Die gute Nachricht: Rund eine Woche nach Ausbruch des Brands an Bord der auf dem Atlantik südlich der Azoren treibenden Felicity Ace sind die Flammen erstickt. Der 200 Meter lange, havarierte Hochseefrachter kann jetzt in einen sicheren Hafen abgeschleppt werden. Menschen kamen beim Brand nicht zu schade, auch eine Ölverschmutzung ist nicht zu beobachten.
Obwohl ein VW-Konzernsprecher auf Anfrage keine genaueren Informationen zur Schiffsladung machen wollte (es sollen unter anderem die letzten produzierten Modelle des auslaufenden Lamborghini Aventador an Bord gewesen sein), sind die Schäden an den rund 4000 für die USA bestimmten Neuwagen aus dem Volkswagen-Konzern offenbar beträchtlich. So beträchtlich, dass die meisten Fahrzeuge nicht ausgeliefert werden können. Immerhin seien die Schäden an den betroffenen Autos versichert, verriet der VW-Sprecher, und die betroffenen Kunden würden nun informiert.
E-Autos beschleunigten den Brand
Auch wenn zurzeit die Brandursache noch nicht bekannt ist, steht zumindest fest, dass die grosse Anzahl an transportierten Elektroautos mit ihren Lithium-Ionen-Batterien die Löscharbeiten massiv erschwerten. So hiess es von den beteiligten Löschequipen, dass sie nicht in der Lage waren, den Brand unter Kontrolle zu bringen. Der Grund: die vielen E-Autos hätten zur immensen Hitze und schnellen Ausbreitung des Feuers beigetragen.
Doch warum geraten beim Transport auf Schiffen Elektroautos plötzlich in Brand? Mehrere Analysen von Experten zeigen, dass die grösste Gefahr von herumrutschender Ladung droht. Werden Fahrzeuge mit Verbrennermotor auf rauer See aus ihrer Verankerung gerissen, beschädigen sie dabei «lediglich» andere Wagen. Bei Elektroautos mit ihren teilgeladenen Batterien (damit die E-Autos manövrierbar bleiben) können sich die Akkus beim unsanften Herumrutschen beschädigen und so einen Kurzschluss und schliesslich einen Brand verursachen.
Sicherheitsvorschriften anpassen
Deshalb müssen Elektroautos beim Transport als Gefahrengut deklariert und auch entsprechend gesichert werden. Dennoch warnen Schifffahrts- und Versicherungs-Experten nicht erst seit der jüngsten Havarie, dass die Sicherheitsvorschriften auf dem Seeweg wegen der zunehmenden Verbreitung der E-Mobilität und entsprechendem Ladegut dringend angepasst werden sollten. Schon seit mehreren Jahren fordern europäische Sicherheitsexperten, dass Elektroautos nur in eigens mit Feuermeldern und Sprinkleranlagen gesicherten Frachträumen verschifft werden dürfen. Doch bislang konnten sich die Transportbranche (noch) nicht darauf einigen, wie die Transportrisiken verbindlich gemindert werden könnten.
Immerhin: Einzelne Reedereien verschärfen ihre Massnahmen auf Eigeninitiative. So dürfen zum Beispiel auf Schiffen der Gross-Reederei Maersk keine gefährlichen Güter und damit auch keine Elektroautos unter Deck transportiert werden. Andere Reeder raten, E-Autos nur in Containern zu verschiffen. Grund: Brennende Container könnten im Notfall über Bord geworfen werden, was unter Deck bei Tür an Tür zusammengepferchten Autos nicht funktioniert. Ob freilich diese Container-über-Bord-Notfallmassnahme die Ideallösung des Problems ist, sei mal dahingestellt.