25'000-km-/1-Jahr-Dauertest: Jaguar XF 3.0 V6 4x4
Die Katze schnurrt und schnurrt

Mit Bravour besteht der Jaguar XF 3.0 4x4 den SonntagsBlick-Praxistest, der ihn ein ganzes Jahr lang den unterschiedlichsten Strapazen aussetzte. Keine Panne oder ausserordentliche Reparatur trüben die Bilanz nach 25'000 gefahrenen Kilometern.
Publiziert: 01.06.2014 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:00 Uhr
Von Urs Bärtschi

Vorurteile, und mögen sie noch so überholt sein, halten sich meist länger als den Betroffenen lieb ist. Davon muss auch Jaguar beziehungsweise der Autor dieses Artikels erfahren: «Siehst Du die Pannenhilfe öfter als Deine Frau?», «Braucht er gleich viel Öl wie Benzin?» Oder: «Die Inder können doch keine Autos bauen» (Anmerk. der Red.: Jaguar gehört seit 2008 zum indischen Industriekonzern Tata), sind nur einige Bemerkungen, die zwar den Unsachverstand der Fragesteller offenbaren, aber trotzdem ärgern. Denn nach Abschluss unseres einjährigen Tests kann ich überzeugt antworten: «Falsch, falsch und nochmals falsch.» Wer nun entgegnet, dass sich diesbezüglich nach 25'000 Kilometern noch keine schlüssigen Antworten ergeben, dem sei gesagt: Stimmt, aber wir hatten schon einige etablierte Vertreter der automobilen Oberklasse im Test, die selbst diese Distanz nicht ohne ausserordentlichen Werkstattbesuch überstanden haben. Kurz: Unser Jaguar XF 3.0 V6 4x4 gehört zu den zuverlässigsten Fahrzeugen, die wir je über längere Zeit im Test hatten.

Und der XF lehrte uns noch etwas: Passender angezogen kann man kaum vorfahren – und das überall: Der Auftritt ist ebenso nobel wie dezent, weckt Respekt, doch kaum Neid. Britishness vom Feinsten eben. Auch im Innenraum: Hier punktet der Jaguar mit Wohlfühlatmosphäre, wobei der rot pulsierende Startknopf, das Automatik-Wählrad, das beim Start sanft aus der Konsole fährt, und die aufklappenden Lüftungsdüsen zwar bereits bekannt sind, aber immer noch als schöne Details beeindrucken. Vorne sitzt man auch über längere Strecken bequem, hinten gehts etwas enger zu, aber Erwachsene fühlen sich auch dort gut aufgehoben.

Und die Kritik? Für kleine Unstimmigkeit sorgte eine Fehlfunktion der Stopp/Start-Automatik, die beim Anhalten auf leichtem Gefälle den Motor zwar wunschgemäss ausschaltete, ihn aber nicht mehr automatisch startete. Oder die doch etwas angejahrte Cockpitgestaltung, die nicht verbergen kann, dass sie bereits 2008 entworfen wurde. Die grösste Schwachstelle ist aber die eingeschränkte Modellvielfalt: 4x4 gibts ausschliesslich für die Limousine und nur in Kombination mit dem 340 PS starken V6-Benziner. Für Diesel und Kombi stehen nur Heckantrieb zur Wahl. So endete unser Dauertest mit einem Durchschnittsverbrauch von 10,3 l/100 km. Ein akzeptabler Wert, der sich mit Diesel aber locker um 1,5 Liter senken liesse.

Trotzdem bleibt uns der Dreiliter-V6 Benziner in guter Erinnerung. Er sorgt für standesgemässen Vortrieb, läuft weich, ist drehfreudig und auch der Sound wirkt stimmig. In Kombination mit der serienmässigen 8-Stufen-Automatik und dem ausgewogenen Fahrwerk ist der XF eine überzeugende Oberklasselimousine, die den Vergleich mit Audi, BMW oder Mercedes nicht zu scheuen braucht. Das gilt auch für den 4x4, der sowohl auf trockener als auch auf nasser und verschneiter Fahrbahn souveränes Vorwärtskommen garantiert. Dabei beeindrucken nicht nur Traktion und Kurvenhandling, sondern auch die Fahrdynamik. Hier zahlt es sich eindeutig aus, dass die Allradspezialisten von Land Rover bei der Jaguar-Entwicklung mit einbezogen wurden. Apropos Winter: Front- und Heckscheiben-, aber auch Sitz- und Lenkradheizung nehmen der kalten Jahreszeit jeden Schrecken. Somit ziehen wir nach einem Jahr eine überaus positive Testbilanz – und sagen höchst ungern Adieu.

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