Wie hast du dich verändert
Zehn Meilensteine aus 60 Jahren Autogeschichte

In den 60 BLICK-Jahren hat sich auch die Autowelt umgekrempelt. Zwar fahren wir unverändert Auto – aber trotzdem ist heute (fast) alles anders. Wir stellen ohne Anspruch auf Vollständigkeit zehn Meilensteine aus sechs Dekaden Autofortschritt vor.
Publiziert: 24.03.2019 um 08:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.01.2021 um 15:13 Uhr
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Zwergenaufstand: Der nur drei Meter kurze Mini wurde ab 1959 zum Kleinwagen-Pionier.
Foto: zVg
Foto: Thomas Meier. Zürich, 01.06.21. Portraits der Blick Redaktion Zürich. Blick, Blick TV, Portraits, Mitarbeiterportraits, Blickgruppe. Timothy Pfannkuchen
Timothy PfannkuchenRedaktor Auto & Mobilität

1959 – Austin Mini

Innen grösser als aussen

Foto: zvg

Keiner zu klein, Vierplätzer zu sein: Bis heute staunen wir, wie man im Ur-Mini – der an sich erst Austin Seven und Morris Mini-Minor, später meist Rover Mini hiess – mit etwas Lust zum Kuscheln zu viert unterkommt. Drei Meter war der Geniestreich von Sir Alec Issigonis kurz – aber viel Radstand, Frontantrieb und Quermotor machtens möglich. Diese Blaupause für die Konkurrenz überlebte bis 2000. Dann nahm ihn BMW und blies ihn auf Standardgrösse auf.

1965 – Renault 16

Ganz grosse Klappe

Foto: zVg

Bis zum R16 gabs Limousinen und Kombis, aber Letztere litten damals unter dem Ruch des Arbeitstiers für Farbeimer und Schweinehälften. Die Lösung: Schräges Heck, grosse Klappe – was es vorher schon gab, aber erst dieser französische Fünftürer etablierte. Stolze 1,85 Millionen Stück wurden in 15 (!) Jahren gebaut – und verrosteten fast spurlos: Als Brot- und Butter-Auto mit moderner Form blieb dem R16 lange die Oldieliebe versagt, heute ist er rar.

1972 – Subaru Leone

Allrad ohne Gelände

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Vorher gabs Winterpneus und Schneeketten, nachher Zugzwang für die Konkurrenz: Die kleine Marke Subaru lief flotter zur Allradform auf, als man Quattro (ab 1980) sagen konnte. Ab 1972 steckte 4x4 erstmals nicht in einem Geländemobil, sondern in einem kleinen PW für Alltag, Agglo und Arbeiterlöhne. Bei uns wurde der Leone Kombi als 1600 4WD erst ab 1979 richtig bekannt. Auch, weil Ski-Ass Bernhard Russi mit seinem «UR 5000» (Bild) dafür warb.

1973 – BMW 2002 Turbo

Turbo läuft, Turbo säuft

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Kein Jahrzehnt nach Beinahe-Übernahme durch Mercedes (!) wanden sich die Bayern aus der Pleite. Auch dank des 3er-Urahns 02, Inbegriff der Sportlimousine. Kaiser unter Königen war der 2002 Turbo, der als erster aufgeblasener Teutone den Turbo etablierte – und floppte: Wer sich nicht beim schlagartigen Laderschub um Alleebäume wickelte, fuhr in der ersten Ölkrise mit 15 Liter Durst und Prollprestige («Turbo» in Spiegelschrift am Spoiler) ins Aus.

1977 – Matra-Simca Rancho

Hochbein ohne Hochgefühle

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Diesseits des Range Rover, der seit 1970 seine Lordschaft übers Landgut schweben liess, gabs nur Rustikal-Geländewagen. Dann enthüllte die bereits sterbende Marke Simca am Genfer Salon den Rancho: ein abenteuerlicher, wenngleich allradfreier SUV, noch ehe man dieses Kürzel kannte. Die Kunden rätselten eher, als dass sie kauften, ab 1979 hiess er wie alle Simcas kurz Talbot, 1983 wars aus. Die wenigen Überlebenden sind heute Raritäten.

1981 – Honda Accord

Stimme statt Reiseatlas

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Ein braver und biederer Honda Accord als Meilenstein? Jawoll! Zwar floppte sein allererstes Navigationssystem (auch, weils ein Viertel vom Autopreis kostete) und war nur in Japan zu haben – aber der Tod der Strassenkarte war eingeläutet. Hierzulande kam das erste Navi 1994 im BMW 7er, hiess «Carin» und berechnete gemütliche zwei Minuten lang rudimentäre Routen. Wir staunten, dass es so was gibt – und hieltens für Spielerei ohne grosse Zukunft.

1987 – Fiat Croma

Es hat sich ausgenagelt

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Der 1985 lancierte Croma war als Koproduktion von Alfa (164), Lancia (Thema) und Saab (9000) weder besonders schön noch besonders gut. Aber der Croma TD i.e. gewöhnte ab 1987 per Direkteinspritzung dem Diesel zur Freude zuvor aufgeweckter Nachbarn endlich das Nageln ab. Der Siegeszug des Selbstzünders profitierte übrigens auch vom Turbodiesel (Mercedes 300 SD, 1977) und Fiats Commonrail-Einspritzung (Alfa Romeo 156 JTD, 1997).

1995 – Mercedes S-Klasse Coupé

Schleudertrauma adieu

Mercedes S-Klasse Coupé C 140 beim ESP-Test
Foto: zVg

Das S in S-Klasse kommt von «Sonderklasse», könnte aber für «Sicherheit» stehen: Die Knautschzone (1959) feierte darin Premiere, das erste elektronische ABS (1978), der Grossserien-Airbag (1981) und der Radartempomat (1999). Im klobigen S-Klasse Coupé von 1995 kam der clevere Schleuderschutz ESP. Ein Luxusfeature. Dann fiel beim «Elchtest» 1997 die A-Klasse um, bekam ESP in Serie und zwang die Kompakt-Konkurrenz zum Nachziehen.

1997 – Toyota Prius

Doppelt spart besser

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Bestenfalls war uns nach mitleidigem Lächeln zumute bei Testfahrten im ersten Prius: Lahm, schaukelig, hässlich und teuer – wer, bitte, soll das kaufen und warum? Alle, die sparen und in die Zukunft blicken wollten! Toyota hatte den Riecher, dass Diesel Tücken und Strom eine Zukunft hat. Heute ist Hybridantrieb aus Verbrennungs- und Elektromotor quasi Normalität – und der Prius blickt mitleidig lächelnd in vierter Generation auf alle Spötter und Nachahmer.

2012 – Tesla Model S

Strom wird Stangenware

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Ausgerechnet ein Ami trat den Premium-Europäern in den, Pardon, Elektrohintern: Ohne das Tesla Model S wären alle noch immer am Zusammenbasteln grüner E-Feigenblätter. Richtig ist, dass andere früher auf viel breiterer Front stromerten – etwa der Nissan Leaf. Aber Tesla hatte verstanden: Revolutionen brauchen wolkige Visionen, setzen sich von oben durch, und erst Power plus Reichweiten mit der beruhigenden Kilometerzahl 500 machen Stromer cool.

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