Neue Studie prognostiziert:
2035 fahren alle Schweizer ein E-Auto!

Eine Studie des Verbands Swiss eMobility kommt zum Schluss, dass bereits in 14 Jahren keine Autos mit Verbrenner mehr in der Schweiz neu zugelassen werden. Auch Plug-in-Hybride werden schon bald von der Bildfläche verschwunden sein.
Publiziert: 05.08.2021 um 10:10 Uhr
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Aktualisiert: 06.08.2021 um 11:32 Uhr
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Im ersten Halbjahr 2021 stieg der Anteil reiner E-Autos bei Schweizer Neuwagen auf knapp zehn Prozent.
Foto: Noe Flum
Andreas Engel

Nachdem nicht nur die Autobranche selbst, sondern auch die Kundinnen und Kunden der Elektromobilität lange Zeit skeptisch gegenüberstanden, scheint der Bann endgültig gebrochen: Ein Verkaufsrekord jagt den andern – im ersten Halbjahr 2021 stieg der Anteil reiner E-Autos bei Schweizer Neuwagen auf knapp zehn Prozent, bei den ebenfalls aufladbaren Plug-in-Hybriden auf über acht Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Verkäufe der «Steckerfahrzeuge» damit mehr als verdoppelt.

2,9 Millionen E-Autos 2035

Dass es sich dabei nicht nur um einen kurzfristigen Boom, sondern einen unaufhaltsamen Trend handelt, zeigt eine Studie des Verbands Swiss eMobility. Gestützt auf frühere Untersuchungen und die aktuelle Marktlage stellt die Prognose ein pessimistisches und ein optimistisches Szenario dar. Im pessimistischen Fall rechnen die Studien-Autoren bei Schweizer Neuzulassungen mit einem Steckerauto-Marktanteil von 40 Prozent im Jahr 2025, 72 Prozent 2030 und 91 Prozent 2035.

Im optimistischeren Fall soll der Anteil 2025 bereits bei 60, 2030 bei 94 und 2035 bei 99 Prozent liegen. Damit würden bereits in 14 Jahren so gut wie keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr in der Schweiz neu auf den Markt kommen und die E-Auto-Flotte von 626'000 Fahrzeugen 2025 auf 2,9 Millionen im Jahr 2035 steigen.

E-Autos werden bald billiger als Verbrenner

Die Studie stützt sich auf mehrere Annahmen. Zum einen werden sich die Produktionskosten von E-Autos in den kommenden Jahren «signifikant reduzieren». Dies vor allem, weil die Montage der elektrischen Systeme und der spezifischen Elektro-Plattformen weniger komplex und kostengünstiger sei als bei heutigen Autos mit Verbrennungsmotor.

Zum anderen soll je nach Hersteller bereits zwischen 2021 und 2023 Kostenparität erreicht werden, was bedeutet, dass E-Autos ab dann gleich viel oder weniger kosten als vergleichbare konventionelle Modelle. Würden zudem einst auch regulatorische Einschränkungen auf Verbrennermodelle zukommen, etwa Fahrbeschränkungen in Innenstädten oder höhere Steuern, werden E-Modelle auch beim Wiederverkaufswert Verbrennern den Rang ablaufen.

E-Autos legen zu, Plug-ins verschwinden

Laut einer TCS-Umfrage nimmt die Akzeptanz von E-Autos auch bei Autofahrerinnen und -fahrern spürbar zu: Sagten im Jahr 2019 noch 49 Prozent, dass sie sich vorstellen könnten, ein E-Auto anzuschaffen, stieg dieser Wert letztes Jahr bereits auf 56 Prozent. Auch das Angebot von E-Fahrzeugen – ein weiterer wichtiger Faktor – steigt kontinuierlich. 2019 waren bei uns etwas mehr als 200 rein elektrische Fahrzeuge über alle Klassen erhältlich. 2022 sollen es mit rund 500 schon fast 300 Modelle mehr sein.

Zwar stieg auch bei den Plug-in-Hybriden nicht nur das Angebot (von 2019 bis 2022: plus 137 Modelle), sondern auch die Nachfrage. Dennoch gehen die Autoren davon aus, dass Fahrzeuge, die sowohl über einen Verbrennungs-, als auch über einen E-Motor verfügen, nur eine Übergangslösung sind und ab 2030 aus dem Angebot der Hersteller verschwinden werden. «Wer Vorbehalte gegenüber der Alltagstauglichkeit der E-Mobilität hat, kann sich heute bei Plug-in-Hybriden auf das Bewährte der Verbrennungstechnologie verlassen. Je mehr sich reine E-Autos etablieren, desto weniger wird der Zwischenschritt über Plug-in-Hybride nötig sein», schreiben die Autoren.

Schweiz steht vor grossem Wandel

Auch auf eine Frage, die besonders von E-Auto-Gegnern immer wieder ins Feld geführt wird, gehen die Autoren am Ende ihres Berichts ein: Wie hoch ist der Strom-Mehrverbrauch, wenn ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung dereinst elektrisch unterwegs sein wird? (Lesen Sie hier: Schaden oder nützen E-Autos dem Klima?)

Das erstaunliche Ergebnis: Auch wenn wie im optimistischen Szenario beschrieben 2,9 Millionen Autos im Jahr 2035 bei uns elektrisch fahren, stiege der Stromverbrauch nur um 10,7 Prozent oder um 6700 Gigawattstunden. Unterm Strich würde so aber nicht nur enorm Energie im Mobilitätssektor gespart. Der Schweiz würde sich auch eine fundamentale Chance bieten: Sie könnte sich vom Energie-Importeur zum Energie-Produzenten wandeln.

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