Toyota Hilux & VW Amarok im Vergleich
«Büezer» auf Abwegen

Duell der Giganten in der Eintönner-Liga: Im SonntagsBlick-Vergleich trifft die überarbeitete Nummer 1 des Schweizer Pickup-Marktes, der VW Amarok, auf den komplett neuen Toyota Hilux.
Publiziert: 08.01.2017 um 00:03 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 08:40 Uhr
«Büezer» auf Abwegen
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Toyota Hilux & VW Amarok im Vergleich:«Büezer» auf Abwegen
Andreas Engel

Gehts um Pickups, kommt man um den Hilux von Toyota nicht herum. Er ist das weltweit meistverkaufte Fahrzeug seiner Klasse und wird von Arbeitern, Förstern und – weniger schmeichelhaft – auch von Terroristen wegen seiner Robustheit geliebt. Doch die Konkurrenz ist hart: Ob Ford mit dem Ranger, Nissan mit dem Navara oder Mitsubishi mit dem L200 – sie alle wollen mit neuen Modellen ein Stück vom Pickup-Kuchen abhaben. Und dann gibts ja noch den VW Amarok – seit seiner Markteinführung 2010 grösster Unruhestifter in der bis dahin heilen Hilux-Welt.

Der Toyota Hilux (l.) ist der meistverkaufte Pickup seiner Klasse, doch der VW Amarok ist direkt dahinter in Lauerstellung.
Foto: Andreas Engel

Aussen hui – innen auch

Längst werden Pickups nicht mehr nur als reine Arbeitsgeräte angepriesen, sondern sollen neben echten «Büezern» auch «Kunden mit aktivem Lebensstil» ansprechen. Dazu passt das Design der im September eingeführten, achten Auflage des Hilux, das besonders an der Front mit neuen LED-Scheinwerfern deutlich gefälliger wirkt. Den grössten Sprung macht das japanische Schwergewicht (Testwagen: 2180 kg) aber im Innenraum: In höchster Ausstattung «Sol Premium» gibts zwar weiterhin viel Rustikal-Plastik, aber auch elektrisch verstell- und beheizbare Ledersitze und ein neues Infotainment-System mit 7-Zoll-Touchscreen und Digitalradio. Für Komfort sorgen Klimaautomatik, Tempomat oder Keyless-Go, für Sicherheit Kollisions- oder Spurhaltewarner.

Kaum noch eine Spur vom «Büezer»-Image bei den Pickups. Den Hilux gibts innen mit elektrisch verstellbaren Ledersitzen.
Foto: Andreas Engel

Dem steht der nur leicht überarbeitete Amarok in nichts nach. Zwar gibt er sich äusserlich nur an seiner angepassten Frontpartie mit Bi-Xenon-Scheinwerfern zu erkennen. Aber auch er überzeugt in höchster «Highline»-Ausstattung im Innern mit bequemen Ledersitzen, Rückfahrkamera oder voll vernetztem Multimedia. Dass letzteres allerdings noch im kleinen 6,3-Zoll-Format verbaut ist und weder Keyless-Go noch eine Lichtautomatik serienmässig an Bord sind, erstaunt bei solch stolzen Basispreisen.

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Toyota Hilux (v.) und VW Amarok
Foto: Andreas Engel

Sechs gewinnt

Grösster Trumpf des Amarok ist der neu eingesetzte Dreiliter-V6-Turbodiesel, der in unserem Testwagen mit Overboost-Funktion bis 244 PS leistet. Das lässt uns das hohe Gewicht von rund 2,1 Tonnen glatt vergessen: Fantastischer Durchzug, schöner Sound, laufruhig – so wünschen wir uns einen Pickup. In Kombination mit der 8-Gang-Automatik und dem fein abgestimmten Fahrwerk kommt bei unserer Testfahrt richtig Fahrspass auf. Beim Hilux hingegen wähnen wir uns schon eher in einem Nutzfahrzeug. Der Vierzylinder-Turbodiesel klingt sehr rau, zieht in Verbindung mit 6-Gang-Automatik und 400 Nm aber dennoch ordentlich vorwärts. Im Gegensatz zum Amarok poltern wir im Toyota aber ziemlich straff über die Landstrasse – und auch die indirekte Lenkung verrät seine «Büezer»-Herkunft.

