Rolls-Royce Cullinan schon gefahren
Luxus auf Abwegen

Für Traditionalisten klingts noch immer wie ein Scherz: Rolls-Royce baut einen SUV. Ist der Cullinan der perfekte Hochsitz auf Rädern? BLICK konnte ihn bereits fahren.
Publiziert: 11.10.2018 um 10:56 Uhr
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Aktualisiert: 11.10.2018 um 10:58 Uhr
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Rolls-Royce Cullinan
Foto: Werk
Stefan Grundhoff

Es war keine Liebe auf den ersten Blick: Lange Jahre tat sich Konzernmutter BMW mit dem Entscheid schwer, einen SUV mit «Spirit of Ectasy» auf dem Kühlertempel zu entwickeln. Ebenso wie etwa bei Ferrari hiess es bis zuletzt, das passe nicht ins Portfolio – derweil man in Maranello (I) wie München (D) ja längst daran werkelte.

Der Kunde ist König

Letztlich war der Druck der Kunden zu gross, für den Ausflug ins Jagdrevier nicht auf Range Rover und Co. zurückgreifen zu müssen. Nun sieht der Cullinan so aus, wie man sich einen Rolls-Royce vorstellt. Elegant? Imposant! Auch unter der Haube: Hier sitzt der doppelt aufgeladene 6,8-Liter-V12 des Phantom: 571 PS katapultieren das Allradschloss in 5,2 Sekunden auf Tempo 100. Bei 250 km/h ist Aus. Normverbrauch 15,0 l/100 km. Hybrid? Ist nicht geplant. Weniger Zylinder? Will kein Rolls-Kunde.

In einer eigenen Welt

In Fahrt schwebt der Cullinan wie von der Strasse abgekoppelt. Hinter dem Sechs-Millimeter-Doppelglas hört man nichts, Luftfederung plus Vierradlenkung führen das Auto wie von Geisterhand. Hat man sich an die leichtgängige Lenkung gewöhnt, fährt man ihn mit dem kleinen Finger. Nur kann kein Allrad und kein Zauberfahrwerk im Selbstfahrer-Rolls die fast 2,7 Tonnen überspielen. Wo andere um jedes Gramm kämpfen, verbaut Rolls 100 Kilo Dämmmaterial extra. Sportliche Gangart mag die Wuchtbrumme nicht und neigt sich in flotten Kurven arg zur Seite.

Über allem

Aber wer fährt im Rolls schon sportlich? «Wir wollten den Magic Carpet Ride auf allen Untergründen erfahrbar machen», sagt Entwicklerin Caroline Krismer. Manuell kann der Fahrer sechs Programme wählen oder alles der Technik überlassen. Druck auf den Offroad-Knopf, und der Riese erledigt alles alleine. Einzig mehr Stakkato dürfte sich manch einer erträumen, denn so sehr man den Dutzendzylinder auch scheucht: Der V12 ist kaum zu vernehmen.

Grenzenlos

Dass Luxus kaum Grenzen hat, mag bei 374'900 Franken nicht überraschen. Wobei das der Basispreis ist! Statt als Fünfsitzer mit durchgehender Rückbank kann man den Cullinan zum Beispiel auch als Viersitzer mit Einzelsesseln ordern. Oder mit Champagnerkühler und Trennscheibe zum Gepäckabteil, was dann soviel extra kostet wie ein Dacia Duster. Platz kann man nicht kaufen. Macht nichts, das Raumangebot ist opulent, der 5,34-Meter-Fünftürer ist schon als Kurz- quasi eine Langversion. Kofferraum: 560 bis 1886 Liter. Moderner würde man sich nur die Armaturen wünschen. Hier sind die Briten in der Tradition gefangen. Was solls? Den neuen Massstab der Klasse setzen sie ohnehin.

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