Weil 18- bis 24-jährige Neulenkerinnen und Neulenker häufiger in Unfälle verwickelt sind als andere Verkehrsteilnehmer, sah der Bundesrat Handlungsbedarf und führte am 1. Dezember 2005 die sogenannte 2-Phasen-Ausbildung ein. Das heisst: Der Führerausweis wird nach bestandener praktischer Fahrprüfung nicht definitiv, sondern für eine Dauer von drei Jahren auf Probe ausgestellt – im Volksmund das «grüne L» genannt. Während dieser drei Jahre bis zum definitiven Fahrausweis gelten für die Junglenker strengere Auflagen – etwa kein Alkohol beim Fahren sowie der obligatorische Besuch zweier Weiterausbildungskurse (WAB). Nach Kritik an den Weiterbildungskursen beschloss der Bundesrat eine Neuregelung: Seit 1. Januar werden die bislang zwei und innerhalb von drei Jahren zu besuchenden, recht teuren Weiterbildungskurse zu einem Kurstag zusammengefasst.
Dieser ist innerhalb von zwölf Monaten nach Erteilung des Führerausweises auf Probe zu absolvieren. Können an einem Tag die geforderten Inhalte von zuvor zwei Kurstagen weiterhin seriös vermittelt werden? Adrian Suter (45), Leiter Bildung & Entwicklung bei der TCS Training & Freizeit AG, meint dazu: «Der Bundesrat hat entschieden, die Ausbildungszeit von 16 auf 7 Stunden zu verkürzen. Daran haben sich die Kursveranstalter zu halten. Folglich haben wir ein neues Kursprogramm zusammengestellt, das den Bedürfnissen und Anforderungen der Junglenker weiterhin vollumfänglich entspricht – sie am Abend aber dennoch mit einem Lächeln nach Hause fahren lässt.» Wie das neue WAB-Programm konkret ausschaut, können wir beim Besuch eines vom TCS im Verkehrssicherheitszentrum Betzholz in Hinwil ZH angebotenen Tageskurses (ab 370 Franken inkl. Mittagessen; TCS-Mitglieder 50 Franken Ermässigung) miterleben.
Obwohl mit Abstand der jüngste unter den zwölf von uns begleiteten WAB-Kursteilnehmern, hat Jason Abbühl (18) auf unseren Strassen schon einiges erlebt. «Ich hatte bereits zwei Unfälle – allerdings nur je einen Blechschaden. Es war viel Pech dabei», betont der Maurerlehrling. So habe er beim ersten Crash in der Dunkelheit ein Auto übersehen, und beim zweiten Unfall sei er auf Eis gerutscht. Trotz Pech bei seinen Unfällen gibt Abbühl zu, dass er sich im Strassenverkehr nicht immer vorbildlich verhalte: «Ich bin froh, wurde ich noch nie geblitzt.» Zum neuen WAB-Kurs in Hinwil ZH tritt er mit seinem Suzuki Swift an. Sein Kursfazit: «Die 370 Franken für den Kurs tun zwar weh, aber sie lohnen sich.»
Obwohl mit Abstand der jüngste unter den zwölf von uns begleiteten WAB-Kursteilnehmern, hat Jason Abbühl (18) auf unseren Strassen schon einiges erlebt. «Ich hatte bereits zwei Unfälle – allerdings nur je einen Blechschaden. Es war viel Pech dabei», betont der Maurerlehrling. So habe er beim ersten Crash in der Dunkelheit ein Auto übersehen, und beim zweiten Unfall sei er auf Eis gerutscht. Trotz Pech bei seinen Unfällen gibt Abbühl zu, dass er sich im Strassenverkehr nicht immer vorbildlich verhalte: «Ich bin froh, wurde ich noch nie geblitzt.» Zum neuen WAB-Kurs in Hinwil ZH tritt er mit seinem Suzuki Swift an. Sein Kursfazit: «Die 370 Franken für den Kurs tun zwar weh, aber sie lohnen sich.»
