Neulenker-Kurse sind sogar bei Fahrlehrern umstritten
«Vor allem der Eco-Drive-Kurs ist für die Katz»

Die Zweiphasen-Kurse sind umstritten: Junge finden die 700 Franken für zwei Trainingstage unnötig, der Fahrlehrerverband befürwortet sie.
Publiziert: 27.02.2017 um 21:18 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:40 Uhr
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Ein junger Autofahrer lenkt sein Fahrzeug an einem Ausbildungstag für Neulenker über eine mit Wasser geflutete Fahrbahn. Der erste Kurstag soll innerhalb von sechs Monaten nach dem Bestehen der Führerprüfung besucht werden, der zweite – das ökonomische Fahren – spätestens nach drei Jahren.
Foto: KEYSTONE/Gaetan Bally
Stéphanie Jenzer

Eine Gruppe junger Urner will das Obligatorium für die ungeliebten Neulenker-Kurse vors Volk bringen (BLICK berichtete). Diese Kurse – auch Weiterausbildungskurse für Neulenker (WAB) genannt – teilen sich in zwei Trainings­tage auf.

Am ersten Kurstag lernen die Teilnehmer, gefährliche Situationen zu vermeiden und ihr Auto einzuschätzen. 

Am zweiten Kurstag wird umweltschonendes und partnerschaftliches Fahren weiterentwickelt. Sprich: das ökologische und ökonomische Fahrverhalten vermittelt. Die Insassen im Auto bewerten sich dabei gegenseitig.

Junge finden die Kurse eine «Abzocke»

Je nach Standort und Kanton zahlt man für die beiden Kurse zusammen rund 700 Franken. Viel Geld für Jugendliche. Die Reaktionen zum BLICK-Artikel sind eindeutig: «Reine Abzocke», «unnötig» oder «nur Wiederholung vom im VKU Gehörten». Vor allem der zweite Kurstag, das Training zum «EcoDrive», sei sinnlos. Das lerne man ja schliesslich alles bereits in der Fahrschule. 

Sogar Fahrlehrer stellen sich gegen die Kurse. Namentlich erwähnt werden wollen sie trotzdem nicht. Es sei ein heikles Thema. So sagt T. F.*, Fahrlehrer in Basel: «Ich betrachte diese WAB-Kurse mit einem kritischen Auge. Eigentlich wird in diesen beiden Kurstagen nichts anderes behandelt, was grundsätzlich bereits in der Fahrausbildung vor der Prüfung und im Verkehrskundeunterricht besprochen wird.» Dazu gehören die Facts, dass man nicht unter Alkohol- oder Drogeneinfluss fahren darf oder auch das Anschauen von Unfallstatistiken. 

«Vor allem der zweite Kurs ist in meinen Augen für die Katz. Nach drei Jahren hat man bereits seinen eigenen Fahrstil entwickelt, der sich nicht mehr so leicht ändern lässt», sagt der Basler. Wenn es nach ihm gehen würde, müsste es eher einen obligatorischen Anti-Schleuderkurs geben. «Das würde deutlich mehr bringen.»

Fahrlehrerverband streitet sich um die Wichtigkeit der Kurse

Auch beim Fahrlehrerverband ist die Meinung zu den Zweiphasen-Kursen gespalten, weiss Fahrlehrer T. F.

Bruno Schlegel, Präsident der Fachkommission Auto beim Schweizerischen Fahrlehrerverband, sagt zu BLICK: «Wir als Verband setzen uns ganz klar für die beiden Kurse ein. Über den Inhalt allerdings kann man streiten.» Auch das Bundesamt für Strassen Astra habe bereits darüber diskutiert, ob die beiden Kurstage allenfalls auf einen Tag komprimiert werden könnten. 

«Die praktischen Übungen, das Fahren auf nasser Fahrbahn, Schnee und Glätte bringt etwas. Ebenso das Einschätzen der Länge des Bremswegs und des Abstands zum vorderen Auto», das hätten Statistiken gezeigt, sagt Schlegel. So habe sich die Häufigkeit von Unfällen bei Neulenkern nach der obligatorischen Einführung der WAB-Kurse deutlich verringert. 

Allerdings, so gibt Schlegel zu, sei es in der Tat so, dass vor allem das ökonomische Fahren während der Fahrstunden und während des VKU bereits gelehrt werde.

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