Im Frühling vor zehn Jahren treffen sich in einem Pariser Restaurant FIA-Präsident Jean Todt (75) und der spanische Unternehmer Alejandro Agag (50). Sie diskutieren über eine rein elektrische Formel-Rennserie und halten ihre Ideen auf einer Papierserviette fest: Die besten Rennfahrer und Teams sollen Rennen auf den Strassen der berühmtesten Städte der Welt fahren und die Möglichkeiten nachhaltiger Mobilität demonstrieren und E-Fahrzeuge ins öffentliche Bewusstsein rücken. Motorsport der Zukunft für eine bessere und saubere Welt. Ab 2014 entsteht daraus die Formel E, die erste rein elektrische Formel-Meisterschaft der Welt.
Formel E: Erst elektrisierend ...
Fährt sie die Boliden mit Verbrennungsmotor auf den Schrottplatz und löst sie die viel kritisierte Formel 1 ab? Gut möglich, dachten anfangs viele Experten. Denn auf «grünen» Rennsport als emotionale Seite der E-Mobilität scheinen viele nur gewartet zu haben: Neben namhaften Sponsoren wie ABB, Bank Julius Bär oder Michelin drängen zunächst immer mehr Autohersteller in die junge Serie. Doch inzwischen schwindet das Interesse wieder. Denn sportlich hält die Serie nicht ganz, was man sich von ihr erhoffte. Dem Fahrerfeld fehlt es an grossen Namen. Die engen und verwinkelten Stadtkurse lassen kaum spektakuläre Rennen mit Überholmanövern zu – wie zum Beispiel 2018 beim einzigen Rennen in Zürich. Und künstlich generierte Spannungselemente wie der «Fanboost», mit dem Fans per Voting ihren Lieblingen während des Rennens zu Extra-PS verhelfen können, erinnern eher an TV-Konsolenspiele als an ernsthaften Rennsport.
Glaubt man Statistiken, wird die Rennsportzukunft nicht elektrisch, sondern virtuell. Mit über 500 Millionen Fans ist E-Sport weltweit die viertgrösste Sportart. Die Videogame-Industrie ist umsatzmässig grösser als Film- und Musikindustrie zusammen. Jede dritte Schweizerin spielt mindestens einmal wöchentlich Videospiele, während jeder 20. Schweizer bei E-Sports zuschaut, ohne selbst aktiv zu spielen.
Da überrascht es kaum, dass auch das Klausen-Bergrennen, das 2022 sein 100-Jahre-Jubiläum feiert, auf der 21,5 Kilometer langen Strecke virtuell gefahren wird. Weil eine echte Rennveranstaltung finanziell und politisch nicht mehr möglich war, springt die Racing Fuel Academy (RFAG) ein. Sie organisiert seit 2019 die Schweizer Meisterschaft Simracing auf Rennsimulatoren. Und nun, am 27. August 2022, zusammen mit ihren Partnern (ACS-Sektion Glarus, Tourismusverbände Glarus und Uri, Swiss-Car Register Safenwil, Verkehrshaus Luzern), das erste virtuelle Klausenrennen.
Um sich darauf vorzubereiten, gibts in allen beteiligten Fahrsimulator-Centern (www.race-centers.ch) eine Klausenrenn-Version mit befestigter Strasse. Beim Jubiläumsrennen 2022 wird dann aber auf einer virtuellen, unbefestigten Piste gefahren. Genau so, wie sie Rudolf Caracciola 1934 mit seinem Mercedes Silberpfeil bei der Rekordfahrt in 15 Minuten 22 Sekunden bewältigen musste.
Glaubt man Statistiken, wird die Rennsportzukunft nicht elektrisch, sondern virtuell. Mit über 500 Millionen Fans ist E-Sport weltweit die viertgrösste Sportart. Die Videogame-Industrie ist umsatzmässig grösser als Film- und Musikindustrie zusammen. Jede dritte Schweizerin spielt mindestens einmal wöchentlich Videospiele, während jeder 20. Schweizer bei E-Sports zuschaut, ohne selbst aktiv zu spielen.
Da überrascht es kaum, dass auch das Klausen-Bergrennen, das 2022 sein 100-Jahre-Jubiläum feiert, auf der 21,5 Kilometer langen Strecke virtuell gefahren wird. Weil eine echte Rennveranstaltung finanziell und politisch nicht mehr möglich war, springt die Racing Fuel Academy (RFAG) ein. Sie organisiert seit 2019 die Schweizer Meisterschaft Simracing auf Rennsimulatoren. Und nun, am 27. August 2022, zusammen mit ihren Partnern (ACS-Sektion Glarus, Tourismusverbände Glarus und Uri, Swiss-Car Register Safenwil, Verkehrshaus Luzern), das erste virtuelle Klausenrennen.
