So viel macht Farbe aus! Zum Glück trägt «unser» Audi Q2 die Farbe «Korallenorange metallic» (810 Fr.), denn ohne sie sähe er wohl aus wie alle SUV von Audi – einfach kleiner. So tritt auch der Q2 mit breitem Kühlergrill und vielen Kanten selbstbewusst auf. Audi bezeichnet den Grill übrigens als «oktogonalen Singleframe», die Flankenkanten als «polygonale Fahrzeugschulter». Das klingt ähnlich streng, wies aussieht – aber irgendwie stimmig: Audi steht ja für Perfektion. Aber halt auch für streberhafte Ausgewogenheit. Einzige Ausnahme neben der Lackierung sind die «Blades», also die gegen Aufpreis in Kontrastfarbe (200 Fr.) gehaltenen Designelemente der hinteren Fenstersäulen.
Antrieb: | 2.0-R4-Turbodiesel, 150 PS, 340 Nm ab 1750/min, 7-Gang-DKG-Automat, 4x4. |
Fahrleistungen: | 0–100 km/h 8,1s, Spitze 211 km/h. |
Masse: | Länge/Breite/Höhe 4,19/1,79/1,51 m, Gewicht 1623 kg, Laderaum 355 bis 1000 Liter. |
Umwelt: | Werks-/Testverbrauch 5,0/6,5/100 km = 131/172 g/km CO2, Energieeffizienz B. |
Serienausstattung: | LED-Scheinwerfer, Zentralverriegelung mit Funkschlüssel, Pre-Sense mit Fussgängererkennung, Bremsassistent, elektromechanische Parkbremse, Stopp-Start-System, u.a. |
Listenpreis: | Basis bei Testbeginn ab 43'600 Franken, Testwagen inkl. Optionen 57'187 Franken |
SUV als Eisbrecher
«Unser» emotional derart aufgepeppter Q2 scheint so in erster Linie die Damenwelt zu beeindrucken. Jedenfalls wurden wir mit kaum einem anderen Dauertester beim Einkaufen oder Tanken so oft aufs Auto angesprochen. Das hängt aber wohl auch mit dem für urbane Menschen angenehm handlichen Format zusammen: Mit 4,19 Metern Länge ist der Q2 rund 20 Zentimeter kürzer als der Audi Q3, drei Zentimeter schmaler und zehn niedriger. Dennoch bietet er die inzwischen von so vielen Kunden geschätzte, «etwas höhere» Sitzposition nach SUV-Art und damit auch eine bessere Übersicht. Der Laderaum ist – wohl dem platzraubenden Allradantrieb geschuldet – mit 355 Litern nicht üppig, und die 74 Zentimeter hohe Ladekante dürfte mancher Kundin beim Beladen eines Getränkeharass missfallen. Dennoch: Ja, der Q2 ist ein wendiger und bequemer Flitzer für alle Fälle.
Lange Übersetzung bremst
Und so fährt er sich auch. Der Zweiliter-Turbodieselmotor brummt zwar stets vernehmlich, ist aber eine Wucht mit viel Durchzugskraft. Auch der Verbrauch geht mit 6,5 Litern im Schnitt (gemessen über die ganzen 25'000 Testkilometer) in Ordnung. Den hervorragenden Eindruck des Antriebs samt untadeligen Quattro-Vortrieb schmälert einzig der nicht taufrische Doppelkupplungsautomat: Für unseren Geschmack ist er vor allem im höchsten, siebten Gang zu lang übersetzt, und es ruckelt auch ab und zu unangenehm beim Anfahren. Perfekt dagegen die elektrisch unterstützte Lenkung, das sportliche, jedoch komfortable Fahrwerk sowie LED-Licht mit Fernlicht-Automatik.
Stolzer Preis
Etwas enttäuscht sind wir, gemessen an den hohen Erwartungen an eine Edelmarke, jedoch von Anmutung und Ausstattung des Interieurs. Die Verarbeitung ist perfekt, daran gibts nichts zu kritisieren. Aber das Ambiente mit viel Hartplastik ist eher trist, und alles Schöne muss man extra bezahlen. Obwohl unser Dauertester statt 43'600 Franken (Basispreis) stolze 57'187 Franken kostet, ist er gut, nicht aber sehr gut ausgestattet. Trotz vieler Optionen müssen wir beispielsweise die Sitze von Hand statt elektrisch verstellen, statt «Keyless» gibts noch einen Zündschlüssel zum Starten. Ja selbst eine Beleuchtung im Handschuhfach fehlt. Dinge, die selbst in günstigeren Massenprodukten von Fiat 500X über Hyundai Kona bis Opel Mokka heute selbstverständlich sind. Betont sei aber auch: Annehmlichkeiten wie ein feines Infotainment mit Navi und Spracheingabe, bequeme Sitze und digitale Instrumente machens ebenso wett wie absolute Zuverlässigkeit. Anzahl Defekte und Pannen in unserem Testjahr? Keine!
Fazit: Wir mochten ihn, unseren kleinen Streber. Nicht nur, weil wir damit die Damenwelt bezirzten, sondern weil er zuverlässig und angenehm kompakt so flink durch die Stadt wie übers Land wuselte.