grundtugenden nicht verloren.
Antrieb: 2,0-Liter-R4-Turbodiesel, 240 PS, 500 Nm ab 1750/min, 7-Gang-DSG, 4x4.
Fahrleistungen: 0–100 km/h 6,3 s, Spitze 238 km/h.
Masse: Länge/Breite/Höhe 4,77/1,83/1,48 m, Gewicht 1852 kg, Laderaum 650 bis 1780 Liter.
Umwelt: Werks-/Testverbrauch 5,4/7,6 l/100 km = 140/200 g/km CO2, Energieeffizienz C.
Listenpreis bei Testbeginn ab 52'500 Franken, (Basis: 1.4 TSI, 125 PS, ab 31'900 Fr.)
Antrieb: 2,0-Liter-R4-Turbodiesel, 240 PS, 500 Nm ab 1750/min, 7-Gang-DSG, 4x4.
Fahrleistungen: 0–100 km/h 6,3 s, Spitze 238 km/h.
Masse: Länge/Breite/Höhe 4,77/1,83/1,48 m, Gewicht 1852 kg, Laderaum 650 bis 1780 Liter.
Umwelt: Werks-/Testverbrauch 5,4/7,6 l/100 km = 140/200 g/km CO2, Energieeffizienz C.
Listenpreis bei Testbeginn ab 52'500 Franken, (Basis: 1.4 TSI, 125 PS, ab 31'900 Fr.)