Die Ästhetik der Szenerie erinnert an die Bildsprache der deutschen Regisseurin Leni Riefenstahl (1902–2003), die sich durch ihre Propaganda-Filme und ihre Nähe zu den Nazis einen zweifelhaften Namen während des Zweiten Weltkriegs machte: Grauer Beton und schwarze Regenwolken hüllen die Hafengegend auf dem Foto in eine düstere Atmosphäre. Auf einem anderen Bild huscht ein Herr in einem langen, schwarzen Ledermantel vorbei. Immer mittendrin: das ebenfalls in Grau und Schwarz gehaltene Auto.
Wer jetzt denkt, dies sei eine Szene aus dem neuesten Endzeit-Blockbuster, der irrt. Es handelt sich um offizielle Presse- und Marketingbilder des neuen Sondermodells des Nissans Kompakt-SUVs Juke. Der Name der auf 500 Stück limitierten Sonderedition: Enigma.
Hochkomplexe Technik
Enigma? Was auf Englisch so viel wie Rätsel oder Mysterium bedeutet, war im Dritten Reich die Bezeichnung für eine ausgeklügelte Dechiffrier-Maschine. Dank ihrer hochkomplexen Verschlüsselungstechnik konnte die deutsche Marine im Krieg gegen das britische Königreich und die USA auch unzählige zivile Schiffe unbehelligt im Altlantik versenken, weil die Alliierten die geheimen Codes mit den Positionen der U-Boote nicht entschlüsseln konnten – Abertausende unschuldige Menschen starben.
Geheime Codes?
Dass ausgerechnet der in der britischen Hafenstadt Sunderland gebaute Crossover Nissan Juke nun ein Sondermodell mit dem Namen Enigma erhält, verwundert daher doppelt. Und nicht nur Name, Szenerie und lederne Gestalten irritieren uns gewaltig. Der Juke Enigma – bei dessen Farbe es sich übrigens um «Gun Grey», also Pistolengrau, handelt – ist auf einem Bild auch mit einem britischen Kennzeichen versehen, auf dem prominent die Zahlen- und Buchstabenreihenfolge 08-AHA-80 prangt. Die Zahl 88 steht in Nazikreisen für den verbotenen Gruss «Heil Hitler», AH sind die Anfangsbuchstaben des einstigen Naziführers Adolf Hitler. Man muss kein Verschwörungstheoretiker sein, um diese Details seltsam zu finden.
Ein grosses Missverständnis
BLICK will es genauer wissen und fragt bei der offiziellen Pressestelle von Nissan Deutschland nach – dort, wo die Mitteilung mitsamt der irritierenden Bilder Anfang dieser Woche veröffentlicht wurde. Unternehmenssprecherin Hajar Kayali (29) gibt sich reumütig: «Leider ist es bei den Bildern zu einem grossen Missverständnis gekommen. Um die Fotos für die unterschiedlichen Märkte nicht mit einem rechts- und einem linksgelenkten Auto machen zu müssen, haben wir ein Nummernschild verwendet, das vorwärts und rückwärts gelesen identisch ist. Dass es genau diese Zahlen- und Buchstabenkombination war, ist purer Zufall.»
Der Name Enigma für das Sondermodell gehe aufs Marketing zurück, dass den Juke als «Geheimagenten unter den Autos» möglichst geheimnisvoll präsentieren wollte. Die Bilder mit dem Herrn im Ledermantel sollten das Mystische herausstreichen und wurden mit keinerlei Hintergedanken vom Marketing erstellt. Man werde aus der Geschichte aber definitiv die Lehren ziehen und sensibler mit solchen Details umgehen. Das Bild mit der angesprochenen Zahlen- und Buchstabenfolge sei bereits auf dem deutschen Presseportal ausgetauscht worden.
Erstmals Alexa-kompatibel
Was bei all dem komplett untergeht, ist das Sondermodell Juke Enigma als solches: Erstmals lassen sich in einem Nissan nämlich Funktionen wie die Abfrage der Tankmenge oder die Bedienung des Navis via Amazons Sprachassistent Alexa ausführen (lesen Sie hier: Auch Lamborghini führt Alexa ein) – diese Kompabilität soll in Zukunft bei allen neuen Nissans verfügbar sein.
Coole 19-Zoll-Felgen, filigrane Muster, schicke Sitze – das Sondermodell bringt alles mit, um wie die sprichwörtlichen warmen Weggli über die Ladentheke zu gehen. Auch in der Schweiz wird die Spezialedition angeboten: Exakt 120 der 500 verfügbaren Exemplare finden den Weg zu hiesigen Händlern. Die Preise starten dabei ab 29'290 Franken.
Mehr dubiose Themen