Schweizer Elektromobil Enuu im Test
Virenfrei im Elektro-Ei

Als Alternative zum wegen Corona derzeit unbeliebten ÖV bietet das Bieler Start-up Enuu neuerdings elektrische Kabinenroller in der City an. BLICK hat das E-Ei auf Rädern in Zürich ausprobiert, schätzt den Schutz vor dem Wetter – aber ist nicht nur angetan.
Publiziert: 30.03.2020 um 16:05 Uhr
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Aktualisiert: 25.03.2021 um 11:49 Uhr
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Nach Biel ist Zürich die zweite Schweizer Stadt, in der das Start-up Enuu seine eiförmigen Elektro-Wägelchen zum Ausleihen anbietet.
Foto: Andreas Engel/Raoul Schwinnen
Andreas Engel

Sie sehen aus wie Miniatur-Versionen der asiatischen Tuktuks. Tuckern aber nicht, sondern summen elektrisch und sollen – nach E-Trottis und E-Bikes – das Angebot an Mobilität in der City nochmals erweitern. Seit Herbst rollen diese eiförmigen Wägelchen des Start-ups Enuu ausser durch Biel BE auch durch Zürich. Vorzugsweise über städtische Velowege oder auf der Strasse – auf Trottoirs ists nicht erlaubt.

Aber in Corona-Zeiten meiden wir den ÖV eh – also warum nicht mal so ein blau-weiss lackiertes Gefährtchen ausprobieren? Die Registrierung ist ja schon mal kinderleicht: App runterladen, Führerausweis (min. Kategorie M = Töffli), ID und Kreditkarte einscannen und Bestätigung via Mail abwarten. Fertig!

Platz für (wenig) Gepäck

Bei mittlerweile 150 Zürcher E-Wägelchen und Standortsuche per App müssen wir im urbanen Kreis 5 nicht lange suchen: Beim vorreservierten Enuu angekommen, entsperren wir es via Smartphone. Rein. Für grosse Passagiere ists im Fussraum wie am Kopf etwas eng. Immerhin passt hinter den Fahrer noch ein Rucksack.

Pluspunkt: Weder Wind noch Wetter sind hier ein Thema. Ob es dafür im Sommer heiss wie in einer Sauna wird? Die Bedienung ist selbsterklärend: Blinker und Licht links am töffähnlichen Lenker, rechts Gang eingelegt und Scheibenwischer eingeschaltet. Als Navi dient das Smartphone im justierbaren Halter.

Flott, aber instabil

Jetzt nichts wie los! Schalter auf D wie beim Automat im Auto und Gasgriff am Lenker drehen wie beim Töff, schon saust der Enuu flüsterleise los. Der Topspeed von 30 km/h ist schnell erreicht, wobei die Fahrt jetzt auch zur etwas holprigen Angelegenheit wird. Das Chassis ruckelt, der Lenker sollte festgehalten werden. Cool dafür die Wendigkeit des Enuu: Wow, lässt der sich flott um enge Kehren jagen! Allerdings lupfts bei allzu rasanter Fahrt dann auch mal eines der winzig kleinen Hinterräder – und wir fürchten anfangs, gleich umzukippen.

Tun wir aber nicht. Was kostet der Spass? Die Abrechnung kommt nach der Fahrt direkt auf den Screen: Freischalten 90, jede Minute weitere 20 Rappen. Das ist weniger, als etwa für E-Trottis fällig wird (1.00 Fr. Startgebühr + 30 Rp./min). Und: Die ersten drei Fahrten à zehn Minuten sind für Neukunden sogar gratis.

Kein Hipster-Mobil

BLICK-Fazit: Die Enuus sind einfach zu bedienen, flott, wendig und bringen User bei Regen trocken von A nach B. Aber mal ehrlich: Für trendbewusste Städter ist das Design gewöhnungsbedürftig und erinnert eher an Kabinenroller für Rentner als Hipster-Mobile. Doch am Coolness-Faktor arbeiten die Bieler bereits (siehe Interview und Bildstrecke).

Nachgefragt bei Enuu-Co-Gründer Luca Placi: «Die neuen Enuus werden schöner»

BLICK: Beeinflusst die Corona-Krise das Wachstum Ihres Start-ups?
Luca Placi: Sie hat die Wirtschaft etwas gebremst. Und deshalb dauerts jetzt auch länger, bis wir mit Enuu ausser nach Biel und Zürich nach Basel und Genf kommen. Wir werden aber definitiv noch dieses Jahr in beiden Städten starten.

