Rollender Bakterienherd
So eklig sind unsere Autos

Aussen wird geputzt und poliert, bis das Auto blitzt und blinkt. Aber drinnen? Eine britische Studie enthüllt, wie heftig unsere Interieurs von Bakterien befallen sind.
Publiziert: 17.05.2022 um 18:00 Uhr
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Aktualisiert: 16.05.2022 um 14:53 Uhr
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Wo siedeln Bakterien in unseren Autos – und welche Arten? Diese Frage stellten sich Mikrobiologen der britischen Aston University in Birmingham.
Foto: pixabay
Andreas Faust

Ob Hochdruckreiniger, Waschstrasse oder schonende Handwäsche: Wenns um die äussere Sauberkeit unserer Autos geht, scheuen wir keinen Aufwand. Und greifen tief in die Tasche für Putzmittel und Politur. Aber die Scheiben auch mal von innen zu reinigen? Das fällt uns nur selten ein. Ganz zu schweigen vom gründlichen Putzen von Türen, Instrumententafel und Sitzen. Ab und zu mal alles absaugen – das muss bei den meisten reichen.

Mit dieser Ignoranz machen wir unwissentlich unsere Autos zu Bakterien-Biotopen. Abgesehen von unseren körpereigenen Keimen sammeln wir mit jeder Einkaufstasche, jedem Koffer im Laderaum, mit Haustieren oder Passagieren weitere Bakterien ein und geben auch gleich die schon gesammelten wieder weiter. Wie viele und wo sie sich bevorzugt sammeln, untersuchten nun britische Mikrobiologen von der Aston University in Birmingham (Grossbritannien).

Hohes Alter, Haustiere, Kinder

Und so gingen sie vor: In fünf Occasionsautos unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlicher Nutzung wurden Abstriche im Kofferraum, an Fahrersitz, Schalthebel, Rücksitz, Armaturentafel und am Lenkrad genommen und damit Kulturen angelegt, um die entsprechenden Bakterien identifizieren zu können. Um die Bakterien und ihren Ursprung zu ermitteln, wurden von zwei WCs in Privathaushalten Bakterienkulturen angelegt und dann beide Keimquellen verglichen.

Nicht verwunderlich: Je älter die Autos, umso heftiger der Bakterienbefall. Aber obwohl man sie ständig anfasst, waren die Lenkräder mit Abstand am wenigsten befallen. Für Studienleiter Jonathan Cox ein Resultat der Corona-Pandemie: Häufiges Desinfizieren der Hände tötet als Nebeneffekt auch Bakterien am Lenkkranz ab.

Einkäufe sammeln Bakterien auf

Dafür fand sein Team ansonsten Bakterien zuhauf: In den Kofferräumen wurden 1425 verschiedene Bakterienarten gefunden, dahinter folgten der Fahrersitz (649), Schalthebel (407), Rücksitz (323), Armaturentafel (317) und eben das Lenkrad mit 146 Arten. Besonders häufig entdeckten die Mikrobiologen Koli-Darmbakterien vor allem auf dem Fahrersitz, aber auch im Kofferraum; dazu auch teils Antibiotika-resistente Wundbakterien (sogenannte Pseudomonas), die vor allem Immungeschwächten gefährlich werden können.

Selbst anscheinend saubere Interieurs können biologisch gesehen dreckig sein. Für Cox ein potenzielles Gesundheitsrisiko: «Einkäufe rollen im Kofferraum umher, sammeln dabei Bakterien auf – und nachher beissen wir in den Apfel.» Auch Essen auf einem Koli-kontaminierten Fahrersitz sei nicht wirklich gesund. Zudem könne man sich unterwegs beim Fahren nicht ausreichend die Hände waschen, bevor man etwas esse.

Lauter Gründe, unser Reinigungsverhalten zu überdenken, findet Cox. Wir steckten viel Zeit und Geld in die Wartung unserer Autos und wischen jedem Matschspritzer hinterher. Aber nicht nur äusserlich sollten unsere Autos auf Hochglanz gebracht werden – mindestens so viel Aufwand sollte man auch ins Interieur stecken. Und es helfe, das Hand-Desinfektionsmittel aus Pandemie-Zeiten auch jetzt noch fleissig zu nutzen.

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