Nicht nur die Kids sind heute grösser: Der neue VW Polo ist mit 4,05 Metern stolze 54 Zentimeter länger als sein Urahn von 1975 und übertrifft gar den Ur-Golf (1974) um 34 Zentimeter! Ähnliches gilt für den neuen Ford Fiesta: Mit 4,04 Metern ist auch Fords Kleinwagen erwachsen geworden und 48 Zentimeter länger als der erste Fiesta aus dem Jahre 1976. Inzwischen sinds Abmessungen, wie sie noch vor 20 Jahren die grösseren Brüder VW Golf und Ford Focus aufwiesen. Da müssen wir uns schon die Frage stellen, ob wir hier wirklich noch von «Klein»-Wagen sprechen wollen?
Karosserie: 2x Fünftürer
Fakt ist: In den Dimensionen schenken sich unsere Kandidaten nichts. Der Polo der mittlerweile sechsten Generation – mit hübschem, vom Vorgänger aber nur schwer zu unterscheidenden und dafür zeitlosen Design – ist je einen Zentimeter länger und breiter, aber vier Zentimeter flacher. So erscheint er eine Spur dynamischer als der elegante, aber emotionaler wirkende Fiesta. Gibt es den Polo nur noch als Fünftürer, hat man beim Fiesta weiter die Wahl zwischen drei oder fünf Türen.
Innenraum: Peppig gegen hübsch
Überraschung im Cockpit unseres Test-Polo in Ausstattung «Beats»: VW kann ja doch emotional! Die roten Elemente wirken richtig peppig. Alles andere erinnert uns auf dem bequemen und bestens Seitenhalt bietenden Polo-Sportsitz an den grossen Bruder Golf. Das Cockpit wirkt modern und aufgeräumt, mit Touchscreen und angenehm soften Materialien. Imposant im «Beats» natürlich seine 300-Watt-Soundanlage. Die für den Polo gegen Aufpreis erhältlichen digitalen Instrumente fehlen in unserem Testwagen. Stattdessen normale Rundanzeigen – was nicht schlechter ist. Dass nun auch der Polo auf dem MQB (modularen Querbaukasten) des VW-Konzerns aufbaut, bringt Vorteile beim Platz (Laderaum unwesentlich grösser als im Fiesta) und Fahrverhalten.
Ganz neu präsentiert sich auch das Cockpit im Fiesta. Endlich ists hübsch und übersichtlich-aufgeräumt. Der zentrale Monitor liegt gut im Blick und überzeugt mit scharfer Darstellung. Auch die Fiesta-Sitze sind bequem und wirken solide. Was uns besonders auffällt: Wird die Übersichtlichkeit in modernen Autos und vor allem die Sicht nach hinten immer schlechter, ist diese beim neuen Fiesta gar besser als beim Vorgänger.
Ausstattung: «Beats» gegen «Titanium»
Dass Kleinwagen nur noch dem Namen nach klein sind, hängt nicht nur mit ihrer Grösse, sondern auch mit ihrer Ausstattung zusammen. Für die zwei bereits ab Werk gut ausgestatteten fünftürigen Polo «Beats» und Fiesta «Titanium» ist die Vielfalt an Optionen riesig. So treiben bei unserem Fiesta-Tester Annehmlichkeiten wie aktive Einparkhilfe, Premium-B&O-Audiosystem, Müdigkeitswarner, Verkehrschilderkennung, automatisches Fernlicht, adaptiver Tempomat oder der sehr praktische, beim Türöffnen ausklappende Türkantenschutz den Preis von 19'500 auf 23'610 Franken. Auch der Polo «Beats» verfügt über die meisten oben erwähnten Assistenten und Annehmlichkeiten – teils schon ab Werk. Dies erklärt auch den 5000 Franken höheren Basis-Listenpreis. Mit allen Optionen liegt unser Polo-«Beats»-Testwagen mit 25'827 Franken dann nicht mehr sehr weit über dem Fiesta.
