Unterschiedlicher könnten Autos nicht sein: hier der brachiale Supersportler, ein V10-Sauger mit 620 PS im Heck, dort die stylische E-Limousine mit zwei unspektakulären, aber 487 PS starken E-Motoren. Hier jahrzehntelanges Sportwagen-Know-how, dort junge Start-up-Tekkies. Hier ein rund 230'000 Franken teurer Bubentraum, dort ein mit knapp 60'000 Franken dagegen fast günstiges Ökomobil. Eigentlich logisch, wer da bei einem Sprintrennen gewinnt.
Das dachte ich zumindest, als wir vergangenen Sommer Audis Superboliden R8 gegen Teslas Model 3 im Sprint antreten liessen. Das Duell hat mich eines Besseren belehrt: Zwar liegt der R8 auf dem Papier knapp vorne (0–100 km/h in 3,1 Sekunden), in der Praxis und über rund 200 Meter Sprint siegt aber immer wieder der vermeintlich langsamere Tesla (0–100 km/h in 3,4 Sekunden). Worans liegt? Während beim Stromer das Drehmoment ab der ersten E-Motoren-Umdrehung anliegt, dauerts beim Audi, bis er sein volles Drehmoment aufbaut.
Schafft der Sprintvorteil Emotionen?
Über die kurze Distanz hat der R8 nur eine Chance, wenn der Fahrer die komplexe Launch Control exakt einsetzt. Und so jubelt am Ende Kollege Timothy Pfannkuchen am Steuer des US-Vehikels. Sind E-Autos also die besseren Sportwagen? Jein: Die Autobauer haben dank der Elektrotechnik zwar neue, ungeahnte Möglichkeiten.
Und Tesla beweist schon heute, dass E-Mobilität massentauglich ist – nicht ohne Grund wurde das Model 3 sowohl von der Fachjury als auch von den Lesern bei der «Schweizer Auto des Jahres»-Wahl zum Liebling gewählt. Doch die Emotionen und der Sound eines richtigen Verbrenners – das schafft (noch) kein E-Auto der Welt.