Kurz bevor der deutsche TÜV seinen jährlichen Mängelreport veröffentlicht, zittern jeweils die Manager in den Führungsetagen der Autohersteller. Denn die Prüfungen zur Zwei-Jahres-Plakette in Deutschland zeigen einen erstaunlich genauen Informationsstand zur Qualität einzelner Modelle. Und weil es bei uns keine offiziellen Mängelstatistiken gibt, sind die deutschen Zahlen auch für uns Schweizer interessant.
Deutsche und Japaner vorn
Freude am diesjährigen TÜV Report dürfte Mercedes haben. Die Schwaben holen sich mit einer Mängelquote von 2,8 Prozent nicht nur die Goldmedaille für die Mercedes B-Klasse, sondern belegen mit ihren Modellen GLK, SLK und ML geschlossen die ersten vier Plätze. Unter den zehn Fahrzeugen mit den wenigsten Mängeln in den ersten drei Jahren sind allein sechs Mercedes, ergänzt von Porsche, Audi und Toyota.
Das zeigt: Mercedes hat seine Hausaufgaben gemacht. Allerdings gilt zu berücksichtigen, dass der Audi A6 in dieser Kategorie die höchste Laufleistung erbringt und bis zur ersten Hauptuntersuchung nach drei Jahren im Schnitt bereits 80'000 Kilometer auf dem Zähler hat.
Bei den Fahrzeugen in der Kategorie bis fünf Jahre sieht das Bild mit leicht erhöhten Mängelquoten leicht anders aus. Da liegt der Audi A1 mit 5,7 Prozent klar vor dem BMW Z4 und dem Audi Q5. Bei den über siebenjährigen Fahrzeugen führt am Porsche 911 kein Weg vorbei. Er liegt mit einer Mängelquote von 8,9 Prozent vor dem Toyota Prius und dem VW Golf Plus. Fast das gleiche Bild bei acht- und neunjährigen Fahrzeugen: Auf Platz 1 mit 11,7 Prozent liegt wieder der Porsche 911, gefolgt vom Toyota Prius und dem Mazda MX-5.
Zu berücksichtigen gilt aber, dass in beiden Altersklassen der hybride Toyota Prius gegenüber dem Sportwagen Porsche 911 bei der Laufleistung die Nase deutlich vorn hat: nach sechs bis sieben Jahren 89'000 gegenüber 56'000 Kilometern. Nach acht bis neun Jahren ist der Abstand noch grösser: Dann hat ein Prius im Schnitt 108'000 Kilometer zurückgelegt, ein 911er dagegen erst 67'000.
Der Toyota Verso landet bei den zehn- bis elfjährigen Modellen auf Platz 2, hinter dem Porsche 911. Auf Platz 3 folgt der Toyota RAV 4. Auch hier fällt wieder der grosse Unterschied bei den Laufleistungen auf: Während die Toyota 123'000 bzw. der 113'000 Kilometer auf dem Buckel haben, legte Altersklassensieger Porsche 911 durchschnittlich «nur» 86'000 Kilometer zurück.
Wir halten fest: Je älter ein Auto in Deutschland wird (und das wird in der Schweiz ähnlich sein), umso mehr Qualität bringen die Japaner ins Feld und die deutschen Hersteller werden abgesehen vom Porsche 911 zurückgebunden. Denn bei den über neunjährigen Fahrzeugen finden wir mit dem 911er, dem Mercedes SLK und dem VW Golf Plus nur noch drei deutsche Hersteller unter den Top Ten. Alle anderen kommen von Toyota (Prius, Corolla Verso, RAV4, Yaris) und Mazda (MX-5, 2).
Franzosen und Italiener sündigen
Bei den grössten Mängelsündern gab es nach Jahren der Dacia-Dominanz einen Wechsel. Schon nach drei Jahren hat der mittlerweile vom Markt genommene Chevrolet Spark mit 14,6 Prozent bei durchschnittlich 31'000 Kilometern Laufleistung die höchste Mängelquote. Er löst damit das jahrelange Dauerschlusslicht Dacia Logan ab, der sich in diesem Jahr um deutliche 2,9 Prozent auf den sechstletzten Platz (12,8 %) verbesserte.
Klammern wir den nicht mehr erhältlichen Spark aus, liegen neu die Fiat 500 und Punto auf den letzten Plätzen. Und auch bei den zehn bis elfjährigen Fahrzeugen geht die Rote Laterne an Fiat – mit 44 Mängelquotenprozent an den Stilo. Freilich nur wenig besser schneidet das Vorjahresschlusslicht, die Mercedes M-Klasse (W163), ab.
Fazit: Je älter ein Auto wird, umso schlechter schneiden die Fahrzeuge von Citroën (Berlingo, C4), Renault (Kangoo, Twingo, Laguna, Mégane) und Fiat (Stilo, Bravo) ab. Möglich, dass dies auch mit der vermutlich weniger intensiven Fahrzeugwartung der Besitzer zusammenhängt. Erstaunlich aber, dass bei den TÜV-Prüfungen der fünf- bis elfjährigen Fahrzeuge auch Ford (Galaxy, Ka) und VW (Sharan, Fox) schlecht abschnitten.