Lamborghini-Aventador- und McLaren-MP4-12C-Fahrer müssen jetzt stark sein. Sehr stark. Denn Ferrari legt mit dem neuen F12 Berlinetta die Messlatte im Kampf um die Krone bei den Supersportwagen hoch. Sehr hoch. Schliesslich kann der neue 740-PS-Hochleistungssportler aus Maranello alles noch etwas besser als sein Vorgänger F 599 GTB – und der war schon keineswegs schlecht.
Was kann der neue 740-PS-Hochleistungssportler?
Das zeigt sich alleine schon beim Einsteigen: Obwohl das neue Ferrari-Topmodell 6,3 Zentimeter tiefer als der 599 GTB liegt, gleitet man ganz entspannt in die bequemen Schalensitze. Die richtige Sitzposition ist schnell gefunden und mit der gewohnten Zeremonie aus Zündschlüsseldreh und Startknopfdruck erweckt man das unter der Haube schlummernde 6,3-Liter-V12-Kraftwerk.
Ferrari F12 Berlinetta auf den Strassen
Doch wer nun einen ungestümen Kraftprotz erwartet, wird enttäuscht. Fast schon zurückhaltend säuseln die zwölf Töpfe vor sich hin. Ähnlich entspannt geht es auch zunächst auf der Strasse zu. Da 80 Prozent der 690 Newtonmeter Drehmoment schon bei 2500/min bereitstehen, lässt sich der Ferrari entspannt auf Automatikmodus im Stadtverkehr bewegen, während die adaptiven Dämpfer etwaige Unebenheiten lässig wegradieren. «Eine hohe Alltagstauglichkeit war uns wichtig», erklärt Fahrzeugentwickler Martino Cavanna, «da 20 Prozent unserer Kunden das Auto täglich fahren und auch längere Strecken zurücklegen werden.»
Was ist anders?
Doch sobald man dem «Cavallino Rampante» die Sporen gibt, verwandelt sich die zahme Stute in einen athletischen Hengst. Die zwölf Posaunen aus Maranello trompeten dann aus vollem Rohr und der 1,5 Tonnen leichte Sportler schnellt mit einer an Sprintstar Usain Bolt erinnernden Dynamik nach vorne. Innerhalb von nur 8,5 Sekunden ist die 200-km/h-Marke geknackt – und erst bei über 330 km/h und 8250 /min ist Schluss.
F12 Berlinetta - Eine echte Herausforderung
Doch selbst dann stellt der Ferrari den Fahrer nicht wirklich vor Probleme. Die Lenkung reagiert intuitiv und direkt nach dem Motto «du dirigierst, ich gehorche.» Ein Resultat der deutlich verbesserten Aerodynamik, die für doppelt so viel Abtrieb sorgt als noch beim 599 GTB, der feinen Fahrwerksabstimmung mit dem E-Differenzial an der Hinterachse, das bei Bedarf fast 100 Prozent der Antriebskraft auf ein Rad lenkt und der fast perfekten Gewichtsverteilung von 46 zu 54 Prozent. Dass der behände Kurventanz ohne nerviges Kopfnicken vonstatten geht, ist dem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe zu verdanken, das die Schaltvorgänge extrem flott und fast unmerklich erledigt.
Wie schnell ist Ferrari F12 Berlinetta?
Dreht man das «Manettino», den roten Set-up-Schalter am Lenkrad, auf «Race», reagiert der F12 allerdings deutlich nervöser. Nun wird jeder Kieselstein spürbar und das Heck beginnt zu tänzeln. «Das ist Absicht. Der Race-Modus ist wirklich nur für die Rennstrecke», erklärt Ingenieur Cavanna. Und auch dort setzt der F12 Berlinetta neue Massstäbe: Die hauseigene Teststrecke in Fiorano umrundet er in 1:23 – und ist damit der schnellste Ferrari mit Strassenzulassung. Auch bei der Verzögerung schlägt er seinen Vorgänger um zehn Meter und steht aus 200 km/h bereits nach 131 Metern still. Trotz seiner beeindruckenden Power hält sich der Zweisitzer beim Durst zurück. Der Verbrauch sank um 20 Prozent auf rund 14,3 l/100 km.
Wie sieht Berlinetta aus?
Erfreulicherweise verzichtet der F12 auf jede Krawall-Optik. Spoiler? Fehlanzeige. Die Aerodynamik beschränkt sich auf eine intelligente Luftführung und einer kleinen Kante am Heck. Die schicke Zurückhaltung setzt sich im Interieur fort. Das Cockpit wirkt mit viel Leder elegant und die Hebel und Schalter fühlen sich deutlich wertiger an als noch beim Vorgänger. So leistet sich der Ferrari F12 Berlinetta nur wenig Schwächen und macht auf jedem Meter Spass. Das ist Musik in den Ohren eines jeden Sportwagen-Fans – auch wenn die rote Sinfonie mit 325'000 Franken ihren Preis hat.
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