Erste Marken verlassen das sinkende Dieselschiff
Hat der Diesel ausgenagelt?

Nun verkündet nach Fiat, Toyota oder Volvo auch Porsche den Diesel-Ausstieg. Aber warum steht Europa im Gegensatz zum Rest der Welt überhaupt auf Selbstzünder?
Publiziert: 25.09.2018 um 16:28 Uhr
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Aktualisiert: 25.09.2018 um 20:30 Uhr
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Adieu, Diesel-Porsche: Künftig will Porsche als Konsequenz aus dem Abgasskandal auf Diesel verzichten ...
Foto: Werk
Timothy Pfannkuchen

«Von Porsche wird es künftig keinen Diesel mehr geben», sagte Porsche-Boss Oliver Blume zur «Bild am Sonntag» (D). Man wolle sich künftig auf das konzentrieren, was man besonders gut könne: Benziner, Hybride, und ab 2019 reine Elektrofahrzeuge, betonte Blume: Porsche habe nie selbst Dieselmotoren entwickelt, dennoch habe «das Image gelitten. Die Dieselkrise hat uns viel Ärger bereitet.»

Auch Volvo und Toyota sagen adieu

Bis zum Dieselskandal galt der Porsche-Mutterkonzern VW als Dieseltreiber schlechthin – und jetzt steigt gar eine VW-Tochter aus. Neu ist das aber nur für deutsche Marken. Volvo etwa hat längst erklärt, sich zu entdieseln und stattdessen auf Hybride und Stromer zu setzen. Das erste Modell ganz ohne Diesel-Genagel wird der neue S60, der vor allem auf dieselfeindliche Märkte wie China geeicht ist. Speerspitze der Dieselverzichter ist aber Toyota. Anno 1997 noch verlacht, setzten die Japaner früh auf den Hybrid – ohne den heute nichts mehr geht. Schon länger griffen Kunden lieber zum Hybrid, was Toyotas Europa-Dieselanteil auf unter ein Fünftel reduziert hat. Für Toyota kein Problem: Weltweit spielt Diesel kaum eine Rolle. Seit dem Frühjahr ists offiziell: Nur Hilux und Land Cruiser gibts künftig (noch) als Diesel.

Dieselpionier Fiat will aussteigen

Ironie der Autogeschichte: Ebenfalls im Frühjahr wurde klar, dass ausgerechnet Fiat sich nach und nach ebenfalls vom Diesel verabschieden will. Zwar hat Fiat einen hohen Dieselanteil, aber bei meist kleineren Fahrzeugen wird moderne Abgsreinigung zu teuer. Dabei hatte Fiat mit zu verantworten, dass der Diesel das sogenannte Nageln verlernte und kultivierter und gross wurde: Fiat hatte 1987 den ersten Diesel-Direkteinspritzer und (bei Alfa) 1997 den ersten Commonrail-Diesel lanciert.

Rest der Welt wollte nie Diesel

Apropos Pioniere: Angefangen hatte die Karriere des Diesel anno 1936, als Mercedes sich parallel zu Hanomag traute, den lahm-lauten Selbstzünder aus Last- in Personenwagen zu verpflanzen. Der Durchbruch kam per Turbodiesel (1978, ebenfalls Mercedes), weil der Lader Diesel kräftig machte. Heute sind gut die Hälfte aller in Europa neu zugelassenen Autos Diesel (Tendenz sinkend), während der Rest der Welt Benzin tankt. Zum Vergleich: In den USA sinds keine drei Prozent PW-Dieselanteil. Warum also kauft Europa Diesel?

Abgasgesetze förderten Diesel

Ja nach Land spielen viele Faktoren eine Rolle: Auf Märkten mit hohen Treibstoffpreisen – sprich Europa – rentiert der höhere Kaufpreis dank tieferer Verbräuche. Europa hat sehr strenge CO2-Gesetze: Zwar setzt ein Dieselmotor pro Liter mehr CO2 frei, aber braucht dafür viel weniger. Je nach Land kamen Besonderheiten hinzu: In Deutschland etwa sollte die viel tiefere Dieseltreibstoff-Besteuerung einst das heimische Transportgewerbe fördern. In der Schweiz wurde das Drehmoment der Diesel zum Schlüssel: Bei gleicher PS-Zahl wirkt ein Diesel bergan souveräner, und gerade bei Allradlern und SUV locken die tiefen Verbrauchswerte.

Nach und nach der Abschied?

Ein Abschied auf Raten? Vermutlich werden sich nach und nach weitere Marken verabschieden, indem man Diesel langsam auslaufen lässt, und die Qual der Wahl wird bald nicht mehr «Benzin oder Diesel», sondern halt «Benzinhybrid oder Elektro» sein. Inzwischen wäre der Diesel bei entsprechender Abgasnachbehandlung dank Milliardeninvestitionen ja tatsächlich sauber. Aber der VW-Betrug hat sein Image gekillt.

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