Fast 1000 PS, 1,6 Liter Hubraum, sechs Zylinder und ein Gewicht von rund 700 Kilo. Das Arbeitsgerät des frischgebackenen F1-Weltmeisters Nico Rosberg ist ein technisches Meisterwerk. Dass ein Serienfahrzeug aus gleichem Hause dagegen nur wie ein klobiges Gefährt wirken kann, wäre nachvollziehbar. Ist es aber nicht, wie der Mercedes-AMG E 63 und E 63 S 4Matic+ zeigen.
Leistung satt
Die 1955 Kilo schwere Business-Limousine macht in der Stadt eine gute und auf der Rennstrecke eine sehr gute Figur! 571 PS und 750 Nm respektive 612 PS und 850 Nm bei der S-Variante sind echte Hausnummern! Und die Tatsache, dass in einem Autoquartett mit der Zahl 8 in der Kategorie Zylinderanzahl und 4,0 bei Hubraum selbst gegen einen F1-Boliden gewonnen wird, rundet das wohlige Gefühl innerhalb der stärksten E-Klasse aller Zeiten ab. Gibt man Gas, ertönt ein Orkan der sich seinen Weg aus dem V8 hinaus zu den vier Endrohren bahnt – eine geniale Untermalung für den nur 3,5 respektive 3,4 Sekunden dauernden Sprint auf 100 km/h. Bei 250 Sachen ist werksseitig Schluss. Eine optionale Anhebung auf 300 km/h ist wie bei AMG gewohnt nur in Verbindung mit dem AMG-Drivers-Package erhältlich.
Die im März 2017 in die Schweiz rollenden Mercedes-AMG E 63 und E 63 S 4Matic+ (Preis noch offen) lassen sich aber nicht nur flott über die Rennstrecke und komfortabel über die Landstrasse pilotieren. Denn dank einer äusserst gut versteckten Spezialfunktion lädt die Limousine, die geeignete Lokalität vorausgesetzt, auch zum Herumtollen ein. Die Rede ist vom Driftmode. Bei einem luftgefederten Sportler mit voll variablem Allradantrieb ansonsten nur etwas für Profis mit viel Geschick.
Mehr als schwarze Streifen
Die Reihenfolge lautet: Fahrprogramm Race auswählen, das dreistufige ESP komplett deaktivieren, die 9-Gang-Automatik in den Tiefschlaf versetzen indem der manuelle Getriebemodus ausgewählt wird und abschliessend an beiden Schaltpaddles ziehen. Spannend: Es gibt keinen Warnhinweis bezüglich der Gefahren des Modus. Die letzten Zweifel, ob der Driftmode nun aktiv ist oder nicht, verfliegen spätestens nach dem ersten Vollgasstoss bei eingeschlagenem Sportlenkrad. Die elektromechanische Servolenkung mit ihrem steten Drang zur Mittellage ist aber auch dabei sehr präzise, erfordert allerdings gehörigen Muskeleinsatz.
Allerdings hinterlässt eine Fahrt im Mercedes-AMG E 63 S 4Matic+ noch etwas mehr, als nur schwarze Streifen auf dem Asphalt. Sie hinterlässt ein Gefühl der vollkommenen Kontrolle über ein auf dem Papier wie eine Höllenmaschine wirkendes Automobil. Denn selbst im Race-Modus greift auch dem sportlich ambitioniertesten Fahrer die Technik im letzten Moment noch helfend unter die Arme. Klar, die Grenzen der Physik gelten auch für Traktionskontrolle & Co. Wer jedoch nicht vor hat, sich bewusst in Gefahr zu begeben, der kommt auch nicht in Gefahr. Selbst ein starkes Reinbremsen in Kurven mit Hilfe der optionalen Keramik-Karbon-Bremsanlage wurde dank der gelungenen Zusammenarbeit von Ingenieuren und der DTM-Legende Bernd Schneider perfektioniert.