Schweizer Automarkt: Wechsel zu Alternativantrieben spürbar
In der Krise wird es grüner

Erst die verschärften CO2-Vorschriften samt drohenden Umweltbussen und dann Corona: Der Schweizer Automarkt steckt in der grössten Krise seit über 50 Jahren und dürfte sich grundlegend verändern.
Publiziert: 15.06.2020 um 04:01 Uhr
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Aktualisiert: 05.01.2021 um 07:51 Uhr
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Nur 78'958 neue PW wurden zwischen Januar und Mai 2020 in der Schweiz eingelöst. Das ist das schlechteste Verkaufsergebnis seit 1968 und ein Minus von 38,9 Prozent gegenüber derselben Periode 2019.
Foto: Keystone
Guido Biffiger und Raoul Schwinnen

Es ist das schlechteste Verkaufsergebnis seit 1968. Nur 78'958 neue Personenwagen wurden zwischen Januar und Mai 2020 in der Schweiz eingelöst. Und bedeuten ein Minus von 38,9 Prozent oder 50'171 Neuwagen gegenüber den ersten fünf Monaten 2019. Natürlich bleibt den Importeuren und Händlern die Hoffnung, dass sich der Schweizer Neuwagenmarkt nach den Lockerungen des Lockdowns und mit der neuen Normalität wieder erholen wird.

Doch auch der Juni und Juli dürften weitere Absatzverluste im Vergleich zum Vorjahr bringen – als Nachwehen der erschwerten Auftragsannahme der letzten Monate. Ein positives Zeichen ist dagegen die Tatsache, dass der Mietwagenmarkt bislang deutlich weniger stark eingebrochen ist als der private Neuwagenmarkt. Das lässt hoffen, dass wir in der zweiten Jahreshälfte trotz allem mit einer Erholung des Schweizer Automarktes rechnen dürfen.

VW weiterhin an der Spitze

Ruhender Pol auf dem sonst ziemlich volatilen Schweizer Automarkt ist die Marke VW. Volkswagen liegt bei uns weiterhin mit einem praktisch unveränderten Marktanteil von 11,1 Prozent an der Spitze. Gefolgt von den aufstrebenden Premium-Marken Mercedes (10,0 %) und BMW (9,6 %). Auf Rang 4 und 5 kommen mit Skoda (8,1 %) sowie Audi und Seat (je 5,4 %) drei weitere VW-Konzernmarken. Während allerdings Skoda und Seat zulegten, verlor Audi deutlich an Marktanteilen. Zu den Absteigern auf dem Schweizer Markt mit nur noch halbiertem Marktanteil gegenüber 2018 zählen Opel (2,1 %) und Subaru (0,7 %). Prozentual noch mehr Federn lassen mussten Honda (0,4 %) und die reine Elektromarke Smart (0,2 %).

Ruhender Pol auf dem sonst ziemlich volatilen Schweizer Automarkt ist die Marke VW. Volkswagen liegt bei uns weiterhin mit einem praktisch unveränderten Marktanteil von 11,1 Prozent an der Spitze. Gefolgt von den aufstrebenden Premium-Marken Mercedes (10,0 %) und BMW (9,6 %). Auf Rang 4 und 5 kommen mit Skoda (8,1 %) sowie Audi und Seat (je 5,4 %) drei weitere VW-Konzernmarken. Während allerdings Skoda und Seat zulegten, verlor Audi deutlich an Marktanteilen. Zu den Absteigern auf dem Schweizer Markt mit nur noch halbiertem Marktanteil gegenüber 2018 zählen Opel (2,1 %) und Subaru (0,7 %). Prozentual noch mehr Federn lassen mussten Honda (0,4 %) und die reine Elektromarke Smart (0,2 %).

Ein Blick in die Statistiken der letzten zwei Jahre zeigt aber auch, dass sich das Kaufverhalten von Frau und Herrn Schweizer ändert – nicht zuletzt wegen des immer grösseren Angebots an Neufahrzeugen mit Alternativantrieben. So stieg seit 2018 der Marktanteil von Neuwagen mit umweltfreundlicheren Mild-Hybrid-, Hybrid-, Plug-in-Hybrid-, Elektro-, Wasserstoff- und Gasantrieben von rund sieben auf über 22,5 Prozent.

