Harte Zeiten für die Autobranche
E-Mobilität killt Tausende Jobs!

Experten warnen: Die Elektromobilität sowie der Zoll- und Wirtschaftskrieg kosten bei den Autoherstellern und ihren Zulieferern Tausende von Arbeitsplätzen.
Publiziert: 23.10.2019 um 01:47 Uhr
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Aktualisiert: 23.10.2019 um 07:38 Uhr
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Der deutsche Auto- und Wirtschaftsexperte Ferdinand Dudenhöffer warnt: Bis 2030 werden alleine in der deutschen Autoindustrie bis zu 125'000 Arbeitsplätze wegfallen.
Foto: Ulrich Zillmann
Raoul Schwinnen

Bei den meisten Autoherstellern dreht sich alles nur noch ums Thema Elektro. Bei Tesla schon lange, neu aber auch bei Daimler oder Porsche. Selbst der grösste Autohersteller, Volkswagen, hat mit der Präsentation des neuen Kompaktstromers ID 3 das Elektrozeitalter ausgerufen. Da wirkt der morgen Weltpremiere feiernde neue Golf VIII fast nur noch wie ein Relikt aus einer alten Autowelt.

Natürlich gehen solche grundlegenden Veränderungen mit gigantischen Einschnitten in den Unternehmen nicht spurlos an der Arbeitnehmerschaft vorbei. Neue Technologien, eine geänderte Ausrichtung – da bleibt kaum ein Stein auf dem anderen. Und Autohersteller wie Audi, BMW, Ford, Jaguar Land Rover oder VW, aber auch Zulieferer wie Bosch oder Continental machen längst keinen Hehl mehr daraus, dass sie sich über kurz oder lang von Tausenden Mitarbeitern trennen müssen.

Natürlich werden mit den neuen Technologien auch neue Jobs geschaffen. So spricht VW von der grössten bevorstehenden Rekrutierungsaktion. Dennoch weiss der deutsche Auto- und Wirtschaftsexperte Ferdinand Dudenhöffer: «Allein in den letzten Monaten wurde der Wegfall von knapp 50’000 Stellen in der Autoindustrie angekündigt. Und in Summe», malt Dudenhöffer schwarz, «werden alleine in der deutschen Autoindustrie bis zum Jahr 2030 bis zu 125’000 Arbeitsplätze wegfallen!» 

Diese Firmen bauen Jobs ab

Alleine in Deutschland kündigten in den letzten Monaten fast 20 Unternehmen der Autobranche einen Jobabbau von total fast 50’000 Stellen an. 

Autohersteller

  • Audi 10’000
  • BMW 3000
  • Ford 3000
  • Volkswagen 14’000

Zulieferer

  • Brose 2000
  • Continental 7000
  • Eberspächer 250
  • Küster 100
  • Leoni 500
  • Mahle 500
  • Mann+Hummel 200
  • Schaeffler 1300
  • Schuler 500
  • SMIA 100
  • ZF Saarbrücken 2200

Alleine in Deutschland kündigten in den letzten Monaten fast 20 Unternehmen der Autobranche einen Jobabbau von total fast 50’000 Stellen an. 

Autohersteller

  • Audi 10’000
  • BMW 3000
  • Ford 3000
  • Volkswagen 14’000

Zulieferer

  • Brose 2000
  • Continental 7000
  • Eberspächer 250
  • Küster 100
  • Leoni 500
  • Mahle 500
  • Mann+Hummel 200
  • Schaeffler 1300
  • Schuler 500
  • SMIA 100
  • ZF Saarbrücken 2200

Wirtschaftskrieg

Dudenhöffer vom CAR-Center Automotive Research der Uni Duisburg-Essen betont jedoch, dass nicht die Elektromobilität alleine die Jobs killt. Sondern dass auch der von US-Präsident Donald Trump angezettelte Zoll- und Wirtschaftskrieg für die Probleme der Autobranche verantwortlich sei. Dudenhöffer: «Nach meiner Einschätzung sind es über 700 Milliarden Euro an Umsatzerlösen alleine in der Autobranche, die aufs Konto der US-Wirtschaftskriege gehen.» Die europäische Autoindustrie werde aktuell gleich doppelt belastet – einerseits durch die eingangs erwähnte technologische Neuausrichtung, andererseits durch den mit dem Wirtschaftskrieg ausgelösten Abschwung, folgert der deutsche Professor.

China als Retter?

Und wie soll die geplagte Autobranche in Europa wieder auf die Erfolgsspur zurückfinden? Den Umstieg auf die E-Mobilität mit gedrosselterem Tempo angehen, ist für Dudenhöffer keine Alternative. «Wer langsam umbaut, verliert wertvolle Zeit. Die Jobs entstehen dann woanders.» Wichtige Impulse sähe er aber in einer engeren Zusammenarbeit mit China. «Wir sollten uns dem Land gegenüber öffnen und nicht abschotten.»

So wäre es beispielsweise eine Chance, mit chinesischen Akkuherstellern gemeinsam Batteriewerke in Europa zu bauen und die Technologie zusammen weiterzuentwickeln. Es mache keinen Sinn, so Dudenhöffer, in Deutschland oder Frankreich das Rad neu zu erfinden und das nachzubauen, was chinesische Konzerne bereits beherrschen. «Es macht viel mehr Sinn, in gemeinsamen Forschungsprogrammen an der Batterie der Zukunft zu arbeiten – und die liegt im Akkumaterial und nicht in der Zellproduktion.»

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