Auf einen Blick
- Garagisten stehen vor Herausforderungen, sehen aber auch Chancen im Wandel
- Generation Z erwartet Flexibilität, Begeisterung und regelmässiges positives Feedback
- Über 850 Zuhörende nahmen am 19. Tag der Schweizer Garagen teil
Nein, an Herausforderungen fehlt es den Garagistinnen und Garagisten derzeit nicht: Digitalisierung und künstliche Intelligenz, E-Mobilität, CO2-Gesetzgebung, Fachkräftemangel. Und doch: Der Wandel des Autogewerbes berge vor allem auch Chancen, betonte Thomas Hurter (61), SVP-Nationalrat und Zentralpräsident des Autogewerbeverbands AGVS, zum Auftakt der grössten Fachtagung der Schweizer Autobranche. Über 850 Zuhörende fanden sich am 19. «Tag der Schweizer Garagen» im Berner Kursaal ein, um sich von vielen Expertenreferaten und Debatten inspirieren zu lassen.
Ohne Social Media keine Lernenden
Als Erstes auf dem Programm stand die Frage, wie Garagenbetriebe die sogenannte Generation Z – junge Menschen, die zwischen 1995 und 2012 geboren wurden – für sich gewinnt. Und wie sie überhaupt ticken. Dazu referierte Gen-Z-Experte Yannick Blättler (28), Inhaber der Beratungsfirma Neovisa. Heute müssten sich quasi «die Betriebe bei den Jungen bewerben – und nicht mehr umgekehrt.» Wichtig sei, der Gen Z Flexibilität und Begeisterung zu vermitteln. Und zur Nachwuchssuche aktiv Social Media zu nutzen. Einer von Blättlers Tipps: Schluss mit dem alten Jahresendgespräch, «junge Leute sind viel schneller unterwegs». Beständig Feedback geben ist gefragt. «Und auch positives Feedback. ‹Nicht geschimpft ist genug gelobt› reicht nicht mehr.»
Wieso das Garagengewerbe ein cooler und zunehmend digitaler Arbeitsort ist, verrieten vier Nachwuchstalente in einer Diskussion mit Olivier Maeder, AGVS-Geschäftsleiter Bildung. Mit dabei: Sophie Schumacher (22), Nutzfahrzeug-Mechatronikerin und Goldgewinnerin an den Berufsweltmeisterschaften Worldskills. Es sei, so Schumacher, ein überaus interessanter Job. Wichtig sei ihr, gefordert zu werden, und das Team sowie das Arbeitsumfeld müssten stimmen. Ihr Tipp: Junge Leute nehmen, wie sie sind. «Fördert sie in dem, was sie gut können und gerne tun.»
Die KI ersetzt keine Kompetenz
In einem unterhaltsamen Referat des Autors René Borbonus (48) ging es ums Thema Respekt. Respekt sei keine Einbahnstrasse, betonte Borbonus: Respekt bekomme nur, wer ihn selbst zeige. Und für Konflikte gelte: «Such den Grund beim anderen, und ein Gespräch verhärtet. Such ihn bei dir, und das Gespräch entspannt sich.» Und Markus Aegerter, AGVS-Geschäftsleiter im Bereich Branchenvertretung, resümierte nach einer Podiumsdiskussion über Führungskultur: «Das Wichtigste, um die Potenziale von Mitarbeitenden zu entfalten, ist Wertschätzung.»
Daran ändert auch künstliche Intelligenz (KI) nichts, obwohl sie zunehmend zum Arbeitstool in Garagen wird. Wie man ChatGPT und Co. nutzt, zeigte Comedian und KI-Experte Patrick Karpiczenko (39) alias Karpi: Komplexe Probleme löse nur der Mensch, doch die KI gebe ihm als Tool mehr Raum für seine Kompetenz. «Sagen Sie der KI nicht: Löse dieses Problem!», nannte Karpiczenko ein Beispiel. «Sagen Sie: KI, gib mir zehn Ideen, wie man es lösen könnte. Dann kommt fast immer Brauchbares heraus.»