Werden die Enuus momentan mehr genutzt, weil man weniger ÖV fährt?
Bei der Nutzung verzeichnen wir – zum Glück, muss man sagen – kein Wachstum, weil sich die Leute daran halten, kaum rauszugehen. Dafür registrieren sich immer mehr Nutzer – in Zürich bisher 500, bis Juni sollte die Zahl auf 2000 steigen. Das liegt auch daran, dass die Enuus endlich auf der Strasse sichtbar sind: Im Herbst 2019 sind wir mit 20 Fahrzeugen gestartet, heute haben wir schon 150.

Werden die Enuus wegen Corona speziell gereinigt?
Ja! Normalerweise reinigen wir die Fahrzeuge einmal im Monat gründlich – nun desinfizieren unsere Mitarbeiter sie mindestens alle zwei Tage. Jeweils dann, wenn auch die Batterien getauscht werden. Anders als bei E-Scootern arbeiten wir mit einem Swapping-System, bei dem die Batterie durch unser eigenes Team getauscht wird.

Was sagen Ihre Nutzer zur Enuu-Optik?
Wir sind uns bewusst, dass unser Design nicht bei allen gleich gut ankommt. Manche finden es witzig und cool, andere nicht. Wir arbeiten daran, die Enuus in neuer Generation moderner und schöner zu machen. Etwa mit LED-Scheinwerfern und einer knackigeren Form.

Gibts dann auch neue Technik?
Das aktuelle Fahrzeug – bereits die fünfte Generation! – baut auf einem chinesischen Modell auf. Wir entwickeln aber ein eigenes Fahrzeug, das etwa Ende 2022 kommen soll. Und jenes soll dann auch das modernere Design erhalten.

Ihre Fahrzeuge sind in Zürich sehr präsent. Haben Sie eigentlich mit Vandalismus zu kämpfen?
Vandalismus ist leider auch bei uns ein bekanntes Thema. Vor allem am Anfang, als die Enuus neu in Zürich waren, verzeichneten wir hohe Schäden. Sind die Fahrzeuge erst einmal im Stadtbild etabliert, nehmen die Beschädigungen ab. Neu werden wir aber an jedem Fahrzeug einen Alarm anbringen, der anfängt zu piepen, wenn etwa versucht wird, das Fahrzeug umzukippen.

Enuu-Gründer Luca Placi (l.) und Yoann Loetscher mit einem Prototyp 2018.

BLICK: Beeinflusst die Corona-Krise das Wachstum Ihres Start-ups?
Luca Placi: Sie hat die Wirtschaft etwas gebremst. Und deshalb dauerts jetzt auch länger, bis wir mit Enuu ausser nach Biel und Zürich nach Basel und Genf kommen. Wir werden aber definitiv noch dieses Jahr in beiden Städten starten.

Werden die Enuus momentan mehr genutzt, weil man weniger ÖV fährt?
Bei der Nutzung verzeichnen wir – zum Glück, muss man sagen – kein Wachstum, weil sich die Leute daran halten, kaum rauszugehen. Dafür registrieren sich immer mehr Nutzer – in Zürich bisher 500, bis Juni sollte die Zahl auf 2000 steigen. Das liegt auch daran, dass die Enuus endlich auf der Strasse sichtbar sind: Im Herbst 2019 sind wir mit 20 Fahrzeugen gestartet, heute haben wir schon 150.

Werden die Enuus wegen Corona speziell gereinigt?
Ja! Normalerweise reinigen wir die Fahrzeuge einmal im Monat gründlich – nun desinfizieren unsere Mitarbeiter sie mindestens alle zwei Tage. Jeweils dann, wenn auch die Batterien getauscht werden. Anders als bei E-Scootern arbeiten wir mit einem Swapping-System, bei dem die Batterie durch unser eigenes Team getauscht wird.

Was sagen Ihre Nutzer zur Enuu-Optik?
Wir sind uns bewusst, dass unser Design nicht bei allen gleich gut ankommt. Manche finden es witzig und cool, andere nicht. Wir arbeiten daran, die Enuus in neuer Generation moderner und schöner zu machen. Etwa mit LED-Scheinwerfern und einer knackigeren Form.

Gibts dann auch neue Technik?
Das aktuelle Fahrzeug – bereits die fünfte Generation! – baut auf einem chinesischen Modell auf. Wir entwickeln aber ein eigenes Fahrzeug, das etwa Ende 2022 kommen soll. Und jenes soll dann auch das modernere Design erhalten.

Ihre Fahrzeuge sind in Zürich sehr präsent. Haben Sie eigentlich mit Vandalismus zu kämpfen?
Vandalismus ist leider auch bei uns ein bekanntes Thema. Vor allem am Anfang, als die Enuus neu in Zürich waren, verzeichneten wir hohe Schäden. Sind die Fahrzeuge erst einmal im Stadtbild etabliert, nehmen die Beschädigungen ab. Neu werden wir aber an jedem Fahrzeug einen Alarm anbringen, der anfängt zu piepen, wenn etwa versucht wird, das Fahrzeug umzukippen.

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