Gefahr bei Schiffsunfällen
Vergiften E-Autos unsere Meere?

Der gestern gesunkene Autofrachter Felicity Ace mit Tausenden E-Autos an Bord löst Diskussionen aus: Wie gefährlich sind solche Hochsee-Schiffstransporte und wie wirkt sich die zerstörte Fracht auf die Wasserqualität aus?
Publiziert: 02.03.2022 um 17:03 Uhr
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Aktualisiert: 02.03.2022 um 18:26 Uhr
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Der gestern gesunkene Autofrachter Felicity Ace mit Tausenden E-Autos an Bord löst Diskussionen aus.
Foto: Anadolu Agency via Getty Images
Raoul Schwinnen

Vor gut zwei Wochen war auf dem Autofrachter Felicity Ace – beladen mit rund 4000 Neuwagen, darunter viele E-Modelle – aus noch unbekannten Gründen ein Feuer ausgebrochen. Während die 22-Mann-Besatzung gerettet werden konnte, brachten die spezialisierten Löschtrupps das Feuer an Bord nie unter Kontrolle. Die vielen Elektroautos mit ihren Lithium-Ionen-Akkus hätten für eine immense Hitze gesorgt und zur schnellen Ausbreitung des Feuers beigetragen, begründeten die Brandbekämpfer.

Erst als das Feuer nach eineinhalb Wochen von alleine erstickte, konnte das niederländische Bergungsunternehmen den arg havarierten Frachter in Schlepp nehmen. Allerdings missglückte diese Bergungsaktion. Ehe das manövrierunfähige Wrack in einen sicheren Atlantik-Hafen geschleppt werden konnte, sank die Felicity Ace gestern wegen zu rauer See mitsamt der wertvollen Fracht – tausende für den US-Markt bestimmte Elektrofahrzeuge.

Elektroautos gelten als Gefahrengut

Nicht erst seit gestern diskutieren Fachleute über die Sicherheit bei Hochsee-Schiffstransporten von Elektroautos. Diese müssen zwar beim Transport als Gefahrengut deklariert und auch entsprechend gesichert werden. Doch genügen diese Massnahmen nicht, wie die jüngste Havarie wieder zeigte. Schon seit mehreren Jahren fordern europäische Sicherheitsexperten, dass Elektroautos nur in eigens mit Feuermeldern und Sprinkleranlagen gesicherten Frachträumen verschifft werden dürfen. Bislang konnte sich die Transportbranche aber noch auf keine verbindlich geltenden, strengeren Massnahmen einigen.

Bis zu 500 E-Scooter liegen im Rhein

In einem Interview der Fachhochschule Münster sagt deren Professor Reinhart Job, dass auf dem Grund des Rheins bis zu 500 E-Scooter liegen. Das ist gefährlich, weil der Rhein eine wichtige Ressource für unser Grund- und Trinkwasser ist. Und je nach eingesetztem Elektrolyt bei den Lithium-Ionen-Akkus der E-Scooter kann durch ihr Auslaufen im Wasser stark ätzende und hochgiftige Flusssäure entstehen. Zudem verrotten die metallenen Gehäuse der Scooter, und die Gummireste zersetzen sich und lassen Mikroplastik entstehen.

In einem Interview der Fachhochschule Münster sagt deren Professor Reinhart Job, dass auf dem Grund des Rheins bis zu 500 E-Scooter liegen. Das ist gefährlich, weil der Rhein eine wichtige Ressource für unser Grund- und Trinkwasser ist. Und je nach eingesetztem Elektrolyt bei den Lithium-Ionen-Akkus der E-Scooter kann durch ihr Auslaufen im Wasser stark ätzende und hochgiftige Flusssäure entstehen. Zudem verrotten die metallenen Gehäuse der Scooter, und die Gummireste zersetzen sich und lassen Mikroplastik entstehen.

Nachdem die Felicity Ace mit ihren Elektroautos nun auf dem Grund des Atlantiks liegt, fragen sich viele, was das für Auswirkungen auf die Wasserqualität hat. Mal abgesehen vom Schweröl des Frachters, dürften sich auch die Lithium-Ionen-Akkus der vielen Elektroautos negativ auf die Wasserqualität auswirken. Eine Studie mit Beteiligung der Empa belegt, dass bei einem Elektrofahrzeugbrand anfallendes Lösch- und Kühlwasser stark kontaminiert wird. Die Konzentrationen von Lithium und der Schwermetalle Kobalt, Nickel und Mangan überschritten bei Versuchen die derzeitig geltenden Grenzwerte für die Einleitung in die Kanalisation um ein Vielfaches.

Noch gefährlichere Wasserstoffautos

Aufgrund dieser Studie wird klar, dass im Hinblick auf die sich rasant verbreitende E-Mobilität in unterirdischen Infrastrukturen wie Tiefgaragen, Tunnels oder auch Schiffsfrachträumen Hochdruck-Wassernebelanlagen eingesetzt werden sollten. Zudem gibt die Studie zu bedenken, dass wasserstoffbetriebene Elektrofahrzeuge ebenfalls ein grosses Risikopotential bergen und deshalb eine Risikofolgeabschätzung dringend nötig sei.

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