Um sich darauf vorzubereiten, gibts in allen beteiligten Fahrsimulator-Centern (www.race-centers.ch) eine Klausenrenn-Version mit befestigter Strasse. Beim Jubiläumsrennen 2022 wird dann aber auf einer virtuellen, unbefestigten Piste gefahren. Genau so, wie sie Rudolf Caracciola 1934 mit seinem Mercedes Silberpfeil bei der Rekordfahrt in 15 Minuten 22 Sekunden bewältigen musste.
... inzwischen ziemlich spannungsarm
Auch die Autohersteller sind von der Formel mit Hochspannung nicht mehr derart elektrisiert wie zu Beginn. Dieses Jahr gaben mit Audi, BMW und Mercedes gleich drei der vier engagierten deutschen Hersteller ihren Rückzug aus der Formel E bekannt – obwohl Mercedes jüngst Weltmeister geworden ist. «Wir wollen unsere sportlichen Kräfte wieder ganz auf die Formel 1 fokussieren», begründet Mercedes-Sportchef Toto Wolff (49) den Formel-E-Ausstieg.
Auch der vierte deutsche Hersteller, Porsche, setzt Formel-E-Chef Alejandro Agag unter Druck und macht das Verbleiben in der Serie vom Wechsel auf eine neue, dritte Fahrzeuggeneration abhängig. Sehen Kritiker für die Formel E längerfristig keine Zukunft mehr, bleibt Agag kämpferisch: «Mit Blick auf Prestige und Publikum ist die Formel E natürlich nicht mit der Formel 1 zu vergleichen. Ich denke aber weiterhin, dass die Zukunft in einem Zusammenschluss der beiden Serien liegt», lässt sich der Spanier kürzlich zitieren.
Klimafreund oder Geschäftsmann? Die Geister scheiden sich am spanischen Unternehmer Alejandro Agag (50). Fakt ist: Er ist ein umtriebiger Macher und schuf mit der Formel E und der neu gestarteten Extreme E zwei Elektro-Rennserien aus dem Nichts. Seine Motivation erklärt Agag so: «24 der 25 meistgesehenen TV-Sendungen aller Zeiten waren Sportübertragungen. Nutzen wir den Sport, um der Klimawissenschaft eine Plattform zu geben, werden mehr Menschen die Botschaft hören.» Rollt dabei der Rubel, wird Agag nicht traurig sein.
Klimafreund oder Geschäftsmann? Die Geister scheiden sich am spanischen Unternehmer Alejandro Agag (50). Fakt ist: Er ist ein umtriebiger Macher und schuf mit der Formel E und der neu gestarteten Extreme E zwei Elektro-Rennserien aus dem Nichts. Seine Motivation erklärt Agag so: «24 der 25 meistgesehenen TV-Sendungen aller Zeiten waren Sportübertragungen. Nutzen wir den Sport, um der Klimawissenschaft eine Plattform zu geben, werden mehr Menschen die Botschaft hören.» Rollt dabei der Rubel, wird Agag nicht traurig sein.
Extreme E: Botschafter gegen Klimawandel
Zudem hat Agag mit der dieses Jahr gestarteten Elektro-Rennserie Extreme E bereits ein weiteres Eisen im Feuer. Bei der Extreme E handelt es sich im Prinzip um eine Formel E auf Stollenreifen. Gefahren wird mit technisch identischen E-Buggies mit zwei E-Motoren und total 544 PS Leistung. Jedes der Teams besteht aus einer Fahrerin und einem Fahrer – darunter Rallye-Altstars wie Carlos Sainz (59), Sebastien Loeb (47) oder Jutta Kleinschmidt (59).
Die Rennen finden bewusst an Orten statt, die stark vom Klimawandel betroffen sind – etwa in der arabischen Wüste, an der afrikanischen Küste, im Amazonas oder auf Grönland. Quasi Motorsport in CO₂-Krisengebieten. Als Fahrerlager dient dem Tross ein ganz auf Öko getrimmtes ehemaliges Postschiff. Was das Ganze soll? Alejandro Agag will «auf die unterschiedlichen Umweltprobleme wie Wüstenbildung, Gletscherschmelze und Abholzung aufmerksam machen.»