Exakt 378 Kilometer, aber nicht einmal «volle Kraft voraus»: So weit geht die Wochenend-Testfahrt im CTS-V. Werktags lag zuvor mal Vollgas drin, aber mit 649 PS ist der Ausweis schon nach einem Überholsprint weg. Also am Weekend nach Deutschland. Freie Fahrt? Denkste! Zu dichter Verkehr auf der A 81 – zudem auch von rücksichtslosen Schweizer Rasern (vielen Dank!) mitverursachte neue Tempolimiten. Also Landstrasse. Jetzt regnets. Adieu, Powertraum: Heckantrieb und hintere 295er-Pneus vertragen sich null mit Nässe.

Typ mit Ecken und Kanten

Schade – denn an sich macht der Ami Laune und was her. In der Masse der RS6, M5 und AMGs ist er der polarisierende Typ mit Ecken und Kanten, der die Blicke fängt. Cool – nur das empfindlich hervorstehende Karbon-Spoilerpaket (5680 Fr.) würden wir uns schenken. Im Cockpit gibts zwar nicht das Perfektionsniveau der Deutschen, wohl aber Jaguar- oder Lexus-Level. Stimmig, edel, passt! Irgendwo müssen die Amis halt auch sparen, um die Wuchtbrumme ab 114'500 Franken samt allem Luxus, der anderenorts kostet, zu bieten.

Typ mit Herz und Seele

Uns gefallen Nettigkeiten wie das «Geheimfach» hinterm Infotainment, konfigurierbare Instrumente und viel Platz. Und, dass der CTS-V zwei Seelen hat. Meist wummert der V8 im Hintergrund, gibt der CTS-V den straffen, nur innerorts etwas steifen Businessgleiter. Vollgas oder Sport-Knopf: Dann kehrt der Caddy das Monster hervor, schüttelt sich, zuckt, brüllt, röhrt, rülpst. Infernalisch fetzen, sehr satt und neutral um Bögen sausen, irrwitzig elastisch aus jeder Drehzahl losschiessen: Auf trockener Piste machts höllisch Laune.

Typ für Kenner und Könner

So bleibt als Crux: Der CTS-V ist eine feine, faszinierende Power-Limousine auf Niveau der Konkurrenz, braucht aber bei 649 PS und Heckantrieb erfahrene Piloten am Volant.