Ford stopft gehäckselte Dollarnoten in Autositzpolster, BMW webt das Interieur des Stromers i3 aus Naturfasern – Jute statt Plastik. Nachhaltige Materialien auf Pflanzenbasis und Recycling-Material zum Beispiel aus PET-Flaschen oder Microplastik aus dem Meer gewinnen im Autobau an Bedeutung. Auch Skoda ziehts jetzt in die Natur: Mit einem demonstrationshalber mit Öko-Interieur aufgebauten Octavia zeigt die VW-Tochter, wohin bei ihr die Reise bei den Innenraummaterialien geht.
Im frisch lancierten Stromer Enyaq iV wird schon erstmalig natürlich per Olivenextrakten gegerbtes Leder auf die Sitze gezogen. Laut Skoda-CEO Thomas Schäfer mache das potentielle Käufer gar neugieriger als der Elektroantrieb. «Wir wollen so etwas künftig häufiger umsetzen», kündigte Schäfer dann auch im Blick-Interview an.
Abfälle sinnvoll verwertet
Zusätzlich zur Olive setzt die Marke künftig auf Schilfgras und Zuckerrüben. Zerkleinerte Rübenschnitze können eingefärbt und für Dekor-Azente oder als Türverkleidungen eingesetzt werden. Das Miscanthus-Schilf wird dagegen zu Stoffen verwebt und für Tür- und Dachsäulenverkleidungen verwendet. Entwickelt werden die Materialien in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität im tschechischen Liberec.
Einerseits lassen sich mit den Schnitzen Abfälle aus der Zuckerproduktion sinnvoll verwerten, andererseits sinkt so der Anteil an Erdöl-basiertem Plastik in den Auto-Innenräumen und somit der CO2-Ausstoss in der Produktion. Zudem kommen die nachwachsenden Rohstoffe aus der Umgebung des Skoda-Hauptwerkes im tschechischen Mlada Boleslav – das spart beim Transportweg und verhindert eine ellenlange und anfällige Lieferkette. Derzeit stellt Skoda seine Werke auf Klimaneutralität zum: «Dieses Vorhaben gehen wir ganzheitlich an und nehmen weit mehr in den Blick als nur die CO2-Emissionen unserer Fahrzeugflotte», sagt Skodas Entwicklungschef Johannes Neft.
Aber Skoda verfolgt nicht alleine diese Strategie: Künstliches Leder aus Mikrofasern ist beispielsweise bei Jaguar Land Rover schon länger lieferbar; und auch Volvo arbeitet derzeit verstärkt daran, Plastik durch Naturmaterialien zu ersetzen.