Antrieb: 2x Dreizylinder-Turbo
Beide Testwagen verfügen über moderne Dreizylinder-Turbomotörchen mit gerade mal einem Liter Hubraum. Während der Polo Beats daraus 115 PS und 200 Nm holt, entwickelt das noch um einige Kubikzentimeter kleinere Ford-Triebwerk 100 PS und 170 Nm Drehmoment. Interessant: Gemäss den offiziellen Werten beschleunigt der Polo eine Sekunde schneller auf Tempo 100 als der Fiesta und erreicht mit 200 km/h eine etwas höhere Spitze. Gefühlt haben wir aber den Eindruck, dass der Fiesta das munterere Kerlchen ist. Vielleicht, weil er gut 140 Kilo leichter ist und sein maximales Drehmoment ab 1600 und nicht erst bei 2000 Umdrehungen abruft. Beim Verbrauch – beide weisen offiziell noch Werte nach dem alten, praxisfremden Messzyklus aus – liegen wir im Test je deutlich über der Werksangabe, wobei sich der Ford mit 6,3 Litern mehr als der VW (6,0 Liter) genehmigt.
Antrieb: 1.0-R3-Turbobenziner, 100 PS, 170 Nm ab 1600/min, 6-Gang-Getriebe, Front
Fahrleistungen: 0-100 km/h 10,5 s, Spitze 183 km/h
Masse: Länge/Breite/Höhe 4,04/1,74/1,48 m, Gewicht 1144, Laderaum 292 bis 1093 Liter
Umwelt: Werks-/Testverbrauch 4,3/6,3 l/100 km = 97/147 g/km CO2, Energieeffizienz B
Preis: ab 19'500 Franken (Testwagen mit Optionen 23'610 Fr.)
Antrieb: 1.0-R3-Turbobenziner, 100 PS, 170 Nm ab 1600/min, 6-Gang-Getriebe, Front
Fahrleistungen: 0-100 km/h 10,5 s, Spitze 183 km/h
Masse: Länge/Breite/Höhe 4,04/1,74/1,48 m, Gewicht 1144, Laderaum 292 bis 1093 Liter
Umwelt: Werks-/Testverbrauch 4,3/6,3 l/100 km = 97/147 g/km CO2, Energieeffizienz B
Preis: ab 19'500 Franken (Testwagen mit Optionen 23'610 Fr.)
Fazit des Duells
VW Polo oder Ford Fiesta? Punkto Platz und Fahrgefühl bewegen sich beide auf Augenhöhe und schenken sich nichts. Sieht der Polo aussen etwas sportlicher aus, fährt sich der Fiesta dafür dynamischer und spritziger. Und so dürfte schliesslich bei einer Kaufentscheidung schlicht der persönliche Geschmack oder vielleicht auch einfach die Nähe zu einem passenden Markenhändler entscheiden.
Antrieb: 1.0-R3-Turbobenziner, 115 PS, 200 Nm ab 2000/min, 6-Gang-Getriebe, Front
Fahrleistungen: 0–100 km/h 9,5s, Spitze 200 km/h
Masse: Länge/Breite/Höhe 4,05/1,75/1,44 m, Gewicht 1287 kg, Laderaum 350 bis 1125 Liter
Umwelt: Werks-/Testverbrauch 4,7/6,0 l/100 km = 107/140 g/km CO2, Energieeffizienz C
Preis: ab 24'550 Franken (Testwagen mit Optionen 25'827 Fr.)
Antrieb: 1.0-R3-Turbobenziner, 115 PS, 200 Nm ab 2000/min, 6-Gang-Getriebe, Front
Fahrleistungen: 0–100 km/h 9,5s, Spitze 200 km/h
Masse: Länge/Breite/Höhe 4,05/1,75/1,44 m, Gewicht 1287 kg, Laderaum 350 bis 1125 Liter
Umwelt: Werks-/Testverbrauch 4,7/6,0 l/100 km = 107/140 g/km CO2, Energieeffizienz C
Preis: ab 24'550 Franken (Testwagen mit Optionen 25'827 Fr.)