Der selbständige Fotograf Maurice Keiser tritt im VW Tiguan seiner Mutter zum WAB-Kurs an: «Ich bin viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs und besitze kein eigenes Auto.» Im Strassenverkehr lässt es der ruhig und überlegt wirkende Junglenker gemäss eigenen Angaben eher defensiv angehen. «Ich nehme oft Rücksicht auf die anderen und verzichte auch mal auf meinen Vortritt.» Am meisten ärgern den 22-Jährigen im Verkehrsgeschehen die vielen Drängler. Seine Erwartungen an den neuen WAB-Kurs? «Ich lasse mich überraschen. Um den definitiven Führerschein zu erhalten, muss ich den Kurs ja machen und bezahlen – folglich versuche ich, möglichst viel davon zu profitieren.»
Der selbständige Fotograf Maurice Keiser tritt im VW Tiguan seiner Mutter zum WAB-Kurs an: «Ich bin viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs und besitze kein eigenes Auto.» Im Strassenverkehr lässt es der ruhig und überlegt wirkende Junglenker gemäss eigenen Angaben eher defensiv angehen. «Ich nehme oft Rücksicht auf die anderen und verzichte auch mal auf meinen Vortritt.» Am meisten ärgern den 22-Jährigen im Verkehrsgeschehen die vielen Drängler. Seine Erwartungen an den neuen WAB-Kurs? «Ich lasse mich überraschen. Um den definitiven Führerschein zu erhalten, muss ich den Kurs ja machen und bezahlen – folglich versuche ich, möglichst viel davon zu profitieren.»
Um 8.15 Uhr begrüsst TCS-Kursleiter Nicolas Oberli (46) an diesem Mittwochmorgen die zwölf Teilnehmer im Theoriesaal. Um die Stimmung aufzulockern, bietet er zur Begrüssung gleich allen das Du an: «Ich bin der Nic.» Und geht dann zur Vorstellungsrunde über. Dabei fällt auf: Das Geschlechterverhältnis ist ausgeglichen: sechs Damen, sechs Herren. «Zufall», sagt Nic. Weniger zufällig ist, dass die Neulenker immer älter werden. Tatsächlich nimmt am Kurs nur gerade ein 18-Jähriger teil. Die meisten sind 21 bis 23 Jahre alt, dazu kommen ein 27-Jähriger sowie je eine 30- und eine 34-Jährige. «Wir stellen tatsächlich fest», sagt TCS-Ausbildungsleiter Adrian Suter, «dass sich die Jungen heute länger Zeit lassen für die Fahrprüfung.» Suter vermutet: «So gesehen könnte die ab 2021 vorgesehene Gesetzesänderung, wonach schon 17-Jährigen Lernfahrten in Begleitung von Erwachsenen erlaubt werden, für viele Junge gar kein so grosses Bedürfnis sein.»
Nach der kurzen Vorstellungsrunde und dem erklärten Kursziel («Wir wollen die Kenntnisse vertiefen, vor allem aber ein Fahrerlebnis bieten», so Nic Oberli) gehts zu den Autos und aufs Trainingsgelände. Fünf Teilnehmer sind mit dem Fahrzeug ihrer Eltern da, eine Teilnehmerin mietet direkt beim TCS vor Ort ein Kursfahrzeug, alle anderen sind im eigenen Auto dabei. Nic kontrolliert erst bei allen die Sitzposition und lässt sie dann zum Aufwärmen einige Runden über die Slalomrampe fahren. So kann er sich ein erstes Bild vom Fahrkönnen machen und sich die Namen einprägen. Über Funk gibts erste Tipps. «Aha, ein Tellerwäscher», stellt er grinsend fest und gibt die klare Anweisung: «Hey Ötzi, wir lenken nicht cool mit dem Handballen, sondern mit beiden Händen. Nur so können wir richtig schnell reagieren.» «Ötzi» nimmt es sich zu Herzen und absolviert die nächste Runde konzentriert mit beiden Händen am Steuer.
Die Spitex-Angestellte Ena Delalic ist beruflich aufs Auto angewiesen. Mit 34 Jahren ist sie die älteste WAB-Kursteilnehmerin. Die Mutter von sieben- und achtjährigen Buben hat die Fahrprüfung letzten November gemacht und verfügt noch nicht über viel Routine im Strassenverkehr. «Kommt dazu», gesteht die in Deutschland aufgewachsene Ena, «dass ich bislang immer Angst auf den Strassen und deshalb die Autoprüfung vor mir hergeschoben hatte». Seit der erfolgreichen Prüfung sei diese Furcht kleiner geworden, der Respekt aber geblieben. Sie hofft, im WAB-Kurs ihr neu erworbenes Auto, einen Opel Corsa, kennenzulernen: «Vor allem in Extremsituationen wie zum Beispiel auf Schnee.»