Elektroantrieb hat die Nase vorn

Dabei verteilen sich die verschiedenen Alternativantriebsarten ganz unterschiedlich auf die Marken (siehe Tabelle). Derzeit am meisten gefragt sind Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb (EV). Rund 25 Anbieter buhlen damit um die Gunst der Kunden – Smart und Tesla bieten gar nur EV-Modelle an. Mittlerweile rund 20 Marken haben zudem Plug-in-Hybrid-Modelle (PHEV) mit Verbrenner und wiederaufladbarem E-Antrieb im Programm. Völlig klar, dass über kurz oder lang wohl jede Marke Modelle mit Alternativantrieben im Angebot haben muss, will sie längerfristig überleben. Alfa Romeo, Dacia, Jeep oder SsangYong tun also gut daran, ihre angekündigten Hybrid-Modelle möglichst schnell auf den Markt zu bringen. Andernfalls dürften sie wohl weitere Marktanteile verlieren.

Hyundai bietet breitestes Spektrum

Aus der Tabelle ersehen wir zudem, dass derzeit Audi, Kia und VW mit Fahrzeugen in vier Alternativ-Kategorien ein breites Angebot an umweltfreundlichen Fahrzeugen anbieten. Spitzenreiter bei diesen Antrieben ist aber Hyundai. Die Koreaner decken bis auf ein fehlendes Gas-Modell das ganze Spektrum der Antriebspalette ab.

Fazit: Die Bemühungen der Politik (strenge CO2-Vorgaben) und der Autoindustrie scheinen trotz Krise zu greifen. Jedenfalls kaufen Frau und Herr Schweizer heute viel mehr Fahrzeuge mit umweltverträglicheren Antrieben als noch vor zwei Jahren – natürlich auch, weil seither das Angebot deutlich gewachsen und die Preise für viele solcher Fahrzeuge gesunken sind.

Weniger Parallelimporte

Dank der Corona-Krise vermochten die offiziellen Importeure ihren Verkaufsanteil wieder deutlich auf 97,8 Prozent zu steigern. Vor allem die Parallelimporte verloren klar an Boden. Und weil Schweizer Kunden in letzter Zeit immer häufiger beim offiziellen Händler auch Neuwagen mit den «veralteten» Abgasnormen 6a bis 6c – natürlich mit entsprechendem Preisnachlass – zu günstigen Konditionen kauften, gelangten auch solche Fahrzeuge nicht mehr in den Grau-Import-Handel.

Etwas anders sieht die Situation bei den Direktimporten aus. Dort handelt es sich meist um Fahrzeuge aus aussereuropäischer Produktion oder exotische Einzelstücke ohne Zulassung. Und entsprechend dem Zeitgeist sind derzeit grossvolumige US-Exoten wie Ford Mustang Shelby oder Dodge Charger Hellcat weniger gefragt.

Unter der Krise mit der unterbrochenen Neuwagenproduktion leiden nicht zuletzt auch die Parallelimporteure.
Raoul Schwinnen

Dank der Corona-Krise vermochten die offiziellen Importeure ihren Verkaufsanteil wieder deutlich auf 97,8 Prozent zu steigern. Vor allem die Parallelimporte verloren klar an Boden. Und weil Schweizer Kunden in letzter Zeit immer häufiger beim offiziellen Händler auch Neuwagen mit den «veralteten» Abgasnormen 6a bis 6c – natürlich mit entsprechendem Preisnachlass – zu günstigen Konditionen kauften, gelangten auch solche Fahrzeuge nicht mehr in den Grau-Import-Handel.

Etwas anders sieht die Situation bei den Direktimporten aus. Dort handelt es sich meist um Fahrzeuge aus aussereuropäischer Produktion oder exotische Einzelstücke ohne Zulassung. Und entsprechend dem Zeitgeist sind derzeit grossvolumige US-Exoten wie Ford Mustang Shelby oder Dodge Charger Hellcat weniger gefragt.

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