Vinfast startet Ende 2022 in Europa
Jetzt kommen die Vietnamesen

Der vietnamesische Grosskonzern Vingroup sorgte vor Jahren mit der Kooperation mit BMW für erstes Aufsehen in der Autobranche. Unter dem neuen CEO und Ex-Opel-Chef Michael Lohscheller starten die Vietnamesen Ende 2022 nun auch in Europa.
Publiziert: 23.11.2021 um 16:07 Uhr
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Aktualisiert: 23.11.2021 um 17:20 Uhr
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Grosser Auftritt des vietnamesischen Roller- und Autoherstellers Vinfast an der noch bis Sonntag dauernden Autoshow in Los Angeles.
Foto: ZVG.
Stefan Grundhoff und Raoul Schwinnen

Bis vor fünf Jahren war Vinfast (gestartet 2017 mit einem Invest von 5,4 Milliarden Dollar) bei uns ein unbeschriebenes Blatt. In Europa wahrgenommen wurden die bis dahin Roller produzierenden Vietnamesen erstmals, als sie mit BMW eine Kooperation eingingen und die Vorgängerversionen des 5er-BMW und X5 mit modifizierter Karosserie in Vietnam unter dem Label Vinfast Lux A 2.0 und Lux SA 2.0 auf den Markt brachten.

VinFast mit starken Partnern

In Vietnam ist VinFast unter dem Inhaber Pham Nhat Vuong seit Jahren im Bereich der Modulfertigung für verschiedene Firmen tätig und fertigt unter anderem das lokale Hauptfortbewegungsmittel: Motorroller. Doch weil immer mehr Vietnamesen ein Auto wollen, brachte VinFast mithilfe deutscher Partner drei Modelle auf den Markt. Das Geld der VinGroup stammt dabei aus Bereichen wie Bau und Immobilien, Landwirtschaft, Tourismus und Einzelhandel.

BMW erlaubte der VinGroup, die Plattformen der längst ausgelaufenen BMW 5er und X5 zu nutzen. So wurde innerhalb kürzester Zeit aus dem früheren 5er-BMW der vietnamesische Zwilling VinFast Lux A 2.0 und aus dem BMW X5 älterer Bauart der Lux SA 2.0.

Gebaut werden sie im Autowerk im Dinh Vu Industrial Park in Hai Phong. Die Produktionsstätte auf einem 335-Hektar-Gelände – von Siemens in nur 21 Monaten gebaut – kann pro Jahr bis zu 250’000 Fahrzeuge fertigen. Eine Verdoppelung der Kapazität ist eingeplant. Vinfast hat damit das einzige Werk in Vietnam, das in der Lage ist, ein Fahrzeug komplett zu bauen – inklusive Hauptkomponenten wie Fahrgestell oder Motor.

Vinfast-Fabrik in Hai Phong
VinFast ist auf einem 335-Hektar-Gelände im vietnamesischen Hai Phong beheimatet.
WERK

In Vietnam ist VinFast unter dem Inhaber Pham Nhat Vuong seit Jahren im Bereich der Modulfertigung für verschiedene Firmen tätig und fertigt unter anderem das lokale Hauptfortbewegungsmittel: Motorroller. Doch weil immer mehr Vietnamesen ein Auto wollen, brachte VinFast mithilfe deutscher Partner drei Modelle auf den Markt. Das Geld der VinGroup stammt dabei aus Bereichen wie Bau und Immobilien, Landwirtschaft, Tourismus und Einzelhandel.

BMW erlaubte der VinGroup, die Plattformen der längst ausgelaufenen BMW 5er und X5 zu nutzen. So wurde innerhalb kürzester Zeit aus dem früheren 5er-BMW der vietnamesische Zwilling VinFast Lux A 2.0 und aus dem BMW X5 älterer Bauart der Lux SA 2.0.