Eine wahre Freude ist der V6-Turbodiesel im Amarok. Das lässt uns sein Gewicht von rund 2,1 Tonnen glatt vergessen.
Foto: Andreas Engel

Lifestyle ohne Laster?

Damit die Pickups im harten Alltag abseits fester Strassen nicht die Arbeit verweigern, sind beide mit elektrisch zuschaltbarem Allrad mit hinterer Differentialsperre sowie einer Geländeuntersetzung versehen. Mit einer Watttiefe von 70 Zentimetern taucht der Hilux allerdings durch tiefere Gewässer (Amarok 50 cm). Zupacken können die Pick-ups mit 3,2 Tonnen Anhänge- und rund einer Tonne Nutzlast aber beide etwa gleich gut.

Toyota Hilux Double Cab «Sol Premium»

Antrieb 2.4-R4-Turbodiesel, 150 PS, 400 Nm@1600/min, 6-Gang-Automat, 4x4
Fahrleistungen 0-100 km/h 12,8 s, Spitze 170 km/h
Masse L/B/H 5,33/1,86/1,82 m, 2180 kg, Nutzlast 1030 kg
Verbrauch Werk/Test 7,2/9,7 l/100 km, 189/256 g CO2/km
Preis Ab 42'000 Fr. (Basis: 2,4 D-4D «Terra», Single Cab, 4x2, 150 PS, ab 24'400 Fr.)

Antrieb 2.4-R4-Turbodiesel, 150 PS, 400 Nm@1600/min, 6-Gang-Automat, 4x4
Fahrleistungen 0-100 km/h 12,8 s, Spitze 170 km/h
Masse L/B/H 5,33/1,86/1,82 m, 2180 kg, Nutzlast 1030 kg
Verbrauch Werk/Test 7,2/9,7 l/100 km, 189/256 g CO2/km
Preis Ab 42'000 Fr. (Basis: 2,4 D-4D «Terra», Single Cab, 4x2, 150 PS, ab 24'400 Fr.)

Doch als Lifestyle-Laster für den abenteuerlustigen Städter von heute zählen noch andere Attribute – Einparken in enge Lücken zum Beispiel. Dank Sensoren und Rückfahrkamera geht das mit beiden Pickups relativ problemlos, wobei wegen des langen Radstands stets Vorsicht geboten ist. Beim Kostencheck fordert der stärkere Selbstzünder des Amarok seinen Tribut: An der Tankstelle verbraucht er mit 10,8 l/100 km nicht nur rund einen Liter mehr als der Hilux (9,7 l/100 km), sondern kostet bei der Anschaffung auch einige Tausender mehr als der Japaner. Für welchen der beiden Pickup-Könige man sich schliesslich entscheidet, ist also nicht nur eine Frage des Geschmacks sondern auch des Geldes.

VW Amarok Double Cab «Highline»

Antrieb 3.0-V6-Turbodiesel, 224 PS, 550 Nm@1400/min, 8-Gang-Automat, 4x4
Fahrleistungen 0-100 km/h 7,9 s, Spitze 193 km/h
Masse L/B/H 5,25/1,95/1,83 m, 2095 kg, Nutzlast 985 kg
Verbrauch Werk/Test 8,3/10,8 l/100 km, 218/285 g CO2/km
Preis Ab 48'276 Fr. (Basis: 3.0-V6-TDI «Trendline», Double Cab, 4x2, 163 PS, ab 30'650 Fr.)

Antrieb 3.0-V6-Turbodiesel, 224 PS, 550 Nm@1400/min, 8-Gang-Automat, 4x4
Fahrleistungen 0-100 km/h 7,9 s, Spitze 193 km/h
Masse L/B/H 5,25/1,95/1,83 m, 2095 kg, Nutzlast 985 kg
Verbrauch Werk/Test 8,3/10,8 l/100 km, 218/285 g CO2/km
Preis Ab 48'276 Fr. (Basis: 3.0-V6-TDI «Trendline», Double Cab, 4x2, 163 PS, ab 30'650 Fr.)

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