Die Spitex-Angestellte Ena Delalic ist beruflich aufs Auto angewiesen. Mit 34 Jahren ist sie die älteste WAB-Kursteilnehmerin. Die Mutter von sieben- und achtjährigen Buben hat die Fahrprüfung letzten November gemacht und verfügt noch nicht über viel Routine im Strassenverkehr. «Kommt dazu», gesteht die in Deutschland aufgewachsene Ena, «dass ich bislang immer Angst auf den Strassen und deshalb die Autoprüfung vor mir hergeschoben hatte». Seit der erfolgreichen Prüfung sei diese Furcht kleiner geworden, der Respekt aber geblieben. Sie hofft, im WAB-Kurs ihr neu erworbenes Auto, einen Opel Corsa, kennenzulernen: «Vor allem in Extremsituationen wie zum Beispiel auf Schnee.»
«Ich bin Ötzi», stellt sich der 27-jährige Gebäudetechnik-Planer vor. Er nimmt mit seinem Audi A5 am WAB-Kurs teil und fährt seit über acht Jahren Auto – viel und sehr gerne, rund 35 000 Kilometer im Jahr. Aber wieso ist er am WAB-Kurs? «Ich wurde vor acht Jahren mit dem Fahrausweis auf Probe im 20er-Bereich mit 50 km/h erwischt – Ausweisentzug für drei Monate», antwortet er. Später wurde Ötzi ausserorts mit 120 statt 80 km/h geblitzt. Dann war der Ausweis weg: fünf Jahre Pause. «Anschliessend musste ich mit der Fahrausbildung von vorne beginnen. Deshalb bin ich hier», erklärt er. Gelernt aus der Sache? «Ich habe mich verändert und bin nun am Steuer ganz ruhig», versichert er.
«Ich bin Ötzi», stellt sich der 27-jährige Gebäudetechnik-Planer vor. Er nimmt mit seinem Audi A5 am WAB-Kurs teil und fährt seit über acht Jahren Auto – viel und sehr gerne, rund 35 000 Kilometer im Jahr. Aber wieso ist er am WAB-Kurs? «Ich wurde vor acht Jahren mit dem Fahrausweis auf Probe im 20er-Bereich mit 50 km/h erwischt – Ausweisentzug für drei Monate», antwortet er. Später wurde Ötzi ausserorts mit 120 statt 80 km/h geblitzt. Dann war der Ausweis weg: fünf Jahre Pause. «Anschliessend musste ich mit der Fahrausbildung von vorne beginnen. Deshalb bin ich hier», erklärt er. Gelernt aus der Sache? «Ich habe mich verändert und bin nun am Steuer ganz ruhig», versichert er.
Nächste Übung: Anhalteweg und Bremsen. «Jeder soll hier eine Vollbremsung machen», fordert Nic. Etwas, das offenbar noch immer nicht alle Fahrlehrer mit ihren Schülern tun, wie eine Blitzumfrage zeigt. Erst lässt Kursleiter Nic die Teilnehmer schätzen, wo ihr Auto zum Stehen kommt, wenn sie mit 25 km/h eine Vollbremsung durchführen. Die meisten schätzen den Brems- und Anhalteweg zu lang ein. Gleiche Übung, Tempo 50. Viele schätzen die Anhaltephase jetzt zu kurz ein. Der Kursleiter kann sich eine Bemerkung an Ötzi nicht verkneifen: «Wie schnell warst du beim Fahrausweisentzug im 20er-Bereich?» Zu solchen Aha-Erlebnissen kommts heute noch einige Male. Etwa beim Kurvenfahren auf dem speziellen Gleitbelag, beim Messen der Reifenprofiltiefe und des Luftdrucks oder am Nachmittag bei weiteren Bremsübungen sowie Themen wie Ökologie, Nachhaltigkeit und Mobilitätsverhalten.