Gebaut werden sie im Autowerk im Dinh Vu Industrial Park in Hai Phong. Die Produktionsstätte auf einem 335-Hektar-Gelände – von Siemens in nur 21 Monaten gebaut – kann pro Jahr bis zu 250’000 Fahrzeuge fertigen. Eine Verdoppelung der Kapazität ist eingeplant. Vinfast hat damit das einzige Werk in Vietnam, das in der Lage ist, ein Fahrzeug komplett zu bauen – inklusive Hauptkomponenten wie Fahrgestell oder Motor.

«Mittlerweile haben wir auf dem Heimmarkt bei jährlich rund 200’000 Neuwagen einen Verkaufsanteil von acht Prozent», berichtet Michael Lohscheller. Der frühere Opel-CEO wechselte vor ein paar Monaten von Rüsselsheim nach Vietnam an die Spitze von Vinfast, der Autosparte der mächtigen Vingroup.

Vinfast setzt voll auf E-Mobilität

Vinfast hat grosse Pläne. So verkündete man diese Tage an der Los Angeles Autoshow nicht nur den baldigen Marktstart in den USA, sondern stellte auch gleich zwei neue Fahrzeuge vor. Mit den beiden SUV VF e35 und e36 will Vinfast zur Weltmarke werden und gleichzeitig ins Elektrozeitalter umsteigen. Abgesehen vom Heimmarkt in Vietnam wird Vinfast mit den beiden Modellen der oberen Mittelklasse und Oberklasse zur reinen Elektromarke, die neben entsprechenden Fahrzeugen ein ganzes Ökosystem für E-Mobilität, basierend auf einer Dienstleistungsplattform, anbieten will.

Start in Europa ab Ende 2022

Die Vietnamesen wollen sich weltweit als neue Premiummarke positionieren. Entsprechend selbstbewusst sehen die zwei in L.A. gezeigten E-SUVs aus. «Wir planen Ende 2022 nach Europa zu kommen», sagt Michael Lohscheller, «zunächst nach Deutschland, Frankreich und Holland. Danach auch in weitere europäische Staaten.» Europa ist wichtig, doch insbesondere für Asien und Amerika hat sich Vinfast einiges vorgenommen. «Wir werden auch in den USA eine eigene Produktion aufbauen», sagt Lohscheller.

In Vietnam geht alles schneller

Fragt man den früheren Opel-Boss nach den Unterschieden zwischen seinen Tätigkeiten in Deutschland und nun in Vietnam, kommt er fast etwas ins Schwärmen. «In Vietnam geht ohne Gewerkschaften alles viel schneller. Ein neues Auto entsteht hier in 18 und nicht 48 Monaten. Die Leute arbeiten sechs Tage in der Woche und leben nahe der Fabrik», sagt der Automanager, für den das Land und die hiesige Autolandschaft bislang auch neu war. «6000 Leute bauen eine Fabrik auf einer Fläche von 135 Hektar in 15 Monaten, in der pro Jahr 250’000 Fahrzeuge produziert werden können. Die Entscheidungen werden hier viel schneller getroffen.»

Prima Service, günstige Preise

Derzeit grübeln die Vinfast-Verantwortlichen, ob es in Europa bei E-Autos bleiben oder ob man auch auf Roller setzen soll. Sie würden nicht nur für zusätzlichen Absatz sorgen, sondern die Marke Vinfast auch schneller bekannt machen. Fix entschieden ist dagegen, dass Vinfast in Europa kein Netz von Autohändlern will. «Es wird in den grossen Städten zentrale Flagship-Stores geben, wo Kunden die Fahrzeuge erleben können», erklärt Lohscheller. «Das neue Fahrzeug wird nach Hause geliefert. Zum Service kommen unsere Techniker zu den Kunden nach Hause und versuchen dort das Problem zu lösen.» Ist das nicht möglich, nehmen sie das defekte Fahrzeug mit und überlassen dem Kunden als besonderen Service ein Ersatzauto. «Service ist eines der grossen Probleme zwischen Hersteller und Kunden», weiss Michael Lohscheller. «Hier können wir den Unterschied zur Konkurrenz machen.» Und mit günstigen Preisen. Man darf gespannt sein, ob das ab Ende 2022 auch in Europa klappt.

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