Vergleich: Subaru WRX STI vs. VW Golf R

Zwei ungleiche Sportler

Ein Sonntagnachmittag. Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein. Gemütlich geht's im Golf R Richtung See. Über Pflastersteine und Schlaglöcher kurve ich zu einem schattigen Parkplatz und steige entspannt aus. Trotz Sportler-Gene fährt sich der stärkste Golf sehr komfortabel – dem variierbaren Fahrwerk im Komfort-Modus sei Dank.

Szenenwechsel: Auf der kurvigen Bergstrasse wähle ich den Renn-Modus. Nun knurrt der Vierzylinder sonor und reagiert deutlich giftiger auf Gasbefehle. Die 300 PS drücken mich in den bequemen Sport-Ledersitz. Der Zweiliter-Turbo beschleunigt vehement und ohne Verzögerung aus jeder Kurve heraus. Dank serienmässigem Allradanrieb ist fehlende Traktion kein Thema. Der Golf R ist aber kein kompromissloser Sportler, sondern eher der kompakte, stets leicht untersteuernde Gran Turismo. Dazu passt auch die edle Ausstattung: feines Leder, glänzender Pianolack und hochwertige Materialien sorgen für Wohlfühlatmosphäre. Abgerundet wird das stimmige Interieur durch LED-Leuchten in der Türverkleidung, die nachts dezent für Club-Feeling sorgen. Auch am Infotainment-System gibt's nichts zu meckern. In unserem Testwagen vermissten wir einzig das Doppelkupplungs-Getriebe (plus 2500 Franken). Dies beschleunigt den Kompakten zwei Zehntel schneller als mit dem manuellen Sechsganggetriebe und senkt zudem den Verbrauch.

Fahrzeugwechsel: Im neuen Subaru WRX STI fahre ich auf der Autobahn von Zürich nach Bern. Der Strassenbelag ist praktisch neu und scheint auch eben, trotzdem wird mein Rücken durch zahlreiche Unebenheiten auf die Probe gestellt. So straff ist das Sportfahrwerk abgestimmt. Für viele WRX STI-Fahrer macht gerade dies den Reiz ihrer 300 PS-Limousine aus – mir ist es doch etwas unangenehm, zumal es ein elektronisch variables Fahrwerk weder mit Geld noch guten Worten zu kaufen gibt. Sei's drum: Dieses Auto ist nicht für die Autobahn gebaut. Auf der Bergstrecke spielt der Allradler seine Stärken aus und zeigt, was in ihm steckt. Der Turboboxer hängt stets willig am Gas – und hört sich auch so an. Kein Vergleich zum zurückhaltenden Brummen des Golf R. Mit spürbarer Turboverzögerung tritt er an und dreht dann brüllend hoch. Beeindruckend wie der Subaru auf der Strasse klebt. Vollgas aus einer engen Kehre? Kein Problem. Der ausgeklügelte Allrad-Antrieb lässt ihn mit der Strasse verschmelzen – verlangt vom Fahrer dafür aber einiges an Muskelkraft in den Armen. Könner wählen zudem selber, ob sie mehr Leistung auf die Vorder- oder Hinterachse leiten wollen. Das Fahrverhalten lässt sich so mehr Richtung Unter- oder Übersteuern beeinflussen. Sporlerherz, was willst du mehr?

Mit einem Lächeln im Gesicht treffe ich wieder Zuhause ein und stelle den Subaru neben den VW. Welch Unterschied! Bereits optisch. Hier der – trotz vier Auspuffendrohren – vergleichsweise diskrete VW, da der selbstbewusste, fast schon provozierende Subaru mit riesiger Lufthutze vorne und XXL-Heckspoiler hinten. Ähnliche Unterschiede auch im Innenraum: Im Vergleich zum edlen Golf-Interieur wirkt der WRX STI beinahe spartanisch, obwohl man objektiv gesehen auf nichts verzichten muss.

Fazit: Trotz 300 PS und Allrad-Antrieb liegen die beiden Sportler meilenweit auseinander. Das gilt auch für die anvisierte Kundschaft. So ist der Golf selbst in der Sportvariante R ein Musterschüler und 'Beinahe-Alleskönner'. Das könnten eingefleischte Sportfahrer aber als langweilig und profillos empfinden. Der Subaru WRX STI ist das komplette Gegenteil: auffällig, puristisch und konsequent auf Sportlichkeit getrimmt. Kein Wunder erfreut er sich einer grossen und treuen Fangemeinde. Schliesslich ist der Golf R zwar teurer, dafür aber sparsamer im Verbrauch.