Am Abend sind die Kursteilnehmer geschafft – aber zufrieden. Der 22-jährige Maurice sagt: «Es war ein interessanter Tag. Ich habe wieder einiges gelernt.» Der 18-jährige Jason gibt offen zu: «Vor dem Kurs reuten mich die 370 Franken. Aber jetzt finde ich: Ich habe schon für Blöderes Geld ausgegeben.» Jus-Studentin Sereina (23) antwortet auf die Frage, ob man den Kurs nicht für alle Lenker obligatorisch regelmässig wiederholen sollte: «Das fände ich etwas übertrieben. Gekoppelt als Strafe an ein Verkehrsdelikt wärs aber nicht schlecht.» Und TCS-Kursleiter Nic resümiert: «Eine engagierte Klasse. Erste Erfahrungen zeigen, dass Neulenker immer motiviert zur Sache gehen und unser Erlebnisangebot schätzen. Ich denke, es war richtig, die WAB-Kurse anzupassen und die Kursinhalte neu zu definieren.»
Sereina Bolt studiert Jura und arbeitet bei einer Bank. Die 23-Jährige nimmt mit einem Kia Picanto am Kurs teil, mit dem sie jährlich gut 7000 Kilometer fährt. Die begeisterte Bergsteigerin betrachtet ihren Kleinwagen als Gebrauchsgegenstand, spendierte ihm aber erst kürzlich lila Ringe für die tristen Winterfelgen. Ihren Fahrstil bezeichnet sie als angemessen, das Tempolimit reize sie «aber schon aus». Sie regt sich über Schleicher auf und hatte zwei Schreckmomente, als sie auf der Autobahn fast abgedrängt und von einem unachtsam aus einer Ausfahrt kommenden Auto fast abgeschossen wurde. Ihr Kursziel: «Ich will beim Autofahren wie beim Klettern kein unnötiges Risiko eingehen. Gut, kann ich hier gefahrlos üben.»
Sereina Bolt studiert Jura und arbeitet bei einer Bank. Die 23-Jährige nimmt mit einem Kia Picanto am Kurs teil, mit dem sie jährlich gut 7000 Kilometer fährt. Die begeisterte Bergsteigerin betrachtet ihren Kleinwagen als Gebrauchsgegenstand, spendierte ihm aber erst kürzlich lila Ringe für die tristen Winterfelgen. Ihren Fahrstil bezeichnet sie als angemessen, das Tempolimit reize sie «aber schon aus». Sie regt sich über Schleicher auf und hatte zwei Schreckmomente, als sie auf der Autobahn fast abgedrängt und von einem unachtsam aus einer Ausfahrt kommenden Auto fast abgeschossen wurde. Ihr Kursziel: «Ich will beim Autofahren wie beim Klettern kein unnötiges Risiko eingehen. Gut, kann ich hier gefahrlos üben.»
Wer über einen Fahrausweis auf Probe mit Ablaufdatum 2020 oder später verfügt, muss entweder den neuen Weiterausbildungstag absolvieren oder nachweisen, dass er den Weiterausbildungskurs 1 besucht hat.
▶ Hat man einen abgelaufenen Ausweis auf Probe (weil nicht beide Kurse absolviert wurden), ist man nicht mehr fahrberechtigt! Man kann aber 2020 einen definitiven Ausweis beantragen, wenn man den Weiterausbildungskurs 1 oder den neuen Weiterausbildungstag absolviert hat.
▶ Wer einen vor dem 1. Januar 2020 ausgestellten Fahrausweis auf Probe hat, kann anstelle des neuen Weiterausbildungstages innerhalb von drei Jahren den bisherigen Weiterausbildungskurs 1 besuchen. Für alle seit 1. Januar 2020 ausgestellten Fahrausweise auf Probe gilt die neue Regelung.
Wer über einen Fahrausweis auf Probe mit Ablaufdatum 2020 oder später verfügt, muss entweder den neuen Weiterausbildungstag absolvieren oder nachweisen, dass er den Weiterausbildungskurs 1 besucht hat.
▶ Hat man einen abgelaufenen Ausweis auf Probe (weil nicht beide Kurse absolviert wurden), ist man nicht mehr fahrberechtigt! Man kann aber 2020 einen definitiven Ausweis beantragen, wenn man den Weiterausbildungskurs 1 oder den neuen Weiterausbildungstag absolviert hat.
▶ Wer einen vor dem 1. Januar 2020 ausgestellten Fahrausweis auf Probe hat, kann anstelle des neuen Weiterausbildungstages innerhalb von drei Jahren den bisherigen Weiterausbildungskurs 1 besuchen. Für alle seit 1. Januar 2020 ausgestellten Fahrausweise auf Probe gilt die neue Regelung.